Benefiz Der mühsame Weg zurück ins Leben - Spende für 18-jähriges Schlaganfall-Opfer

Seffern/Irrhausen · Vor einem Jahr bekam Tobias Wickel aus Seffern einen Schlaganfall - mit nur 18 Jahren. Sein Schicksal bewegt die Eifeler. In Irrhausen bekam er nun eine Spende überreicht, die ihm die Rückkehr zur Selbstständigkeit erleichtern soll.

 Einen Monat wurde gesammelt: Nun konnte das Team des Gasthauses im Pfenn Tobias Wickel einen fünfstelligen Betrag überreichen.

Einen Monat wurde gesammelt: Nun konnte das Team des Gasthauses im Pfenn Tobias Wickel einen fünfstelligen Betrag überreichen.

Foto: Markus Urfels

Die Diagnose war ein Schock. Wegen einer Erkältung besuchte der damals 17-jährige Tobias Wickel vor etwas mehr als einem Jahr seinen Hausarzt. Statt eines Schnupfens diagnostizierte der allerdings mehrere Blutgerinnsel im Herzen des Jungen aus Seffern und schickte ihn zur Untersuchung in das Bitburger Krankenhaus. Der Mediziner lag mit seiner Vermutung richtig. Tobias wurde in eine Spezialklinik überwiesen, wenige Tage später erlitt er einen Schlaganfall. Die Folge: eine halbseitige Lähmung und der Verlust des Sprachvermögens. Für den jungen Mann begann ein Marathon aus Reha-Aufenthalten. Während er kämpfte, sich durchbiss und Schritt für Schritt den Weg zurück ins selbstbestimmte Leben machte,wogte eine Welle der Hilfsbereitschaft durch die Eifel (der TV berichtete).

Sportvereine, Einzelhändler und Stiftungen sammelten Geld, um den begeisterten Fußballer und seine Familie zu unterstützen. „Es ist Wahnsinn. Man sagt ja immer, dass die Menschen in der Eifel zusammenhalten, ich kann nun nur noch sagen: Das stimmt. Ich kann allen Unterstützern wirklich nicht genug danken“, sagt Tobias’ Mutter Heike Wickel.

Erst jüngst hat das Irrhausener Gasthaus im Pfenn Kassensturz gemacht. Bei der jüngsten Weihnachtsbenefizaktion sammelten die Angestellten, die Gastwirte und auch die Gäste vor Weihnachten einen Monat lang Spenden für Tobias. „Seit ein paar Jahren gibt es diese Aktion. Wir sammelten bereits für die Initiative Nestwärme, für den kleinen Felix, der beide Beine verloren hat, und nun eben für Tobias“, sagt Markus Urfels, der mit seinen Eltern das Gasthaus in dritter Generation führt. Ein Bekannter aus Seffern habe den Hinweis auf das Schicksal des heute 18-Jährigen gegeben. „Unser Team bot dann von sich aus an, das Trinkgeld eines ganzen Monats zu spenden, meine Eltern gaben für jedes Gericht einen Teil hinzu, und unsere Gäste spendeten auch sehr viel.“

„Dabei kam ein fünfstelliger Betrag zusammen, der nun erst mal auf einem Sparbuch lagert“, sagt Heike Wickel. „Tobias geht es langsam besser. Er ist nach der Reha nun wieder zu Hause in Seffern. Dienstags und donnerstags bekommt er Physio- und Ergotherapie sowie Logopädisches Training“, sagt sie. Nach und nach komme das Sprachvermögen zurück: „Manchmal fehlen noch Wörter, das frustriert, aber es wird von Tag zu Tag besser“, sagt die Mutter. Auch das Laufen sei wieder möglich. „Ihm war sehr wichtig, so schnell es geht nicht mehr rund um die Uhr auf den Rollstuhl angewiesen zu sein.“ Schwieriger als gedacht gestalte sich leider die Suche nach einer barrierefreien Wohnung, sagt Heike Wickel. „Unsere bisherige, wir wohnen in einem alten Pfarrhaus, ist mit ihren Treppen einfach nicht optimal. Tobias kann zwar wieder im gewissen Maße die Stufen selber meistern, er braucht aber Hilfe“, sagt Tobias’ Mutter.

Fantastisch wäre natürlich ein Haus, in dem Tobias in eine Art Einliegerwohnung ziehen könnte. „Er wird dieses Jahr 19, da möchte man nicht unbedingt weiter mit Mutter unter einem Dach leben. Tobias’ Ziel sei klar gesteckt: „So schnell wie möglich will er die maximale Selbstständigkeit zurückgewinnen – wie sie aussehen wird, wissen wir noch nicht, aber er beißt sich weiter durch.“ Damit komme er auch gut voran, allein die Kontrolle über die rechte Hand wolle nicht so recht mitmachen, sagt die Mutter. „Als der Schlaganfall passierte, hatte er gerade eine Ausbildung aufgenommen. Wie das nun weitergeht, ist noch ungewiss. Ein Antrag auf eine berufsvorbereitende Reha ist gestellt.“

Die breite Unterstützung der Eifeler beruhige sehr, sagt Heike Wickel. Wenn eine passende Wohnung gefunden sei, könne sie mit den Spenden auf die Bedürfnisse ihres Sohnes angepasst werden. „Dass so viele helfen wollen, ist sicher auch ein bisschen Tobias’ Fußballleidenschaft zu verdanken –  als Kind verlor er nach einer Knochenkrebserkrankung einen Fuß, das hat ihn aber nicht davon abgehalten, sich als Torwart einen Namen zu machen. Damit ist er in Fußballkreisen schon ein bisschen bekannt wie ein bunter Hund.“

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