Eifelerin kann nicht einsteigen: Ärger über die Deutsche Bahn

Bitburg-Erdorf · Johannes Jung ist sauer. Weil sich am Erdorfer Bahnhof die Zugtüren nicht öffnen ließen, konnte seine Frau nicht einsteigen. Und fast hätte Sie deshalb einen Flug verpasst. Vor sechs Wochen schon hat er sich mit einem Beschwerdebrief an die Bahn gewandt.

Eifelerin kann nicht einsteigen: Ärger über die Deutsche Bahn
Foto: Klaus Kimmling

Familie Jung ist heute früh dran. Die Koffer stehen gepackt am Gleis. Und pünktlich um 9.19 Uhr fährt dann auch der Zug in den Erdorfer Bahnhof ein. Eine Umarmung, ein Kuss - man macht sich bereit für den Abschied. Denn Johannes Jungs Frau wird eine Weile weg sein. Sie will ihre Familie besuchen, auf den Philippinen. Dafür muss sie die Bahn nach Köln nehmen, dann Richtung Frankfurt fahren. Von dort soll ihr Flieger starten. Doch fast hätte sie ihn verpasst. Der Grund: Die Türen des Zuges lassen sich nicht öffnen - egal wie oft sie auf den Knopf drückt. Sie blinken rot, doch nichts tut sich. Minuten vergehen. Dann setzt sich die Maschine mit einem Quietschen in Bewegung und rollt an den Jungs und sechs weiteren Wartenden vorbei. Eine volle Stunde wartet die Familie dann auf den nächsten. Auch der kommt pünktlich, hält an und siehe da: Diesmal gehen sogar die Türen auf. Frau Jung steigt ein und schafft es gerade noch rechtzeitig zum Flughafen.

So schildert jedenfalls ihr Mann Johannes Jung einen Vorfall, der sich im Oktober zugetragen haben soll. Der Hermesdorfer hat sich mit seiner Geschichte an den TV gewandt. Auch weil er, wie er sagt, "die Nase voll von der Bahn" habe. Bei dem Unternehmen hat sich der Eifeler seit dem Vorfall schon einige Male gemeldet. Zunächst versuchte er es über die Kundenhotline. Doch da habe er irgendwann die Geduld verloren: "Drücken Sie die Eins, drücken Sie die Zwei. Und dann hängst du doch in der Warteschleife auf Platz 21", erzählt er. Also entschloss er sich einen Brief zu schreiben, adressiert an den Standort der Bahn in Frankfurt. Auf eine Antwort wartet er bis heute. Dabei will Jung gar keine finanzielle Entschädigung. Er verlangt nur, dass sich das Unternehmen bei ihm entschuldigt.

Gibt es denn Grund dazu? Wenn es nach der Bahn geht, offenbar nicht. An dem besagten Tag habe es keine Türstörung gegeben, äußert sich ein Sprecher des Unternehmens, der namentlich nicht genannt werden will, auf Anfrage des TV. Das soll eine "Überprüfung der Fahrzeugtechnik" ergeben haben. Und auch der Lokführer könne sich nicht an den Vorfall erinnern. "Wir können daher die geschilderte Situation nach sechs Wochen nicht mehr komplett rekonstruieren." Ferner sei Jungs Brief nie angekommen. Das könnte aber daran liegen, dass der Eifeler ihn ohne genaue Anschrift an "die Deutsche Bahn Frankfurt" geschickt habe.

Und wie reagiert Jung auf die Antwort des Pressesprechers? "Ich darf mich gar nicht darüber aufregen. Ich ärger mich sonst zu Tode!", sagt der Hermesdorfer: "Die stellen das so dar, als sei nichts passiert." Schade, findet er, dass er keine Zeugen hat, für das, was er in Erdorf erlebt hat. So müsse er das Ganze wohl auf sich beruhen lassen: "Was soll man machen? Die sind halt stärker!"
Meinung

Ein Armutszeugnis!

Von Christian Altmayer

Im Netz häufen sie sich, die Beschwerden über die Deutsche Bahn - nicht nur über die ständigen Verspätungen, an die man sich schon fast gewöhnt hat, sondern vor allem über den Kundenservice. "Arrogant", "stur", "unflexibel" - das sind Adjektive, mit denen die Mitarbeiter in den Callcentern und in den Büros in Frankfurt und Berlin beschrieben werden. Und jeder, der schon einmal versucht hat, per Telefon oder E-Mail mit den Kundenbetreuern der Bahn Kontakt aufzunehmen, kann diese Einschätzung bestätigen. Ein Paradebeispiel für den miesen Service ist die Geschichte von Johannes Jung. Der Eifeler verlangt nicht einmal eine Entschädigung und wird trotzdem enttäuscht. Nach sechs Wochen reagiert das Unternehmen erstmals auf seine Beschwerden. Und selbst jetzt kann oder will die Bahn keine Erklärung liefern für das, was in Erdorf passiert ist. Ein Armutszeugnis! c.altmayer@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort