Eifelgemeinden rund um die Airbase Spangdahlem wollen ihre Einwohner aus den USA besser integrieren

Spangdahlem/Binsfeld. · Mehr als 20 Prozent der Einwohner von Spangdahlem, Binsfeld und Herforst sind US-Bürger, die auf der Airbase Spangdahlem arbeiten. Doch sie leben meist nur kurzfristig in Deutschland und wissen selten, was in ihren Wohnorten kulturell vor sich geht. Das wollen die Ortsgemeinden mit englischsprachigen Broschüren und anderen Maßnahmen ändern.

Seit 64 Jahren bevölkern die US-Bürger, die auf der Airbase Spangdahlem arbeiten, auch die umliegenden Eifelgemeinden wie Binsfeld, Herforst und Spangdahlem. In diesen Orten macht ihr Anteil an der Bevölkerung sogar mehr als 20 Prozent aus. Trotz der langen Zeit, in der Amerikaner nun schon in den Gemeinden leben, hapert es - hauptsächlich aufgrund der Sprachbarriere - im Zusammenleben immer noch.

Das nahm das Innenministerium des Landes 2014 zum Anlass, in elf Ortschaften um die US-Luftwaffenstützpunkte Spangdahlem und Ramstein eine Umfrage unter den Airmen zu starten. Insgesamt haben 338 US-Haushalte an der freiwilligen Fragebogenaktion teilgenommen. Zudem wurden 78 persönliche Interviews geführt.
In den drei Ortsgemeinden Spangdahlem, Herforst und Binsfeld, in denen zusammen 850 Amerikaner wohnen, haben knapp 100 Haushalte an den Befragungen teilgenommen. Joachim Winkler, Pressesprecher des Innenministeriums, fasst das Ergebnis zusammen: "Die meisten der befragten US-Bürger leben gerne in der Region und fühlen sich in ihren Wohnorten wohl. Verbesserungsmöglichkeiten werden allgemein im Bereich der Informationsbereitstellung über lokale und regionale Veranstaltungen und Einkaufsmöglichkeiten gesehen. Gemeinsame deutsch-amerikanische Aktivitäten - insbesondere für Familien und Kinder - wurden verstärkt gewünscht." Die Ergebnisse wurden in allen Kommunen in Workshops diskutiert. Vor allem hapere es am Informationsfluss, sagt auch Ortsbürgermeister Werner Pick. In seiner Eifelgemeinde Herforst sind 250 der 1260 Einwohner Amerikaner. Pick: "Das sieht man zum Beispiel daran, wenn die bei der Sperrmüllabfuhr ihr Altpapier raussetzen."

Vermieter als Integrationshelfer

Zudem hat ein Großteil der Soldaten, die meist nur ein bis drei Jahre in Deutschland leben, keinen blassen Schimmer von dem kulturellen Angebot der Vereine, Sportmöglichkeiten und Feierlichkeiten vor Ort. Allerdings kommen solche Betriebsstörungen im Zusammenleben nicht von ungefähr, denn eine Abfallfibel oder ein Mitteilungsblatt in englischer Sprache sind in Spangdahlem oder Binsfeld in den vergangenen 64 Jahren noch nicht erschienen. Die Anzahl an englischsprachigen Informationsquellen in den Ortsgemeinden tendiert gegen Null.

"Das war früher - wie zum Beispiel in den 1970er Jahren - allgemein anders", sagt Pick. "Da wohnten die meisten Amerikaner gemeinsam mit ihren deutschen Vermietern in einem Haus. Da gab es enge Kontakte. Heute mieten die Amerikaner eher ganze Einfamilienhäuser und sehen ihre Vermieter nur noch beim Ein- oder Auszug." Dass der Vermieter dem US-Neubürger als Ansprechpartner, Vermittler, Dolmetscher und Freund zur Seite stehe, sei heutzutage nur noch selten der Fall, erklärt Pick.

Um die US-Bürger künftig besser über das Geschehen vor Ort zu informieren, planen die Ortsgemeinden nun einige Maßnahmen. In Herforst und Binsfeld arbeitet man an einem Willkommenspaket mit englischsprachigen Informationen über Vereine, Geschäfte und Veranstaltungen sowie zur Müllentsorgung, und den Themen Wasser und Strom, die den Amerikanern hier immer wieder Schwierigkeiten bereiten. Herforst geht noch weiter: Die Ortsgemeinde ist gerade dabei ihre Homepage alternativ auf englische Sprache zu übersetzen. Zudem will eine ehrenamtliche Dolmetscherin künftig wichtige Bekanntmachungen zu Veranstaltungen der Ortsgemeinde und Vereine übersetzen.

Auch gemeinsame Veranstaltungen sollen das Zusammenleben intensivieren. Bei einer gemeinsamen Herbst-Wanderung und einem Treffen bei Kaffee und Kuchen sind sich Amerikaner und Einheimischein in Herforst schon näher gekommen. Auch ein Kochkurs, den eine Herforsterin auf die Beine stellen will, soll die Nationen zusammenbringen.
Pick: "Damit die Integration gelingt, müssen aber beide Seiten mit anpacken. Das darf nicht einseitig in dem Sinne ablaufen, dass die Herforster jetzt alles für die Amis tun. Wir brauchen gemeinsame Initiativen." In Binsfeld hingegen gebe es englischsprachige Informationen zu großen Festen schon seit langer Zeit, sagt Ortsbürgermeister Walter Faber. Die Ortsgemeinde mit 1200 Einwohnern, davon 300 Amerikaner, arbeite dennoch wie Herforst an einem Willkommenspaket mit Informationen für die Airmen und ihre Familien. Auch in Spangdahlem, wo neben 920 Einheimischen auch 300 Amerikaner wohnen, will man die Kommunikation mit den Airmen verbessern. Ortsbürgermeister Klaus Rodens: "Wir haben Deutsch-Amerikaner, die uns bei der Übersetzung von Veranstaltungsankündigungen wie für das Feuerwehr- oder Musikfest behilflich sein können."
Zudem wolle man vermehrt auf das Angebot des Radiosenders der Airbase, American Forces Network Europe (AFN), zurückgreifen und Veranstaltungen über den Sender ankündigen.

Dafür zu sorgen, dass sich die Amerikaner in der Eifel wohlfühlen, ist nicht zuletzt auch wirtschaftlichen Interessen geschuldet. Pick: "Die Airbase ist für uns ein Wirtschaftsfaktor. Wie andere Regionen vom Fremdenverkehr leben, so bedeuten die Amerikaner für uns eine Stärkung der Gemeinden. Auch wenn wir sie schon lange nicht mehr als Ausländer, sondern eher wie ganz gewöhnliche Nachbarn wahrnehmen." Meinung

Lange Zeit ist nichts passiert

1951, zwei Jahre bevor die Airbase Spangdahlem ihren Flugbetrieb aufnahm, bezogen bereits erste US-Bürger Wohnungen in den umliegenden Eifelgemeinden. Da wundert es schon, dass die Integration der US-Bürger erstmals mehr als 60 Jahre später und dazu auf Initiative der Landesregierung auf den Prüfstand gestellt wird. Da die Amerikaner wie in Spangdahlem oder Binsfeld 25 Prozent der Bevölkerung ausmachen, ist eigentlich kaum nachvollziehbar, dass sie bislang mehr schlecht als recht über die Aktivitäten und Angebote in ihren Wohnorten informiert wurden. Die Initiative des Innenministeriums hat die Kommunen allerdings jetzt für die Problematik sensibilisiert und die ersten Maßnahmen laufen an. c.moeris@volksfreund.de

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