Jugendhilfe Damit der Start ins Kinderleben gut wird

Bitburg-Prüm · Der Eifelkreis Bitburg-Prüm bietet schon ab der Schwangerschaft viele Hilfen für Eltern an. So will man möglichen Krisen schon vorbeugend entgegenwirken. Landet ein Kind erst einmal im Heim, kommt das den Eifelkreis sehr teuer.

 Der Eifelkreis Bitburg-Prüm bietet schon Schwangeren und jungen Eltern frühe Hilfen an, wie Babysprechstunde, Krabbelgruppen oder Unterstützung bei allen Fragen rund um Versorgung, Pflege und Ernährung des Kindes.

Der Eifelkreis Bitburg-Prüm bietet schon Schwangeren und jungen Eltern frühe Hilfen an, wie Babysprechstunde, Krabbelgruppen oder Unterstützung bei allen Fragen rund um Versorgung, Pflege und Ernährung des Kindes.

Foto: Sebastian Widmann

„Was Mäxchen nicht lernt, lernt Max nimmer mehr“, zitiert Michael Billen, Vorsitzender des Jugendhilfeausschuss, eine alte Volksweisheit. Zusammen mit Josef Winandy, Leiter des Jugendamtes des Eifelkreises Bitburg-Prüm, stellt er den Jugendhilfebericht 2019 vor.

Auf einer Klausurtagung 2015 in Schleiden hatten sich Fachkräfte, Dienstleister und Mitarbeiter der Kreisverwaltung vorgenommen, schon ganz früh den Eltern Hilfen anzubieten, damit bestimmte Situationen, in denen das Kindeswohl gefährdet ist, gar nicht erst entstehen. „Früher hat man seine Mutter angerufen oder die Oma, wenn man Fragen zur Erziehung hatte oder Hilfe brauchte – das war in einer Großfamilie selbstverständlich. Wir versuchen das jetzt zu ersetzen“, sagt Billen.

Unter dem Stichwort „Frühe Hilfen“ bietet der Eifelkreis vor Ort Unterstützung für Eltern ab Beginn der Schwangerschaft und für Kinder in den ersten Lebensjahren an. Ob Familienhebamme, Eltern-Kind-Gruppe, Babysprechstunde oder Alleinerziehendentreff: Im Umkreis jeder Kindertagesstätte gibt es kostenfreie Angebote für Familien. Besucht das Kind die Kita, gibt es dort ebenfalls eine Vielzahl an Angeboten wie Dolmetschervermittlung, Familienberatung oder unterstützende Hilfen. 15 der 56 Kitas im Eifelkreis sind als sogenannte Familienzentren definiert. Dort ist mindestens zwölf Stunden im Monat eine Fachkraft vor Ort, die regelmäßig Sprechstunden anbietet und Angebote für Eltern organisiert.

Prävention ist also ein großes Thema. Denn wenn alle Hilfen versagen und Kinder schlimmstenfalls im Heim untergebracht werden müssen, kommt das den Eifelkreis sehr teuer zu stehen. „Ein Jugendlicher, der nicht mehr zu Hause bleiben kann, kostet uns 6000 bis 7000 Euro pro Monat“, sagt Billen.

28 000 Familien leben im Eifelkreis, davon haben etwa 10 000 Familien mindestens ein minderjähriges Kind. An die richtet sich eine Broschüre mit dem Titel „Wegweiser für junge Familien“, die einen schnellen Überblick in wichtigen Fragen bieten soll. Dort finden die Eltern nicht nur Adressen, wie zum Beispiel Krankenhäuser in der Region, Kinderärzte oder Beratungsstellen, sondern auch Informationen über Elterngeld oder Unterhaltsansprüche.

Billen betont, dass es ein großes Netzwerk an Organisationen gebe, die alle an einem Strang zögen und zwischen denen ein regelmäßiger Austausch herrsche. Diese Durchlässigkeit garantiere ein Stück, dass die Arbeit so erfolgreich sei. „Die Fallzahlen bleiben relativ konstant“, bestätigt Jugendamtsleiter Winandy. Zwei Baustellen gebe es allerdings noch. Zum einen die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge. Diese seien eine langwierige und ebenso schwierige Aufgabe, zu deren Gelingen die Jugendhilfe einen hohen Beitrag leistet, heißt es im Bericht. Aktuell leben im Eifelkreis 42 junge Flüchtlinge. Die Zahl gehe aber zurück, sagt Winandy.

Zum anderen zahlt der Eifelkreis viel Geld für Kinder, die im Heim untergebracht werden müssen. Das Problem dabei: 25 Prozent der Fälle sind Luxemburger, die aber nur drei Prozent der Bevölkerung im Kreis ausmachen. Eklatant gestiegen sind 2018 die Kosten für die Unterbringung von Müttern beziehungsweise Vätern mit Kindern, wenn diese nicht in der Lage sind, für ihre Kinder zu sorgen, beziehungsweise diese zu betreuen. Zahlte der Eifelkreis 2017 noch knapp 20 000 Euro für eine solche Unterbringung, waren es im vergangenen Jahr insgesamt 230 170 Euro. „Das sind nur zwei bis drei Fälle, aber da werden mehrere Personen in einer speziellen Einrichtung betreut. Und das kostet dann so viel“, sagt Winandy, der aber betont, dass man diese Fälle „sehr, sehr intensiv“ prüfe, ob die Unterbringung noch notwendig sei.

Rückläufig ist die Anzahl der Jugendlichen und Heranwachsenden, die wegen Delikten angeklagt wurden. Gab es 2011 noch insgesamt 400 abgeschlossene Strafverfahren, waren es 2018 nur noch 220. Die meisten, insgesamt 61, wurden wegen Drogendelikten verurteilt, wegen Diebstahl 47 und wegen Verkehrsvergehen 44. 74 Prozent der Jugendstraftäter waren männlich. 20 Prozent der Jugendlichen waren Wiederholungstäter. „Erfreulicherweise bleibt die Anzahl der schweren Jugendkriminalität im Eifelkreis weiterhin auf einem niedrigen Niveau“, heißt es im Bericht. Dennoch mussten einige Jugendstrafverfahren sehr intensiv begleitet werden, da die Anklagevorwürfe sehr schwerwiegend waren, wie zum Beispiel der Taliban-Prozess.

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