Eifelkreis: Landrat Streit strebt zweite Amtszeit an - SPD will eigenen Kandidaten aufstellen

Bitburg · Mit stolzen 75 Prozent wurde Joachim Streit im Juni 2009 zum Landrat im Eifelkreis gekürt – CDU-Mann Paul Glauben und Wolfgang Ferner (Die Linke) hatten keine Chance. Streit tritt auch 2017 wieder an. Während sich die CDU noch bedeckt hält, kündigt die SPD an, auf jeden Fall einen eigenen Kandidaten aufzustellen.

 Joachim Streit. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

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Foto: klaus kimmling (kik), klaus kimmling ("TV-Upload kimmling"

Moment, ausgerechnet die SPD? Die Genossen waren 2009 die Ersten, die Joachim Streit ihre Unterstützung zugesagt haben. Bei der kommenden Landratswahl, die frühestens im März, spätestens im September 2017 über die Bühne geht, will die SPD aber anders vorgehen.

Der Kreisvorsitzende Nico Steinbach erklärt: "Wir wollen selber Flagge zeigen und bei einem so herausgehobenen Amt uns als große Partei auch positionieren." Für Namen sei es noch zu früh: "Wir haben uns mit dieser Frage erstmals bei einer Vorstandssitzung unmittelbar vor der Sommerpause beschäftigt. Das Einzige, was ich bisher sagen kann, ist, dass die Zeichen so stehen, dass wir mit einem eigenen Bewerber in die Wahl gehen wollen", sagt Steinbach. Für ihn selbst kommt eine Kandidatur jedenfalls nicht in Frage: "Ich habe ein Mandat, das ich mit Leib und Seele ausübe und wofür ich gewählt wurde." Der 32-Jährige hat also weiter vor, im Mainzer Landtag zu arbeiten - wen die SPD auf den Schild heben will, bleibt also vorerst offen.

"Vielleicht machen sie ja eine weltweite Ausschreibung", witzelt CDU-Vorsitzender Michael Billen in Anspielung auf die Stellenausschreibung, mit der die Eifel-SPD bundesweit für Aufsehen gesorgt hat, weil sie auf diesem ungewöhnlichem Weg nach Kandidaten für die Bundestagswahl sucht. Aber Spaß beiseite. Auch für die CDU stellt sich natürlich die Frage, ob man gegen Joachim Streit mit einem eigenen Kandidaten ins Rennen geht - oder den Amtsinhaber gar unterstützt. "Darüber haben wir uns noch keine Gedanken gemacht", sagt Billen und verweist auf den Parteitag am 17. September, wo auch die Landratsfrage Thema sein wird. Nur so viel: "Die Zukunft der Eifel und ihre weitere Gestaltung ist ausschlaggebend für unsere Beratung", erklärt Billen, der auch Erster Beigeordneter des Eifelkreises ist. Ausdrücklich hebt er in diesem Kontext "die sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit" mit dem Amtsinhaber hervor.

Während die Kandidaten-Frage in der CDU noch nicht entschieden ist, liegt die Antwort beim Wahltermin für Billen auf der Hand: "Im Kreisverband sind wir uns einig, dass wir am liebsten eine große Kommunalwahl am 26. März hätten." Was er mit großer Kommunalwahl meint: In Bitburg und der Verbandsgemeinde Prüm stehen Bürgermeisterwahlen an. Die Kommunal-Chefs sollten nach Ansicht der Eifeler Christdemokraten gleichzeitig mit dem Landrat gewählt werden - und eben nicht mit der, grob für September anvisierten, Bundestagswahl. Warum?

In Prüm soll wegen des geplanten Wechsels einiger Dörfer von der Oberen Kyll in die Verbandsgemeinde im März gewählt werden. "Da tun wir uns doch den größeren Gefallen, eine richtige Kommunalwahl zu machen, statt unsere lokalen Themen von der Bundestagswahl überschatten zu lassen. Ich will keine Parteipolitik in der Kommunalwahl, sondern eine wirkliche Kommunalwahl", sagt Billen. Und das, worum sich inhaltlich alles dreht, bringt er auf diese Formel: "Wir müssen die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Menschen gerne hier im ländlichen Raum leben und arbeiten. Dafür sind neben einer gezielten Dorfentwicklung auch Straßen- und Daten-Infrastruktur unerlässlich."

Dass Joachim Streit noch mal um das Amt des Landrats kandidieren wird, dürfte kaum jemanden überraschen. "Das war doch klar", sagt Rudolf Rinnen, der nicht nur Zweiter Beigeordneter, sondern auch Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler ist. Auch wenn die Freien erst nach der Sommerpause über die Kandidaten-Frage beraten, sagt Rinnen: "Ich persönlich sehe keinen Grund, warum wir Joachim Streit nicht unterstützen sollten." Im Gegenteil. Nach Rinnens Ansicht hat der Amtsinhaber, der 2009 als parteiloser Bewerber angetreten ist, "nach Jahren des Stillstands richtig was bewegt" - und im Kreisvorstand läuft es mit den Beigeordneten, der Dritte im Bunde ist Paul Lentes, ebenfalls von den Freien Wählern, für Rinnen "sehr harmonisch".

Weniger harmonisch war diese Beigeordneten-Wahl für die SPD. Die ist, obwohl sie als zweitstärkste Fraktion nach der CDU Anspruch auf wenigsten einen der drei Prestigeposten erhoben hat, leer ausgegangen - nachdem CDU und FWG den Handel unter sich ausgemacht hatten. Fragen an Joachim Streit, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm:

Was ist anders am Landrats-Amt als am Bürgermeister-Amt?
Streit: Als Bürgermeister ist es wie beim Chirurgen: Diagnose, Operation, Happy End. Der Landrat ist eher mit dem Klinikdirektor vergleichbar: viele Fachbereiche, komplexe Planungen, langes Ende.

Haben Sie es so erwartet?
Streit: Ja. Es kommt natürlich darauf an, was man daraus macht, ob ich verwalte oder gestalte - ob man Amboss oder Hammer sein will. Ich möchte den Landkreis gestalten. Unsere Kreisverwaltung hat unheimlich viele Stärken, sie ist praktisch die Zusammenfassung aller Ministerien des Landes in einer Verwaltung auf einer Ebene. Diese Kompetenz habe ich erwartet. Die Kunst ist, diese PS zusammen auf die Straße zu bringen.

Was macht Ihnen Freude an diesem Amt?
Streit: Dass ich die Zukunft des Raumes gestalten kann, wo ich geboren wurde, wo ich arbeite und wo ich lebe.

Welche drei Aufgaben hätten für Sie in einer zweiten Amtszeit Priorität?
Streit: Eine verbundene, vernetzte Kreisentwicklungsplanung auf allen Ebenen der kommunalen Daseinsvorsorge gemeinsam mit dem Zukunfts-Check Dorf der Ortsgemeinden und den Verbandsgemeinden. Den Eifelkreis gestärkt aus der zweiten Stufe der Verwaltungsreform zu führen, wenn im Jahr 2018 die Gebietsreform der Landkreise kommt. Die Landesgartenschau im Eifelkreis umzusetzen. sch

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