Eignung nur als "Karnevalspräsident"

Noch immer ist in Bleialf ungeklärt, ob bei der Kommunalwahl jemand die Stimmzettel manipuliert hat. Dennoch hat sich der Gemeinderat jetzt konstituiert. Doch bei der Wahl zum ersten Beigeordneten kam es zum Eklat.

Bleialf. "Völlig ungeeignet für dieses Amt", eine "Prümer Verwaltungsmarionette" und "Vertreter einer arroganten Parteipolitik der CDU" - mit diesen recht deutlichen Worten brachte Albert Dahmen von der Liste "Bleialf Aktiv" die massiven Bedenken seiner Fraktion gegen den CDU-Kandidaten für das Amt des ersten Beigeordneten zum Ausdruck. Der vorgeschlagene Walfried Hacken habe nur noch als "Sitzungspräsident beim Karneval" ihre volle Unterstützung, sagte Dahmen bei der konstituierenden Sitzung des Gemeinderats. Mit ihm herrsche "totaler CDU-Parteifilz" in der Gemeindespitze. Oliver Grunow (ebenfalls Bleialf Aktiv) kritisierte die Ämterhäufung Hackens, der unter anderem noch im Ausschuss für Volksfeste und im Vorstand des Sportclubs tätig ist. Zudem sei der Ort zwischen 1999 und 2004, als Hacken Bürgermeister gewesen sei, nicht vorangekommen, Förderanträge seien nicht gestellt worden. Daher nominierte die Liste "Bleialf Aktiv" Ewald Gönen als ersten Beigeordneten.

Hacken wehrte sich gegen die Kritik. "Ich habe mich nicht für das Amt vorgedrängt, es ist niemand sonst in meiner Fraktion bereit gewesen", sagte Hacken. Der CDU als stärkster Fraktion stehe das Amt des ersten Beigeordneten zu. "Außerdem habe ich bei der Wahl mit die meisten Stimmen in Bleialf bekommen", sagte Hacken. Zu der persönlichen Kritik wolle er sich nicht äußern, aber er kündigte an, bei den anderen Ämtern kürzertreten zu wollen, um das Amt zur Zufriedenheit aller ausüben zu können.

Bei der anschließenden Wahl wurde Hacken mit zehn Stimmen zum neuen ersten Beigeordneten gewählt. Auf den zweiten Kandidaten Ewald Gönen entfielen sechs Stimmen. Mit dem gleichen Ergebnis setzte sich Heidrun Haas (SPD) bei der Wahl zum zweiten Beigeordneten gegen den erneut nominierten Gönen durch. Aus Protest gegen die Nichtberücksichtigung ihres Kandidaten verzichtete die Liste "Bleialf Aktiv" daraufhin auf die Besetzung der ihr zustehenden Posten in den Ausschüssen. Zu Beginn der Sitzung war VG-Bürgermeister Aloysius Söhngen auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und der Kommunalaufsicht eingegangen und erläuterte die Notwendigkeit, trotz der nach wie vor bestehenden Unklarheit einen Gemeinderat zu konstituieren. "Sonst kann die geschäftsführende Ortsbürgermeisterin zusammen mit den Beigeordneten nur mit Eilentscheidungen arbeiten", sagte Söhngen. Bis es ein Ergebnis der Kommunalaufsicht gebe, die wiederum auf die Erkenntnisse der Staatsanwaltschaft wartet, müsse man weiterarbeiten, als sei nichts geschehen, so Söhngen. Demzufolge wurden dann auch sämtliche gewählten Ratsmitglieder per Handschlag von Ortsbürgermeisterin Edith Baur verpflichtet. Sie wünsche sich ab heute eine gute und geradlinige Zusammenarbeit im Gemeinderat.

Meinung

Beleidigte Trotzreaktion

Im vergangenen Jahr hatte die Liste "Bleialf Aktiv" noch mit ihrem Konzept eines Dorfmoderators durch die Hintertür versucht, die Kompetenzen im Ort zu verschieben. Nachdem dieser Vorschlag vom Tisch ist, ist man zum Frontalangriff übergegangen. Zu den sachlichen Argumenten gegen Walfried Hacken kann man stehen, wie man will - wobei nicht zu vergessen ist, dass Hacken nach der Ortsbürgermeisterin die meisten Stimmen bekommen hat. Eine solch persönliche Kritik ist jedoch völlig fehl am Platz. Es wird sich allerdings zeigen, ob die sich "Bleialf Aktiv" mit ihrem Verzicht auf die Ausschuss-Plätze nicht ein Eigentor geschossen hat. Denn wirklich weiter bringen solche beleidigten Trotzreaktionen niemanden. c.brunker@volksfreund.de

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