Ein Abend mit Eifeler Einsichten

Stadtkyll · Eifel trifft Hamburg: Vor rund 50 Zuhörern im ArtBistro in Stadtkyll hat Fritz-Peter Linden die schönsten seiner Eifel-Einsichten aus seinem Buch "Et jit net jerannt" präsentiert - mit freundlicher Unterstützung des Hamburger Autors und Übersetzers Harry Rowohlt.

Fritz-Peter Linden (links) und Harry Rowohlt lesen im ArtBistro in Stadtkyll. TV-Foto: Christian Brunker

Fritz-Peter Linden (links) und Harry Rowohlt lesen im ArtBistro in Stadtkyll. TV-Foto: Christian Brunker

Stadtkyll. Doppelte Premiere im kleinen ArtBistro in Stadtkyll: Zum ersten Mal liest Autor Fritz-Peter Linden aus seinem Buch "Et jit net jerannt" - und zum ersten Mal wird eine Lesung live in den benachbarten Schankraum übertragen. Denn das Interesse an der Veranstaltung war so groß, dass sie innerhalb von nur wenigen Stunden komplett ausverkauft war - was, zumindest zum Teil, am zweiten Stargast des Abends liegen mag: Harry Rowohlt, seines Zeichens Autor, Übersetzer, Kolumnist und bekennender Boykotteur des Springer-Verlags und der Thalia-Buchhandlung. Der Meister der Abschweifungen, von dem Elke Heidenreich sagte, man müsse ihn "nach fünf Stunden von der Bühne bomben". Rowohlt ist für seine ausgiebigen Lesungen bekannt, die gerne auch einmal vier Stunden dauern, dreieinhalb, wenn er krank ist. Erst kürzlich erhielt der ohnehin mit vielen Preisen überschüttete Rowohlt den "Prix Pantheon" in der Sparte "Reif und bekloppt".
Gemeinsam gewähren Linden und Rowohlt tiefe Einblicke in Weltsicht und Sprache des Eifelers, gewürzt mit Anekdoten aus aller Welt. Ob über das immer gleiche Ritual des sich von der Theke Verabschiedens ("Den Letzten hammer immer noch jetrunken"), die Integration ("Ich bin kein Neger, ich bin Stadtkyller") oder das Liebesleben (hinterher meine man immer, "et wär net nüedisch jewääst"), Linden zeigt, dass seine Eifeleinsichten im persönlichen Vortrag noch gewinnen.
So mancher Zuhörer wischt sich die Lachtränen aus dem Augenwinkel. Ganz besonders natürlich, wenn sich der bekennende Hamburger Rowohlt auf Wunsch Lindens an den Eifeleinsichten versucht - trotz einer klitzekleinen Hürde: "Es gibt nur einen Dialekt, den Harry nicht kann. Und das ist unserer", sagt Linden.
Deshalb habe er ihm gesagt, er solle es einfach ein bisschen kölnisch einfärben. Und so nimmt Rowohlt die Zuhörer mit auf die Reise unter dunklen Regenwolken hindurch in Richtung Heckhalenfeld und zu den schönsten Ortsnamen der Welt, von Jucken bis Brecht.
Dreieinhalb Stunden voller Eifeler und Hamburger Weisheit später, nach ungezählten Zigaretten, geht dieser unvergessliche Weihnachtsabend schließlich viel zu früh zu Ende. Man hätte den beiden Protagonisten noch viele Stunden zuhören können. ch
Das Buch "Et jit net jerannt" ist im KBV-Verlag für 9,20 Euro erschienen. Wegen des großen Erfolgs ist nun die zweite Auflage in Arbeit.

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