Ein alter Wasserkessel entfacht die Leidenschaft

Steinborn · Rolf Kloppenburg ist gebürtiger Niederländer und seit acht Jahren Wahl-Eifeler. Er sammelt alte Haushaltsgegenstände und Möbel. Aber sein wahrer Schatz hängt in der Küche. Haushaltsgeräte der Arbeiterklasse in grau-weiß-gewölktem Emaille aus einem ganzen Jahrhundert zieren die Wände und Regale.

 Die Küche von Rolf Kloppenburg gleicht einem Museum. Seine Sammelleidenschaft begann mit einem Wasserkessel aus grau-weiß-gewölkter Emaille.TV-Foto: Bettina Bartzen

Die Küche von Rolf Kloppenburg gleicht einem Museum. Seine Sammelleidenschaft begann mit einem Wasserkessel aus grau-weiß-gewölkter Emaille.TV-Foto: Bettina Bartzen

Steinborn. Bevor die Steinborner alte Sachen entsorgen, fragen sie erst einmal die Kloppenburgs im Ort, ob sie etwas davon gebrauchen können. Denn Rolf Kloppenburg sammelt alles, was aus Emaille ist.
"Früher war dieses Material am billigsten. Heute dagegen sind die Haushaltsgegenstände viel Geld wert, weil es nur noch wenige Exemplare gibt", erklärt Kloppenburg. Da können vier Dosen für Biskuit, Zucker, Kaffee und Tee mal schnell 150 Euro kosten und eine originale Uhr bis zu 500 Euro.
Kloppenburgs Sammelleidenschaft begann mit einem Wasserkessel vom Nachbarn. Der Kessel war grün angestrichen. Als Kloppenburg die Farbe abkratzte, kam eine grau-weiß emaillierte Oberfläche zum Vorschein. Die Arbeiterklasse kaufte das Geschirr, weil es am billigsten war. Bessergestellte besaßen farbige Emaille mit einem Rand aus echtem Gold.
Kloppenburg findet seine Schätze auf dem Flohmarkt oder im Internet. Zwei Eimer aus Emaille für Gemüse war das Hochzeitsgeschenk einer alten Bäuerin. Sie wollte die verschmutzen Eimer einfach nur loswerden. Das älteste Küchenutensil ist ein kleines Pfännchen von 1890.
Die Töpfe und Pfannen funktionieren am besten auf einem Gasherd oder mit einem Öl betriebenen Kocher. "Ich bevorzuge Lampenöl, da es nicht so intensiv riecht wie Petroleum", sagt der 74-Jährige. "Diese alten Ölkocher eignen sich hervorragend zum langsamen Köcheln."
Viele Haushaltsgeräte sind heute in Vergessenheit geraten. Ein überdimensionales Teesieb dient als Reiskocher, ein Kartoffelkochtopf hat einen Deckel, der beim Wasserausgießen nicht herunterfällt. Auch früher achtete man auf die schonende Zubereitung von Nahrungsmitteln. So haben viele Töpfe einen Siebeinsatz, um das Gemüse zu dämpfen.
Über dem Spülbecken hingen Töpfe für Soda, Seife und Sand. Der Holzboden wurde mit alten Teeblättern gesäubert.
Antike Sachen faszinieren Kloppenburg schon seit seiner Jugend. In seiner Freizeit baute er Pfeifenorgeln und restaurierte alte Möbel. Ein alter Klosterstuhl ist mindestens 250 Jahre alt, sieht aber aus wie neu. red
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