Ein Anwalt für alle

BITBURG/BINSFELD. Die Wahl des Bitburger Anwalts Günther Grün zum Vorstandsmitglied des Host Nation Council Spangdahlem stößt in Binsfeld zum Teil auf wenig Verständnis. Schließlich hatte der Jurist die Klage vieler Binsfelder gegen den von der Airbase ausgehenden Fluglärm unterstützt.

 Einst vertrat Rechtsanwalt Günther Grün (links) die Interessen der Binsfelder Fluglärmgegner. Als Vorstandsmitglied und Nachfolger der Bernkastel-Wittlicher Landrätin Beate Läsch-Weber verfolgt er die Interessen des Host Nation Council Spangdahlem.Foto: TV-Archiv/Patrick Lux

Einst vertrat Rechtsanwalt Günther Grün (links) die Interessen der Binsfelder Fluglärmgegner. Als Vorstandsmitglied und Nachfolger der Bernkastel-Wittlicher Landrätin Beate Läsch-Weber verfolgt er die Interessen des Host Nation Council Spangdahlem.Foto: TV-Archiv/Patrick Lux

"Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun" - Für Rechtsanwalt Günther Grün aus Bitburg ist der Fall klar. Das heißt, eigentlich sieht er da überhaupt keinen Zusammenhang. "Ich war immer dafür, dass die Amis hier bleiben", sagt der Bitburger Rechtsanwalt, "und habe das auch immer bei großen Versammlungen gesagt. Vor Hunderten von Menschen." Bei der jüngsten Sitzung des Host Nation Council (HNC) Spangdahlem in Bitburg Ende Januar (der TV berichte) hat er das allerdings kein Wort gesagt - nicht weil die Versammlung der Mitglieder dort weit unter der gewohnten Größenordnung lag, sondern weil der Anwalt an diesem Tag selbst nicht anwesend war. So wie Beate Läsch-Weber, Landrätin in Bernkastel Wittlich, die aus Vorstand und Verein ausgetreten war und zu deren Nachfolger Grün trotz Abwesenheit bei der Sitzung der Counciler gewählt wurde. "Ich habe mir da eigentlich null Gedanken gemacht", sagt der Anwalt, "doch das ich jetzt im Vorstand bin, ist genau genommen nur konsequent, weil ich ja immer für die Amerikaner war." Das sehen einige Menschen im Umfeld der Airbase Spangdahlem anders: "Wir sind schon sehr verwundert", sagt Elmar Döhr aus Binsfeld. Seit den frühen 90ern kämpft er gegen den Lärm, der vom Flugplatz ausgeht, und über Jahre hinweg wurden er und die weit über 100 weiteren Kläger aus Binsfeld dabei unterstützt - von Rechtsanwalt Günther Grün. Und das auch sehr erfolgreich. Gelassenheit auf beiden Seiten

Jetzt sitzt das langjährige CDU-Mitglied im Vorstand eines Vereins, der sich für den Erhalt der Airbase einsetzt. "Eigentlich ist Grün noch mein Anwalt", sagt Döhr und relativiert die Aussage: "also rein theoretisch". Theoretisch deshalb, weil Döhr, der mit seiner Klage gegen den Fluglärm mittlerweile vor dem Oberlandesgericht ist, durch einen Vertreter Grüns vertreten wird. "Das ist schon ein dicker Hund", sagt der Binsfelder Günther Schneider, ebenfalls ehemaliger Mandant des Rechtsanwalts aus Bitburg. Wirklich überrascht ist er allerdings nicht. "Grün hat schon als Gründungsmitglied des Vereins immer Stimmung für die Airbase gemacht", sagt Schneider, "doch ein dicker Hund ist es moralisch gesehen trotzdem." Zumal der Verein noch nicht einmal gemeinnützig sei. "Die Lärmbelästigung, gegen die wir geklagt haben, ist eine Sache, die die Bundesrepublik zu vertreten hat", sagt Rechtsanwalt Grün, und er sei damals zu Beginn der Klagewelle nunmal einer der wenigen Anwälte gewesen, die sich auf diesem Gebiet ausgekannt hätten. "Außer mir hat das ja keiner gemacht", sagt er, und er habe zwischen der Klage gegen der Lärm auf der einen Seite und seiner Unterstützung für diejenigen, die auf der anderen Seite des Sicherheitszaunes den Lärm verursachen, immer differenziert. "Wenn die Leute das heute vermischen, mag ihnen das verziehen werden." Für den Anwalt ist die Mitgliedschaft in Verein und Vorstand des HNC also fast schon eine Selbstverständlichkeit, und auch wenn Elmar Döhr sich darüber nur wundern kann, so sieht er die neue Ehrenaufgabe seines einstigen Interessenvertreters doch mit Gelassenheit: "Der Verein ist für mich sowieso ohne jede Bedeutung."

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