Ein Denkmal zum Wachküssen
Schönecken · Die alte Schule in Schönecken steht seit Jahren zum Verkauf, aber ein Käufer ist nicht in Sicht. Die Gemeinde wirbt mit hohen Fördersummen, der Kreisdenkmalpfleger schwärmt von dem Gebäude als "der Oberknaller", derweil nimmt das leerstehende Denkmal weiter Schaden.
Schönecken. Im historischen Ortskern von Schönecken, unterhalb der Burgruine, thront die Alte Kellnerei, im Ort auch als die alte Schule bekannt. Vom einstigen Glanz zeugt noch die stattliche Größe und ein Sandsteinportal, zu dem ein stattlicher Treppenaufgang führt. Wer heute hinauf möchte, muss auf den Stufen über hohes Unkraut treten.
Innen ist der Verfall noch deutlicher zu sehen. Die Stuckdecken im großzügigen Foyer beginnen sich zu lösen, und wer nicht acht gibt, tritt in den oberen Stockwerken in Kuhlen im morschen Boden. Altmodische Tapeten, die sich von den Wänden ablösen, erzählen davon, dass das Gebäude bis vor zehn Jahren noch bewohnt war.
Eifeler Bauschätze
Der jetzige Besitzer sucht seit Jahren einen Käufer für den denkmalgeschützten Komplex, der einst von Prunk geprägt war und nun zu verfallen droht. "Es müsste wachgeküsst werden", hofft Kreisdenkmalpfleger Detlef Kleintitschen für das "wunderschöne" und "superspannende Objekt" auf einen Käufer. Auf drei Geschossen wartet es auf einen Investor. Es bietet 4000 Quadratmeter Grundstück und 370 Quadratmeter Wohnfläche. "An so einen Brocken geht so leicht keiner ran", sagt der Verwalter Toni Brunker. Außer der Größe schätzt er die Lage an der Landesstraße 5 als problematisch ein. Ortsbürgermeister Matthias Antony hält die verlockenden Zuschüsse über das laufende Sanierungsprogramm, in dem sich Schöneckens Ortskern befindet, dagegen: Eine Förderung zu 50 Prozent sei realistisch. Denkmalpfleger Detlef Kleintitschen kennt das Problem, dass oft die Vorstellung fehle, was aus sanierungsbedürftigen Objekten werden könne. Restaurierte Gebäude seien bei Käufern beliebter. "Da muss noch eine Kehrtwende geschehen." Schönecken sei durchaus interessant für Investoren, findet Matthias Antony. Er schildert das Dorf im Aufwind: Viele Hausbesitzer nutzen das Sanierungsprogramm und verschönern den Ortskern, seit vergangenem Jahr gibt es ein modernes Pflegeheim, und hinter dem historischen Amtshaus, wo die neue Dorfmitte gestaltet wird, befindet sich das Bürgerhaus im Bau. An der Ortsdurchfahrt entsteht ein Dorfplatz mit Grillstelle und Wasserbecken in direkter Nachbarschaft zu einer stillgelegten Brennerei, die derzeit als Gemeinde- und Veranstaltungsraum hergerichtet wird.
Die alte Schule zu sanieren, ist ein Baustein in diesem Konzept. "Für die Ortsgemeinde ist es ein Anliegen, ein ortsbildprägendes Gebäude in eine neue Nutzung zu überführen und bestenfalls im alten Glanz wiederherzustellen", so Antony. Er kann sich Mietwohnungen, ein Mehrgenerationenhaus, barrierefreie Wohnungen für betreutes Wohnen oder Büroräume für Existenzgründer darin vorstellen.
Anfragen beantwortet Ortsbürgermeister Matthias Antony via Mail an info@schoenecken.de oder telefonisch unter 06553/875983.
Extra
Die sogenannte Alte Kellnerei wurde 1718 unterhalb der Burg Schönecken als Wohnhaus für den kurfürstlichen Kellner Johann Apollinaris Rösgen erbaut. Als "Keller" oder "Kellner", (von lat. cellarius bzw. cellerarius) war er ein Ministerialer, der in dem ihm zugewiesenen Gebiet für Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Steuern verantwortlich war, insbesondere für die Eintreibung und Verwaltung der Geld- und Naturalabgaben an den Lehns- oder Grundherren. Nach dem Einmarsch der Franzosen war das Gebäude ab 1798 Sitz der Bürgermeisterei. Anfang des 19. Jahrhunderts kaufte die Gemeinde das Anwesen und nutzte es bis 1960 als Schule. Seit Anfang der 80er Jahre befindet sich das Gebäude in wechselndem Privatbesitz, wurde in fünf Wohnungen aufgeteilt und bis ins Jahr 2000 vermietet. Seitdem steht es leer. sys