Ein Dorf verschwindet von der Landkarte

Steiningen/Allscheid · Allscheid gehört der Vergangenheit an: Das Dorf mit seinen 18 Häusern und 80 Einwohnern starb vor 160 Jahren aus.

Steiningen/Allscheid. "Immer wieder kam es in den vergangenen Monaten zum plötzlichen Verschwinden ganzer Familien. Jetzt ist die vollständige Einwohnerschaft von Allscheid verschollen."
So hätte eine Meldung vom Juni 1852 lauten können. Tatsächlich verschwand vor mehr als 160 Jahren das Dorf Allscheid in der Eifel (heute Kreis Vulkaneifel) mit seinen 18 Häusern und 80 Einwohnern von der Landkarte. Die Allscheider wanderten geschlossen nach St. Paul im nordamerikanischen Bundesstaat Minnesota aus. Der Gemeindeverband Steiningen übernahm die einstige Gemeinde. Im Frühjahr 1853 wurden alle Häuser, Ställe und Scheunen abgerissen. Heute erinnert nur noch die Erasmus-Kapelle, die 1877 gebaut wurde, an den Ort, wo Allscheid einst gestanden hat. Über das Schicksal der Auswanderer gibt es verschiedene Geschichten. So soll das Schiff untergegangen sein. Oder die ehemaligen Allscheider sollen zwar in ihrer neuen Heimat in Minnesota angekommen, aber dann alle gestorben sein, weiß Alois Mayer in seiner Geschichte des untergegangenen Dorfes Allscheid zu berichten.
Wie es den Auswanderern dagegen wirklich erging, zeigt ein Brief aus dem Aufsatz "Briefe Eifeler Amerika-Auswanderer" von Josef Mergen. Gertrud Dreis aus St. Paul (Minnesota) schrieb diese Nachricht an die Heimat. Gertrud Dreis war zusammen mit ihrem Mann Peter Josef und vier gemeinsamen Kindern aus Allscheid fortgegangen.
In ihrem Brief zitiert sie die Großmutter, die mit 85 Jahren in Amerika starb. Die alte Dame pflegte nach jedem Essen zu sagen: "Dass alle armen Leute in Deutschland so satt wären wie wir!" dek

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