Ein Dutzend Versuche für ein paar gesprochene Sätze

Bürvenich · Die beliebte ARD-Krimiserie "Mord mit Aussicht" mit Stromberg-"Ernie" Bjarne Mädel spielt in der Eifel und wird zum großen Teil auch dort gedreht. Einige Sequenzen wurden jetzt in Bürvenich realisiert.

 Kameraleute, Beleuchter, Requisiteure und Darsteller sind nur ein kleiner Teil des Teams, das am Ende einen langen Abspann füllt. Foto: Kirsten Röder

Kameraleute, Beleuchter, Requisiteure und Darsteller sind nur ein kleiner Teil des Teams, das am Ende einen langen Abspann füllt. Foto: Kirsten Röder

Bürvenich. "Stop! Hier können Sie im Moment nicht weiter. Wir machen gerade Filmaufnahmen", bremst der Aufnahmeleiter neugierige Passanten. Der normalerweise beschaulich anmutende Kinderspielplatz mit großer Wiese und Schaukel vor dem "HPZ"-Kinderheim in Bürvenich hat sich in einen Drehort für die bekannte ARD-Krimiserie "Mord mit Aussicht" verwandelt. Heimleiter Rolf Emmerich freut sich: "Einige Heimkinder und drei Mitarbeiter vom Betreuungsdienstes, Marita Huppert, MonikaWegelt und Wilfried Schlusche, durften sogar als Komparsen mitspielen. Die Betreuer haben bei den Dreharbeiten das gemacht, was sie im richtigen Leben hier bei uns auch tun: Sie haben den Rollstuhl geschoben und sich um die Bewohner gekümmert." Bereits seit Juni 2011 dreht die Filmcrew der "Pro TV Produktion" aus Köln an der zweiten Staffel der erfolgreichen Serie. Eine der Hauptfiguren ist die eigenwillige Kommissarin Sophie Haas, gespielt von Carolin Peters. Sie musste schon in der ersten Staffel ungewollt im erfundenen Eifelnest "Hengasch" ermitteln, obwohl sie auf eine Beförderung in die Großstadt gehofft hatte. Die 13 neuen Folgen werden ab Herbst 2012 bei der ARD zu sehen sein. Die Filmaufnahmen kamen für Emmerich nicht überraschend. Ein Location-Scout war im Internet auf das im Waldhang versteckt liegende Gelände aufmerksam geworden. "Er stand dann irgendwann vor unserer Tür und hat gefragt, ob man die Kulisse unseres denkmalgeschützten Heimgebäudes für die Krimiserie nutzen dürfe", sagt Emmerich. Als die Kinder des Heims von den Filmplänen erfuhren, waren sie sehr aufgeregt. "Wir gucken nicht nur Fernsehen,wir kommen auch ins Fernsehen, haben sie immer wieder gesagt", so Emmerich. Bevor der Heimleiter mehr erzählen kann, geht es schon wieder weiter am Set: "Bitte absolute Ruhe. Ton an, Kamera läuft", ruft der Kameramann und die Auszubildende ergänzt: "Klappe eins-siebenunddreißig, die Vierte." Und schon spazieren Carolin Peters und Meike Droste (als Polizeimeisterin Bärbel Schmied) den breiten, steil abwärts führenden, mit Rindenmulch belegten Weg herunter und unterhalten sich mit der Darstellerin der Heimleiterin über einen Ferdinand. "Er ist Autist" sagt die Heimleiterin und fragt:"Haben Sie das nicht gewusst?" Doch bevor die Schauspielerinnen die bunten Markierungen zum Anhalten auf dem Boden überhaupt erreichen können, ruft der Tonverantwortliche dazwischen: "Abbruch! Wir müssen noch mal drehen, es kam gerade ein Flugzeug. Das hat man leider bei der Aufnahme gehört." Die Schauspielerinnen gehen an diesem Tag gut ein Dutzend Mal den Weg mit dem gleichen Text und den gleichen Bewegungen ab, bis die Szene im Kasten ist. Mal muss die Heimleiterin zwischendurch husten oder eine Wolke schiebt sich vor die Sonne. Die Maskenbildner nutzen jede Pause, um zu den Schauspielerinnen zu stürmen und etwa den Lippenstift der Kommissarin immer wieder nachzuziehen.
"Wir haben noch etwa 30 Sekunden, dann ändern sich wieder die Lichtverhältnisse", warnt der Lichtbestimmer die Crew. Die holt später einen Generatorwagen, um die Sonne wenigstens künstlich wieder scheinen zu lassen. Die Lastwagen sind mit der Technik bereits am Mittag die Auffahrt zum Bürvenicher Kinderheim hochgefahren - genau wie der große Cateringwagen, eigentlich eine überdimensionale Frittenbude mit allem, was Crew und Schauspieler zum Essen und Trinken benötigen. Seit morgens steht er im Schatten der Bäume. Bei einem derartigen Aufwand könnte der Beobachter meinen, in Bürvenich würde an diesem Tag die komplette Folge von "Mord mit Aussicht" gedreht. Am Ende ergibt der ganze Aufwand am "HPZ" jedoch nur etwa zweieinhalb Minuten des fertigen Films.

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