Ein Erbe, das verpflichtet

JÜNKERATH/PRÜM. Von der Erbschaft, die der im Januar 2000 verstorbene Pädagoge Heinz Klinkhammer hinterlassen hat, soll innerhalb der nächsten drei Jahre ein multifunktionales Bürgerhaus in der Ortsmitte von Jünkerath entstehen.

 Ein Bürgermeister mit Visionen: Jünkeraths Gemeindechef Rainer Helfen vor dem Grundstück, auf dem die Bürgerhalle entstehen soll.Foto: Manfred Reuter

Ein Bürgermeister mit Visionen: Jünkeraths Gemeindechef Rainer Helfen vor dem Grundstück, auf dem die Bürgerhalle entstehen soll.Foto: Manfred Reuter

"Das kann nicht wahr sein." Als Jünkeraths Ortsbürgermeister Rainer Helfen (CDU) am 7. Februar 2000 erfuhr, dass der kurz zuvor verstorbene Bürger Heinz Klinkhammer seiner Gemeinde Haus, Grundstück und Bares hinterlassen hat, verschlug es ihm fast die Sprache. Erst als er realisierte, dass es ja Amtspersonen waren, die ihm diese Nachricht überbrachten, beseitigten sich letzte Zweifel in ihm.12 000 Euro Zinsen pro Jahr

In der Tat: Heinz Klinkhammer, zuletzt stellvertretender Direktor der Berufsbildenden Schule (BBS) Prüm, hat den Großteil seines Vermächtnisses der Gemeinde Jünkerath überschrieben. Nachdem diese das Haus mit Parkanlage inzwischen für 250 000 Euro verkauft hat, liegen insgesamt 315 000 Euro auf einem Sperrkonto. Und das bringt der Gemeinde pro Jahr rund 12 000 Euro Zinsen. Es sei schon ein tolles Gefühl gewesen, so etwas zu erfahren, sagt Bürgermeister Helfen heute noch. Auch im Rat sei nach dem ersten Staunen ein "erhebendes, stolzes Gefühl" spürbar gewesen. Dem Wunsch des Verstorbenen, dem die Gemeinde zu großem Dank verpflichtet sei, komme der Rat natürlich nun gerne nach. Denn: Heinz Klinkhammer wollte, "dass das Geld in der Gemeinde Jünkerath umgesetzt" wird, und zwar mit dem Ziel, eine Begegnungsstätte für die Bürger und Vereine des Orts zu schaffen, betont Rainer Helfen. Die ersten Schritte in diese Richtung haben die Jünkerather inzwischen zurück gelegt. Nachdem die ursprüngliche Planung, zusammen mit der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll eine multifunktionale Sporthalle zu errichten, fehl geschlagen ist, konzentriert sich der Rat nun auf den Bau einer Mehrzweckhalle. Immerhin: Zwischen Bahnhofstraße und VG-Rathaus besitzt die Ortsgemeinde Jünkerath eine Fläche von rund 12 000 Quadratmetern. Dass sich darauf planen lässt, soll der Trierer Hochschul-Professor Michael Fuchs beweisen. Er ist damit beauftragt, einen Entwurf zu erarbeiten, um dem Rat damit etwas Handfestes auf den Tisch zu legen. "Doch das Geld und das kapitale Grundstück reichen noch nicht aus, um das Projekt zu realisieren", gibt sich Rainer Helfen in all seinem Optimismus realistisch. Deshalb sucht er zurzeit immer noch nach Kooperationspartnern und Investoren, die mit ins Boot steigen. Helfens Vision: Die Einbindung eines gastronomischen Angebots als Ergänzung zu dem in Jünkerath bestehenden. Dass in der Angelegenheit Bürgerhalle im Rat Einvernehmen herrscht, sieht Bürgermeister Helfen indes mit Genugtuung. Nachdem bereits in den Haushalt 2003 eine Summe von 30 000 Euro für die Planung eingestellt wurde, soll schon 2004 gebaut werden. Natürlich weiß Rainer Helfen auch, dass dieses Erbe, um das ihn viele Bürgermeisterkollegen beneiden werden, auch Verpflichtungen mit sich bringt. "Das wird nicht einfach", sagt der 50-jährige Oberstabsfeldwebel bei der Bundesluftwaffe in Mechernich. Deshalb sei man sich im Gemeinderat auch darüber einig, hier nichts übers Knie zu brechen. Zunächst müsse eine Bedarfsanalyse her, und deshalb wolle er schon bald mit allen Vereinsvertretern reden, wie denn das künftige "Heinz-Klinkhammer-Haus" genutzt werden könne. Schließlich gelte es auch, die Folgekosten in den Griff zu bekommen, weiß Helfen.Vision als Folge einer Erbschaft

Trotz dieses großen Wurfs, den die Jünkerather ohne Heinz Klinkhammer nicht machen könnten, plagen Bürgermeister Rainer Helfen die gleichen Sorgen wie seine Kollegen. Denn auch der Jünkerather Gemeindehaushalt ist desolat: Im Verwaltungsetat für 2003 klafft zwischen Einnahmen und Ausgaben eine Lücke in Höhe von 193 290 Euro. Nur das Nötigste kann umgesetzt werden, der Sparwille dominiert das Zahlenwerk klar. Dabei haben die Jünkerather noch so viele Pläne: Gemeindestraßen müssen saniert, der Kanalbau vorangetrieben werden. Außerdem will der Glaadter Tunnel instand gesetzt werden, während ebenfalls an der Wurstbrücke der Zahn der Zeit nagt. Und die Brücke zwischen Römerwall und Bahnhofstraße? Auch dort will Hand angelegt sein. Eine Menge Arbeit kommt also in den kommenden Jahren noch auf die Jünkerather zu. Trotzdem haben sie Glück, durch eine großzügige Erbschaft in den Besitz einer Bürgerhallen-Vision gekommen zu sein, die in Zeiten leerer Kassen absoluten Seltenheitswert besitzt.

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