Ein extremes Jahr für die Feuerwehr

Noch ist das Jahr nicht vorbei, doch schon jetzt ist es für die Bitburger Feuerwehr ein Jahr der Extreme: So viele Einsätze wie noch nie, so viele gerettete Menschenleben wie noch nie und dann noch eine Diskussion um vermeintlich unnötige Großeinsätze.

 Die Feuerwehr Bitburg stellt in diesem Jahr einen Einsatzrekord auf. Hier brennt das Sägewerk in Dudeldorf lichterloh. TV-Foto: Archiv

Die Feuerwehr Bitburg stellt in diesem Jahr einen Einsatzrekord auf. Hier brennt das Sägewerk in Dudeldorf lichterloh. TV-Foto: Archiv

Bitburg. Dichter Rauch quillt aus der Reparaturwerkstatt von Müller und Flegel, und es ist zu befürchten, dass sich auch in den völlig verqualmten Büros noch Menschen aufhalten - ein Szenario, das die Bitburger Feuerwehr auf Trab halten wird. Denn am heutigen Samstag beginnt für den Löschzug Stadtmitte um 14.30 Uhr auf dem Gelände des ehemaligen Autohauses am Görenweg die große Abschlussübung des Jahres 2010.

"Ein extremes Jahr", sagt Wehrleiter Manfred Burbach. Denn die freiwilligen Feuerwehrleute mussten so oft ausrücken wie noch nie: bisher schon 209 Mal (darunter 24 Fehlalarme), und noch ist das Jahr nicht zu Ende. Zum Vergleich: 2009 gab es insgesamt nur 168 Einsätze.

15 Menschen aus brennenden Häusern gerettet



Doch nicht nur die Zahl der Einsätze ist deutlich höher, sondern in vielen Fällen auch die Herausforderungen, die sie mit sich bringen. Schon 15 Menschen mussten die Helfer 2010 aus brennenden Häusern retten. "Das hatten wir noch nie", sagt Burbach.

Auch, dass ein Großalarm den nächsten jagt, ist selten. Anfang September brannte es in einer Schreinerei in Bitburg-Masholder und Ende September bei der Bitburger Brauerei (der TV berichtete). "Die Einsätze haben für Diskussionen gesorgt", sagt Burbach. Denn nachdem aus Trier die höchste Alarmstufe gemeldet wurde, war die Feuerwehr in beiden Fällen mit einem Großaufgebot ausgerückt. Vor Ort stellte sich dann heraus, dass die Lage nicht so dramatisch war wie zunächst angenommen. Sowohl aus Reihen der Bitburger Kommunalpolitiker als auch aus der Bevölkerung hat es laut Burbach Kritik an den "unnötigen" Großeinsätzen gegeben, die schließlich Mehrkosten verursachen: mehr Sprit, mehr Aufwand für Wartung und Reinigung der eingesetzten Geräte und Kleidung und womöglich mehr Lohnerstattungsforderungen von Firmen, die ihre Mitarbeiter für den Einsatz freistellen mussten.

Burbach verteidigt die Einsätze. "Sicherheit ist das oberste Gebot", sagt er. Jede Lage könne sich ruckzuck verändern. Und im Fall der Schreinerei habe es in der Nähe des Brandherds einen Späne-, im Fall der Brauerei einen Kohlenbunker gegeben. Bei einer Alarmierung wisse zunächst niemand so genau, was einen vor Ort erwarte. Aber man könne auch nicht sagen: Wir warten erst mal ab, bis jemand gucken war. Schließlich hingen womöglich Menschenleben, Sachwerte und Existenzen vom Einsatz der Feuerwehr ab. Und: "Wir müssen uns Reserven schaffen", sagt Burbach. Falls einem Atemschutztrupp etwas zustößt, muss es einen zweiten geben, der zu Hilfe eilen kann. Und falls bei der Bergung eines Unfallopfers ein Schneidegerät ausfällt, sei es wichtig, ein zweites vor Ort zu haben.

Um künftig besser ausgestattet zu sein, schafft die Feuerwehr neben einem neuen Mehrzweckfahrzeug einen Rüstwagen für 350 000 Euro an, der mit allem ausgestattet ist, was bei der technischen Unfallhilfe benötigt wird. Der Vorgängerwagen war bereits 37 Jahre alt. Auch in die Sicherheit wird investiert. 30 000 Euro fließen 2011 in neue Schutzkleidung. Eine sinnvolle Investition, wie der Bitburger Wehrleiter meint: "Die Einsatzkräfte sind so vielen Gefahren ausgesetzt. Das muss sein." Im Extremjahr 2010 dürften es noch ein paar Gefahren mehr sein als üblich.

Meinung

Lieber zu viel als zu wenig

Was kostet es, wenn die Feuerwehr mit ein paar Leuten und Einsatzwagen zu viel zu einem brennenden Gebäude fährt? Das weiß die Stadt nicht, denn es wird nicht ermittelt. Aber was kann es im schlimmsten Fall kosten? Es kostet: Sprit, Arbeitszeit zum Warten und Reinigen der benutzten Fahrzeuge, Atemmasken, Kleidungsstücke & Co., unter Umständen auch bares Geld, das die Stadt Firmen erstatten muss, die ihre Mitarbeiter für den Einsatz freistellen. Und was kann es kosten, wenn die Feuerwehr nicht in ausreichender Mannstärke und mit genügend Löschfahrzeugen ausrückt? Es kostet: im schlimmsten Fall Menschenleben, in fast jedem Fall Sachwerte, die den Flammen unnötigerweise zum Opfer fallen, und manchmal kostet es auch Existenzen. Diese Gegenrechnung sollte man gar nicht erst aufmachen. Solche Diskussionen gar nicht erst führen. Sicherheit geht vor. Lieber fünfmal mit zu vielen Feuerwehrleuten vor Ort gewesen als einmal mit zu wenigen. Lieber die Gewissheit haben: Wenn Hilfe wirklich gebraucht wird, dann kommt sie auch. k.hammermann@volksfreund.deExtra Die Freiwillige Feuerwehr Bitburg hat insgesamt (mit den Stadtteilen) 2,5 hauptamtliche und 180 ehrenamtliche Einsatzkräfte. In den Jugendfeuerwehren Mötsch, Masholder und Stadtmitte sind 50 Nachwuchskräfte aktiv. Die Kosten, die die Feuerwehr verursacht, liegen bei 130 000 Euro im Jahr. (kah)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort