Ein Feuerwehrauto auf Wohnungssuche

BIESDORF. Über viele Jahre hinweg ist die Feuerwehr Biesdorf von einer befreundeten Wehr mit allem versorgt worden, was eine Feuerwehr so braucht. Seit kurzem haben Feuerwehrauto & Co. eine angemessene Bleibe gefunden: ein altes Raiffeisen-Lager, das in Eigenleistung umgebaut wurde.

Das neue Biesdorfer Feuerwehrhaus hat einen Fahrzeugstellplatz von 72 Quadratmetern, einen Umkleideraum, Sanitätsräume und ein Schulungszimmer im Obergeschoss. Die Außenwände sind mit einer Wärmedämmung und einem neuen Reibeputz versehen worden. Die Hoffläche ist mit Pflastersteinen belegt. Alles ist zweckmäßig und freundlich gestaltet. Wie viele Arbeitsstunden die 18 Feuerwehrmänner und die Helfer aus der Gemeinde hier geleistet haben, weiß keiner so genau. "Etwa 2000 Stunden", schätzt Wehrführer Johannes Hartmann, "doch es können auch mehr gewesen sein. Hauptsache, wir haben es geschafft!" Die Geschichte des Feuerwehrhauses beginnt mit der Freundschaft zwischen der Feuerwehr Biesdorf und dem Löschzug Hackenbroich der Stadt Dormagen. Urlauber aus Hackenbroich haben die beiden ungleichen Wehren 1987 zusammengebracht. Biesdorf besaß damals lediglich ein kleines Gerätehaus aus dem Jahr 1950, eine Tragkraftspritze Baujahr 1967 und einen Handwagen als Anhänger, Marke Eigenbau von 1970. Die Kameraden aus Hackenbroich dagegen hatten eine moderne Ausrüstung. Sie griffen den Biesdorfern mit Strahlrohren, Verteilern, Schlauchmaterial, Lederjacken, Schutzhelmen und Presslufthämmern unter die Arme. 1989 schenken sie den Biesdorfern eine neuere Spritze. Doch damit nicht genug. Am 14. November 1993 übergaben die Hackenbroicher Kameraden den Biesdorfern ein Feuerwehrfahrzeug mit kompletter Einrichtung, Funkausrüstung und mit 800 Meter B und C- Schlauchmaterial. Das Magirus-Fahrzeug hatten sie zuvor eigenhändig generalüberholt und frisch über den Tüv gebracht. Die Biesdorfer waren glücklich, doch sie hatten ein Problem: Ihnen fehlte die Garage für das Feuerwehrauto. In einem landwirtschaftlichen Maschinenschuppen durften sie es vorerst unterstellen. Die Gemeinde kaufte das ehemalige Raiffeisen-Lager aus den 60er-Jahren und stellte es der Feuerwehr zur Verfügung. Schnell wurden Pläne für einen Umbau konkret. Doch die Verwaltung der Verbandsgemeinde Neuerburg spielte nicht mit. Es gab erst kein Geld für den Umbau. Das änderte sich zehn Jahre später, als das Feuerwehrauto den Maschinenschuppen verlassen musste, weil nach dem Tod des Besitzers das Anwesen verkauft wurde. Das Feuerwehrauto kam in der Nachbarschaft in einer Scheune unter und die Verwaltung bewilligte 40 580 Euro für den Umbau des Raiffeisen-Lagers. Nach Abzug fixer Kosten verblieben den Biesdorfern exakt 37 200 Euro, die nach Bauabschnitten in Raten ausgezahlt wurden. "Die Verwaltung hatte große Bedenken, ob das Vorhaben klappt", erzählt Hartmann. Doch die Biesdorfer schafften es. Mutig gingen sie ans Werk, scheuten keine Mühe, hatten die Kosten aber fest im Blick. Sie holten selbst Angebote ein und verhandelten die Preise fürs Material. So schafften sie es, das alte Lager zu einem schmucken Feuerwehrgerätehaus umzubauen. Am 11. Juni wird das neue Haus eingeweiht. Dann werden die Kameraden aus Hackenbroich dabei sein und mit den Biesdorfern das würdige Domizil feiern.

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