"Ein ganz schöner Brocken"

Ein Kalb, das eine Bauersfamilie in blankes Erstaunen versetzt, hat am Dienstagabend in Olzheim das Licht des Stalls erblickt. Gute 100 Kilogramm bringt "Häschen" auf die Waage - mehr als doppelt so viel wie ein normales Kalb.

Olzheim. "So was hat noch kein Mensch gesehen", berichtet Antonette Schwahlen aus Olzheim. Sie ist immer noch fassungslos. "Das hat es noch nie gegeben." Nach über zehn Monaten Tragzeit - normal sind neun Monate - hat ihre Kuh "Sissi" am Dienstagabend ein Kalb auf die Welt gebracht. Und was für eins. Stolze 100 Kilogramm bringt "Häschen" auf die Waage und ist jetzt schon so groß wie normale Kälber nach einem halben Jahr. "Das ist ein ganz schöner Brocken", sagt Rainer Schwahlen kopfschüttelnd. Er war sein ganzes Leben über Landwirt und hat viele Kälber gesehen, aber so was hat er noch nicht erlebt - das normale Geburtsgewicht eines Kalbs liegt bei rund 40 Kilogramm. Auch vonseiten des DLR Eifel heißt es, bei dieser Rasse "blau-weißer Belgier", seien 100 Kilogramm enorm. "Das glaubt uns von den anderen Bauern niemand, aber es ist wirklich so", berichtet Rainer Schwahlen. Weil sich das Kalben so lange herausgezögert hatte, glaubten die Schwahlens schon, die Kuh sei einen Monat später noch einmal besamt worden, aber die Dokumente belegen eindeutig: Sissi wurde am 13. März nur einmal besamt.

Drei Stunden, zwei Tierärzte und eine Schubkarre waren nötig, bis der junge Stier schließlich das Licht des Stalls erblickte.

Dreistündige Geburt mit Kaiserschnitt

Zuerst hatte man noch an eine normale Geburt geglaubt, aber als der Tierarzt die Hinterbeine sah, entschied man sich wegen der Größe des Kalbs, es per Kaiserschnitt auf die Welt zu bringen. Außerdem lag es falsch herum in der Gebärmutter. "Das hätte der Tierarzt nie per Hand umdrehen können", sagt Schwahlen. Also musste ein zweiter Tierarzt herbei, um Geburtshilfe zu leisten. Zu dritt hätten sie das junge Tier dann auf eine extragroße Schubkarre gehievt, um es wegzubringen. "Das hätte keiner allein hinbekommen", sagt Schwahlen.

Nach drei Stunden war es endlich vollbracht, Kuh und Kalb sind wohlauf. Nur eine rund einen Meter lange Narbe und ein Blutfleck auf dem Stallboden zeugen am Morgen danach von der schweren Geburt. "Die Ärzte haben gute Arbeit geleistet", sagt Rainer Schwahlen.

Häschen hat mittlerweile sein Ställchen bezogen, aber bereits nach einem halben Tag ist er schon fast herausgewachsen. Noch haben seine Beine Mühe, das schwere Gewicht zu tragen und er wirkt noch etwas wackelig. Damit er schnell zu Kräften kommt, wird er von Antonette Schwahlen aufgepäppelt. Acht Liter Milch gibt's pro Mahlzeit - und das viermal am Tag. Wenn er sich gut entwickelt, steht ihm eine Karriere als Zuchtstier offen - gute Veranlagungen hat er jedenfalls.

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