Ein ganz spezieller Tag von Frauen, für Frauen in der Eifel

Bitburg · In Bitburg begegnen sich Geschlechtsgenossinnen heimischer und fremder Kulturen. Ein Besuch zum Frauentag.

 Freuen sich über viel Zuspruch zum Internationalen Frauencafé: Susanne Schöpges von der Koordinierungsstelle der Flüchtlingshilfe beim Deutschen Roten Kreuz (links) und Marita Singh, Gleichstellungsbeauftragte des Eifelkreises.

Freuen sich über viel Zuspruch zum Internationalen Frauencafé: Susanne Schöpges von der Koordinierungsstelle der Flüchtlingshilfe beim Deutschen Roten Kreuz (links) und Marita Singh, Gleichstellungsbeauftragte des Eifelkreises.

Foto: David Falkner
 Viel los beim Frauencafé in der Cafeteria der AfA.

Viel los beim Frauencafé in der Cafeteria der AfA.

Foto: David Falkner

Es ist warm, bunt und voll an diesem Vormittag in der Cafeteria der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA). An die 50 Frauen haben sich zusammengefunden, um gemeinsam Kaffee zu trinken, Kuchen zu essen - und eine schöne Zeit zusammen zu verbringen. Zahlreiche Kinder wuseln zwischen den Beinen der Erwachsenen herum. "Wir wollen, dass sich hier alle rundum wohl fühlen. Die Leute haben es so schon schwer genug gehabt", sagt Susanne Schöpges von der Koordinierungsstelle der Flüchtlingshilfe vom Deutschen Roten Kreuz. Zusammen mit der Gleichstellungsbeauftragten des Eifelkreises, Marita Singh, hat sie zum Internationalen Frauencafé eingeladen.

Die Idee ist nicht neu, bereits seit einiger Zeit werden monatliche Treffen im Mehrgenerationenhaus veranstaltet. Doch dieser Termin ist das erste Treffen in der AfA. "Die Beteiligung der Flüchtlinge war bisher nicht so groß wie erwartet. Vielleicht war die Hemmschwelle der Frauen zu groß. Also sind wir nun direkt hierhergekommen. Hier können sich die Besucherinnen von Frau zu Frau kennenlernen." Dass das Treffen am Vortag des Weltfrauentags (siehe Info) stattfindet, sei ursprünglich nicht geplant gewesen, aber nicht ungewollt. "So eine Aktion passt doch schön zum Frauentag", meint Marita Singh. "Wir wollen den Flüchtlingen auch zeigen, dass es bei uns so etwas gibt. Wir wollen auf unsere Frauenrechte hinweisen."

Die Anwesenden sind bunt gemischt - Deutsche, Asylsuchende, ältere und junge Frauen sind gleichermaßen zu Besuch. Viele der Asylbegehrenden sprechen nicht gut deutsch. "Die Sprache ist nicht das erste Medium, über das man in Kontakt zueinander kommt", weiß Susanne Schöpges. Das Angebot des Frauentreffs werde aber sehr gut angenommen. In der AfA ist Platz für 600 Menschen. Derzeit sind dort 110 Asylbegehrende untergebracht, vor allem vom Westbalkan. Die Begrüßungsrede von Marita Singh vor den Gästen wird von Sebikan Jašarova simultan auf Mazedonisch übersetzt. Die 35-jährige kommt selbst aus Mazedonien und lebt als Asylsuchende in der Aufnahmestelle. "Ich bin zum ersten Mal bei so einem Treffen dabei", sagt sie. "Ich finde dieses Angebot sehr gut." Auch in Mazedonien gebe es einen Frauentag. "Solche Treffen nur unter Frauen sind schön", sagt sie. "Ohne Männer fühlt man sich manchmal einfach freier."

Zu den deutschen Besucherinnen gehört Ursula Burghof. Die 76-Jährige ist gemeinsam mit einer Freundin aus Wolsfeld gekommen. "Diese Treffen sind eine interessante Abwechslung zum Alltag", sagt sie. Sie berichtet, dass sie über die Treffen auch schon Freundschaften geknüpft hat.
Auch Tanja Heck aus Bettingen ist mit dabei. Sie gibt seit einem Jahr ehrenamtlich Deutschunterricht für Flüchtlingskinder in der AfA, eineinhalb Stunden in der Woche. Sie schätzt das Café als Treffpunkt. Mit den Eltern ihrer Schüler habe sie ansonsten wenig Kontakt. "Wir haben noch andere Angebote für Frauen", verrät Susanne Schöpges. "es gibt auch einen Basteltreff oder einen Sprachkurs nur für Frauen."

Bei all der Zuwendung zum ‚schwächeren Geschlecht' werden auch die Männer nicht vergessen: "Es gibt nicht nur ein Treffen speziell für Frauen, sondern auch Treffen nur für Männer. Auch das ist nötig", sagt die Gleichstellungsbeauftragte Marita Singh. "Vielleicht ist es sogar noch nötiger."

Zum Internationalen Weltfrauentag gibt es in Bitburg, Hillesheim und in Prüm spezielle Frauenfilm-Vorstellungen. In der Eifel-Film-Bühne in Hillesheim läuft am Mittwoch, 8. März, um 19 Uhr der Film "Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen". Der Eintritt kostet 7 Euro. Anmeldung und weitere Informationen gibt es unter der Telefonnummer 06593/212. In Bitburg und Prüm läuft der Film "Joy - alles außer gewöhnlich". Vorführungen im Eifelkino Prüm am Mittwoch, 8. März, (Anmeldung unter der Telefonnummer 06551/95250) und im Skala-Kinocenter Bitburg am Dienstag, 14. März, (Anmeldung unter der Telefonnummer 06561/3116) jeweils um 19.30 Uhr.

DER INTERNATIONALE FRAUENTAG
Der 8. März steht ganz im Zeichen der weiblichen Hälfte der Menschheit - dann wird der Frauentag gefeiert. Initiiert wurde der Tag in Deutschland von der Sozialistin Clara Zetkin. Der erste Frauentag famd 1911 statt. Zu Beginn ein Aktionstag für das Wahlrecht der Frau und die Gleichberechtigung der Arbeiterinnen, ging es später vor allem um faire Arbeitsbedingungen für Frauen und den Kampf für den legalen Schwangerschaftsabruch. In manchen Ländern, vor allem in Afrika, Osteuropa und Asien, ist der Frauentag ein gesetzlicher Feiertag. Gerechtigkeit im Beruf ist am Girl's Day/Boy's Day am 27. April Thema. Dort sollen Jungen und Mädchen die Gelegenheit bekommen, geschlechteruntypische Berufe kennenzulernen. Nach Informationen von Renate Fahl, Pressesprecherin der Kreishandwerkerschaft, ist nur jeder fünfte im Handwerk tätige Auszubildende im ehemaligen Regierungsbezirk Trier weiblich, nur jeder neunte Handwerksmeister ist eine Frau.

Kommentar
Viel geschafft, noch viel zu tun

Die Lebenssituation von Frauen in Deutschland wird aus juristischer Sicht besser, auch die Gesellschaft bewegt sich mit ihren Normen und Konventionen langsam, aber kontinuierlich in die richtige Richtung. Noch immer müssen Frauen sich viel gefallen lassen, wenn sie aus Rollenbildern fallen, noch immer gelten für Frauen gesellschaftlich nicht dieselben Regeln wie für Männer. Aber wir sind insgesamt auf dem richtigen Weg. Die nächsten Herausforderungen klopfen schon an: Flüchtlinge, oft mit anderen Vorstellungen von Gleichberechtigung und korrektem Verhalten von Männern und Frauen, wollen integriert werden - und die Rechte der Männer dürfen auch nicht vergessen werden. Das Unrecht, das dem einen angetan wurde, darf kein Argument für ein Unrecht am anderen sein. d.falkner@volksfreund.de

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