Ein Geschäft, wie geschmiert

Am Anfang war Hoffnung, aber keine Euphorie, am Ende Ernüchterung und Wut. Und die Fusionsbefürworter, die durch Disziplin glänzten, verkniffen sich jeglichen Jubel: Die Fusionsdebatte im Kreistag bescherte Politikern wie Zuhörern ein Wechselbad der Gefühle. Und wenig Schlaf.

 Deutlich sichtbare Ablehnung: Etliche Fusionsgegner haben per T-Shirt kundgetan, was sie momentan vom Zusammenschluss zu einer großen Eifel-Sparkasse halten. TV-Foto: Mario Hübner

Deutlich sichtbare Ablehnung: Etliche Fusionsgegner haben per T-Shirt kundgetan, was sie momentan vom Zusammenschluss zu einer großen Eifel-Sparkasse halten. TV-Foto: Mario Hübner

Daun. (mh) Der Bierstand vorm Eingang des Thomas-Morus-Gymnasiums hatte zwar noch geöffnet, aber auf ein Feierabendbier nach 1 Uhr hatte kaum mehr einer der mehr als 300 Zuhörer der Kreistagssitzung von Montag auf Dienstag große Lust. Verständlich nach neun Stunden Sitzungsmarathon allein im öffentlichen Teil. Und eine Wiederholung der wichtigsten Szenen aus dem ebenfalls vor Stunden beendeten Fußball-EM-Spiel Deutschland-Österreich war zu so später Stunde auch nicht mehr zu erwarten. Wenngleich die Fernseher noch standen. So lautete mit Blick auf den bald wieder klingelnden Wecker die Devise: Ab nach Hause!Die Fusionsgegner für ihren Teil (zumindest die mit Mandat) hatten ohnehin an diesem Abend schon genug geredet: erstens über die Nachteile für den Vulkaneifelkreis und deren Sparkasse bei einem Banken-Zusammenschluss, zweitens mit den eingeladenen Bankenexperten und Wirtschaftsprüfern über Details und Fallstricke bei und das angemessene Beteiligungsverhältnis nach einer Fusion sowie über Verhinderungstaktiken vor der Sitzung. Apropos: Da konnte Karin Pinn angesichts mehrerer Mappen im Arm, in denen sich knapp 6000 Unterschriften gegen eine Fusion befanden, noch lächeln. Und ihr wurden von Mitstreitern noch weitere Listen zugesteckt. "Ich bin von den Socken", sagte sie angesichts dieses Erfolgs. Hinsichtlich der Sitzung blieb sie aber auf dem Boden und meinte: "Euphorisch bin ich nicht." Sie sollte recht behalten mit ihrer Zurückhaltung. Diese legten auch die Befürworter (die sich weitgehend auf die CDU-Kreistagsmitglieder beschränkten) an den Tag. Jubelposen waren selbst nach ihrem Abstimmungserfolg nicht zu vernehmen. Und so liegt die Vermutung nahe, dass das Gymnasium (neben der deutschen Nationalelf) der einzige Gewinner des Abends war: Denn das Bier verkauften KSK-Bedienstete für die Schulkasse. Und die von geschäftstüchtigen Schülern geschmierten Brötchen gingen ebenfalls weg wie warme Semmeln.

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