Ein geschenkter Joint und seine Folgen

Prüm · Drei Monate auf Bewährung bekommt die 53-jährige Angeklagte aus dem Saarland, weil sie geringe Mengen Amphetamin und einen Joint über die Grenze nach Deutschland geschmuggelt hat. Das Verfahren gegen ihren Lebensgefährten wird gegen eine Auflage von 1000 Euro eingestellt, da er versichert, von den Drogen nichts gewusst zu haben.

 Joint (Symbolfoto).

Joint (Symbolfoto).

Foto: dpa

Prüm. Die Geschichten, die die Angeklagte erzählt, führen mitunter zu ungläubigem Kopfschütteln bei Richter und Staatsanwalt. Der 53-Jährigen wird vorgeworfen, auf der Rückfahrt von den Niederlanden nach Deutschland mit ihrem 43-jährigen Lebensgefährten einen Joint und eine kleine Menge Amphetamin eingeführt zu haben. Wie sie zu dem Rauschgift kam, davon erzählt die Frau, die sehr nervös wirkt und ständig einen lilafarbenen kleinen Noppenball mit ihren Händen knetet, zwei Geschichten.
Den Joint habe sie von einem Pärchen aus den USA geschenkt bekommen, das sie am letzten Urlaubstag am Strand kennengelernt habe. Die Amerikaner wollten zurückreisen und hätten ihr deshalb das Rauschgift angeboten. Damals habe sie noch unter einem großen Suchtdruck gestanden, so dass sie den Joint angenommen habe, erzählt die 53-Jährige, die mittlerweile eine erfolgreiche Entziehung und Langzeittherapie absolviert hat. Ihr mitangeklagter Lebensgefährte habe von diesem Joint, den sie am Beifahrersitz des Autos versteckt habe, nichts gewusst. Das Amphetamin habe sich in ihrer Saunatasche befunden. Dort habe sie es vor längerer Zeit deponiert und dann vergessen.
Erst vor der Abreise aus den Niederlanden habe sie es wieder bemerkt, erzählt die Frau, die vor ihrer Drogentherapie nach eigenen Angaben auch Heroin und Kokain konsumierte hatte. Ihr Lebensgefährte habe sie gebeten, das Rauschgift wegzuwerfen. Das habe sie aber nicht getan. Erst als sie das Polizeiauto hinter sich bemerkte, habe sie ihm gestanden, dass sie die Drogen dabei hat. "Ich bereue es schrecklich", sagt sie. Nur mit der Hilfe ihres Freundes habe sie es geschafft, aus der Drogenszene rauszukommen. Auch ihr Lebensgefährte, ein Arzt, der auch mit drogenabhängigen Menschen arbeitet, versichert, dass er nichts von den Drogen im Auto wusste. "Ich war wütend und geschockt." Allerdings räumt er auch ein, dass er es besser hätte kontrollieren müssen, dass sie das Amphetamin wegwirft. Aber "ich wollte nicht immer wie ein Sheriff hinter ihr stehen". Das Verfahren gegen ihn wird eingestellt gegen eine Auflage von 1000 Euro, die an ein Kinderhospiz zu zahlen sind. Seine Freundin wird zu drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Ihr wird zugute gehalten, dass sie geständig ist und sich aus dem Drogenmilieu entfernt hat. Allerdings ist sie vorbestraft wegen Handels mit Betäubungsmitteln. "Sie kriegen die allerletzte Chance", gibt ihr Richter Felix Heinemann mit auf den Weg.

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