Ein Häuflein Kracher auf Odyssee

Idenheim/Bitburg/Trier · Ein Idenheimer auf Entsorgungsirrfahrt: Die Abfallberatung schickt einen Mann, der im Wald Silvesterböller gefunden hat, zum Kampfmittelräumdienst. Die Polizei ist empört und verweist ihn an die Stadtverwaltung Bitburg. Doch die ist nicht zuständig. Die zuständige Kreisverwaltung bleibt lange ratlos. Und der Finder wundert sich über Deutschland.

 Diese Silvesterkracher haben auf ihrem Weg in die Mülltonne eine weite Strecke zurückgelegt. TV-Foto: Katharina Hammermann

Diese Silvesterkracher haben auf ihrem Weg in die Mülltonne eine weite Strecke zurückgelegt. TV-Foto: Katharina Hammermann

Es lag am Waldrand im Gebüsch. Und hätte Daniel Schumacher geahnt, was folgen würde, hätte er es vielleicht einfach liegen lassen. Oder verbuddelt. Statt es mit nach Hause zu nehmen, um es zu entsorgen. Doch der Idenheimer wollte sich ein bisschen um die Umwelt und seine Mitmenschen kümmern. Also ließ er das aufgeweichte Paket mit den rund 50 Silvesterknallern - darunter richtig dicke Böller - nicht einfach im Wald liegen. "Wer weiß, was alles passieren kann, wenn Kinder das finden, trocknen und hochgehen lassen", dachte er sich und nahm den Müll mit. Und damit begann eine Odyssee, die ihn so manch Erstaunliches lehrte.

Zu Hause blätterte er im Entsorgungs-ABC. Doch wie man Silvesterböller sachgerecht loswird, stand dort erwartungsgemäß nicht. Also rief er bei der Abfallberatung des Kreises an. Und was die mitzuteilen hatte, verblüffte ihn: Da der Restmüll getrocknet werde, könne er die Böller nicht in die graue Tonne werfen. Und da es sich um potenziell gefährliche Explosivstoffe handele, weigere sich der sonst zuständige Sondermüllentsorger, sie zu transportieren. Er solle also zur Polizei gehen und die Beamten bitten, seinen Fund dem Kampfmittelräumdienst zu übergeben. "Kampfmittelräumdienst! Das wird ja langsam kompliziert", dachte sich der Finder.

Von der Polizei zum Rathaus



Als er einige Tage später in Trier zu tun hatte, machte Schumacher also einen Abstecher zum alten Polizeipräsidium, klingelte, um eingelassen zu werden, erklärte einer staunenden Dame hinter einem Schalter, warum er mit einem Sack voll nasser Kracher vor ihr stand und wartete auf einen Beamten, der herbeigerufen wurde.

"Bis zu dem Moment dachte ich noch: Das lässt sich alles machen", sagt er. Doch dann kam der Polizist. Und der sei sauer gewesen. Das sei ja lächerlich! Der Kampfmittelräumdienst kümmere sich um Bomben und Handgranaten und nicht um aufgeweichte Silvesterböller! Mit wem er denn gesprochen habe? Und warum er überhaupt nach Trier zur Polizei gehe und nicht nach Bitburg, wollte der Beamte wissen. Dann rauschte er ab, um in der Angelegenheit zu telefonieren.

Und als er nach zehn Minuten immer noch verärgert zurückkam, gab es eine neue Ansage: Er solle den Sack bei Herrn Grün im Bitburger Rathaus abgeben. Und dort ist der Müll nun auch. Obwohl Fachbereichsleiter Erich Grün nun wirklich nicht für die Entsorgung nasser Böller zuständig ist. Doch er hatte Erbarmen. "Der Mann muss diese alberne Odyssee nicht noch länger mitmachen", sagt Grün, der nun vorhat, die Kracher richtig zu entsorgen. Wie, weiß er zunächst auch nicht so genau. Doch er denkt, dass die Gewerbeaufsicht in Trier für Pyrotechnisches zuständig ist.

Die Kreisverwaltung, die es trotz der Seltenheit solch "explosiver" Funde nun auch einfach wissen will, forscht unterdessen noch. Ein Anruf bei der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion soll klären, ob nicht doch wie in Bayern der Kampfmittelräumdienst zuständig wäre … Einen Tag später ist eine Lösung gefunden: "Nach Vorgaben der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord können die Feuerwerkskörper nach 24-stündiger Wässerung problemlos über den Restmüll entsorgt werden", teilt die Abfallberaterin mit. Ach! Es hätte alles so einfach sein können.

Am allereinfachsten wäre natürlich gewesen, den Müll direkt im Wald liegen zu lassen. Doch er habe einfach ein wenig Verantwortung übernehmen wollen und sei dann da reingeschlittert, sagt Schumacher. Immerhin: Er hat ein paar Lehren gezogen. Erstens: Es gibt Dinge, für die es auf dieser Welt keinen Platz gibt. Und das, wo doch in Deutschland alles geregelt ist. Zweitens: Danken tut einem so ein Engagement niemand. Und drittens: Wenn er noch mal Müll im Wald findet, dann überlegt er sich ganz genau, ob er den wirklich haben will.

EXTRA WILDE MüLLKIPPEN



"Widerrechtlich abgelagerter Müll": Wer ihn in der Natur findet, kann Verschiedenes tun. Erstens: Wenn es sich um "normalen Müll" handelt, kann man den natürlich einfach mitnehmen und selbst entsorgen. Bei größeren Funden (wie Kühlschränken, Altreifen, Bauschutt) oder potenziell gefährlichen Funden (wie gefüllten Kanistern oder Ölfässern) rät Christina Ganser, Abfallberaterin des Eifelkreises, dazu, die untere Abfallbehörde einzuschalten (Telefon: 06561/152342). Für die Entsorgungskosten muss laut Ganser der Grundstücksbesitzer aufkommen. Bei sonstigen Fragen rund um die Entsorgung hilft das Entsorgungs-ABC ( www.bitburg-pruem.de) und die Abfallberatung des Kreises weiter, Telefon: 06561/152320.

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