Verkehr Ein Haufen Erde gemischt mit Zweifeln

BITBURG · Nach wie vor gibt es Kritik am Bau eines Lärmschutzwalls zwischen der B51 und Stahl. Das Problem ist der Boden, der dort verbaut werden soll, aber mit Schadstoffen belastet ist. Dennoch hat der Stadtrat jetzt dafür gestimmt.

 Dort, wo derzeit noch Hütten einer ehemaligen kleinen Gartensiedlung stehen, soll ein Lärmschutzwall entstehen.

Dort, wo derzeit noch Hütten einer ehemaligen kleinen Gartensiedlung stehen, soll ein Lärmschutzwall entstehen.

Foto: Uwe Hentschel

Was er von dem Projekt hält, hat Alexander Jutz bereits in der Sitzung des Bauausschusses vergangenen Oktober gesagt. Und sieben Monate später tut er es erneut. „Für diese Maßnahme gibt es überhaupt keinen Anlass“, sagt das Fraktionsmitglied der Grünen in der Sitzung des Bitburger Stadtrats und ergänzt: „Für uns stellt sich die Situation eher so dar, dass hier ein Investor seinen teilweise belasteten Boden kostengünstig entsorgen will.“

Der Investor, von dem Jutz hierbei spricht, ist die Beda-Invest Saarstraße GmbH & Co. KG, die auf dem ehemaligen Maurer-Gelände an der Ecke von Saar- und Industriestraße den Bau einer Aldi-Filiale sowie eines Rewe-Marktes plant.

Um diese Geschäfte zu errichten, muss aber zunächst eine große Menge an Erdreich abgetragen werden. Der dortige Boden ist allerdings belastet, was unter anderem daran liegt, dass auf diesem Areal zunächst Kriegsschutt gesammelt wurde und zuletzt schließlich ein Entsorgungsbetrieb angesiedelt war. Der Boden ist also insgesamt keine erste Wahl.

Das Unternehmen sucht also für das Erdreich eine Verwendung und ist dabei jenseits der B51 fündig geworden. So soll ein Großteil des Bodens für die Errichtung eines Lärmschutzwalls zwischen dem Stadtteil Stahl und dem Knotenpunkt von B50 und B51 verwendet werden. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass der Boden eine gewisse Schadstoff-Grenze nicht überschreitet.

Damit das nicht passiert, wird das Erdreich zunächst auf dem Gelände sortiert. Denn alles, was gemäß der allgemeinen Klassifizierung über dem Zuordnungswert Z2 liegt, muss auf einer Deponie entsorgt werden (siehe Infobox). Für Jutz stellt sich dabei eine Frage: Wer überwacht das?

Nun, die Stadt macht es jedenfalls nicht, wie Bauamtsleiter Berthold Steffes erklärt. Und das sei auch nicht ihre Aufgabe. Für Jürgen Weiler von der CDU-Fraktion besteht dafür auch keine Notwendigkeit. Das vom Investor mit den Erdarbeiten beauftragte Unternehmen arbeite sehr gewissenhaft, sagt Weiler, der selbst Bauunternehmer ist und als solcher bereits oft mit der Firma aus Rittersdorf zusammengearbeitet habe. „Die machen das sehr stringent“, versichert er.

Insgesamt rund 550 Meter lang, 37 Meter breit und bis zu sieben Meter hoch soll der Lärmschutzwall werden. Im Ortsbeirat Stahl wird dieses Vorhaben durchaus begrüßt. Der dortige Ortsbeirat hat sich einen Tag vor der Stadtratssitzung einstimmig für den dafür notwenigen Bebauungsplan und die Änderung des Flächennutzungsplans ausgesprochen.

In der Sitzung des Stadtrats ist das Votum nicht so eindeutig. Insgesamt sieben Mitglieder aus den Reihen der Grünen und der Liste Streit stimmen dagegen, zwei weitere enthalten sich. Die Mehrheit im Rat aber ist dafür. Voraussetzung für diese Zustimmung war aber unter anderem, dass der Wall nur in Verbindung mit einem Rad-Fußweg entstehen soll. Der geplante Hügel besteht nämlich aus zwei Abschnitten. Dazwischen liegt die westliche Rampe der Brücke über die B51, die den Ortsteil Stahl mit der Heinrichstraße des Stadtgebiets verbindet.

Für Stahl ist aber nicht nur der zugesagte Weg der Grund für die Zustimmung, sondern der Lärmschutzwall an sich. Zwar können laut Lärmgutachten auch mit Hilfe des Walls die für die Nacht geltenden Grenzwerte auf der Stahler Seite des Hügels nicht erreicht werden. Insgesamt aber, so das Fazit des für das Gutachten zuständigen Ingenieurbüros, trage die Errichtung des Erdwalls als Lärmschutzmaßnahme für die bestehende Bebauung des Stadtteils zu einer Verbesserung der Wohnqualität bei. Zudem ergebe sich dadurch für Stahl auch die Möglichkeit, in Richtung B51 neues Bauland auszuweisen.

Was die Flächen betrifft, auf denen der Wall errichtet werden soll, so gibt es unterschiedliche Eigentümer. Während der an die B51 angrenzende Bereich südlich der Brücke, wo derzeit noch die ein paar Gartenhäuser stehen, vom Investor bereits für die Errichtung das Bauwerks gesichert wurde, ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche nördlich der Brücke noch in Privatbesitz einer Familie aus Bitburg. Wie Bürgermeister Joachim Kandels erklärt, habe ihm der Eigentümer vor der Sitzung aber schriftlich zugesichert, dass er zu einem Grundstückstausch bereit sei.

Für Agnes Hackenberger (FBL) sowie auch andere Mitglieder des Stadtrats ist es wichtig, dass die Eigentumsverhältnisse möglichst schnell geklärt werden. Zudem äußert Hackenberger die Befürchtung, dass der vom ehemaligen Maurer-Gelände angelieferte Boden gar nicht ausreicht, um den Lärmschutzwall komplett zu errichten.

Am Ende müsse man dann jahrelang auf ein halbfertiges Bauwerk blicken, so das FBL-Ratsmitglied. Ratskollege Weiler teilt diese Sorge nicht. „Jedes Bauunternehmen sucht händeringend nach Abladestellen“, sagt er. „Das dürfte also nicht das Problem sein.“

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