Ein Haus für das Erbe der Töpfer

Speicher · Die Töpfergemeinden im Speicherer Raum hatten einst eine überregionale Bedeutung. Schon vor 2000 Jahren wurde dort Keramik gefertigt. Damit die Tradition dieses Handwerks nicht in Vergessenheit gerät, wird nun im Heimatmuseum Speicher eine Ausstellung geplant. Das hat der Verbandsgemeinderat beschlossen.

 Das Heimatmuseum in Speicher. TV-Foto: Uwe Hentschel

Das Heimatmuseum in Speicher. TV-Foto: Uwe Hentschel

Speicher. "Ich habe Speicher nie aus den Augen verloren", sagt Bärbel Kerkhoff-Hader. Die ehemalige Professorin am Lehrstuhl für Volkskunde und Europäische Ethnologie der Universität Bamberg stammt zwar nicht aus Speicher, hat dort aber in den vergangenen Jahrzehnten viel Zeit verbracht. 1969 habe sie die Töpfergemeinde das erste Mal besucht, sagt sie. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit. Damals sei sie mit dem wertvollen Kulturerbe des Speicherer Lands in Berührung gekommen. "Und seitdem hat mich die Keramik eigentlich auch nie wieder losgelassen."
Tradition überregional bedeutend


Die Geschichte des ganzen Speicherer Raums ist eng verknüpft mit dem Töpferhandwerk. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch gibt es nur wenige Menschen, die sich mit diesem Zusammenhang derart intensiv beschäftigt haben wie Kerkhoff-Hader.
"Die Speicherer waren viel unterwegs", sagt die Professorin, wobei sie an diesem Abend diejenige ist, die einen langen Weg hinter sich hat. Auf Einladung der Verbandsgemeinde (VG) ist sie von Bamberg nach Speicher gereist, um die Ratsmitglieder von der Notwendigkeit eines keramischen Schwerpunkts im Heimatmuseum (siehe Extra) zu überzeugen. Viel Überzeugungsarbeit wäre dafür wahrscheinlich gar nicht nötig, da sich die Ratsmitglieder der Bedeutung des Töpferhandwerks in Speicher und Umgebung durchaus bewusst sind. Doch der gut einstündige Vortrag der Expertin, bei dem ein Blick auf die fast 2000-jährige Geschichte des Töpferhandwerks im Speicherer Land geworfen wird, bestätigt, dass diese Tradition weit über die Grenzen der Eifel hinaus überregionale Bedeutung hat.
"Sie haben hier ein Erbe, das man kaum vermuten würde", sagt Kerkhoff-Hader. Die Region Speicher habe mit den Krugbäcker-Gemeinden Herforst, Binsfeld, Orenhofen, Zemmer, Niersbach, Bruch und Speicher bis in die jüngere Vergangenheit zu den ausgeprägten Töpfergemeinden des Rheinlands gehört. "Es ruft gerade danach, in Speicher ein solches Museum zu errichten", fügt sie hinzu. Das sei nicht zuletzt auch ein Alleinstellungsmerkmal für die Region.
Doch mit dem Wissen um die Bedeutung des kulturellen Erbes allein ist es nicht getan. Um die Sache richtig anzugehen, benötige man ein professionelles Konzept. Und Ausdauer. "Wenn Sie den Weg beschreiten wollen, dann brauchen Sie Geduld", erklärt die Professorin. Ein solches Vorhaben nehme durchaus drei bis vier Jahre in Anspruch.
Rat lässt Konzept erarbeiten


"Wir sind froh und dankbar, dass wir eine solche Kämpferin für das Museum gefunden haben", sagt Bürgermeister Rudolf Becker. Dem schließen sich auch andere Ratsmitglieder an, so dass sich der Rat einstimmig dafür ausspricht, den ersten Schritt zu gehen. So sollen zunächst die Kosten für ein tragfähiges Konzept ermittelt und Fördermöglichkeiten geprüft werden. Auf dieser Basis will der Rat über das weitere Vorgehen beraten.
Zwei Voraussetzungen für die Keramikausstellung sind damit gegeben: Es gibt ein geeignetes Gebäude und den Willen. Fehlt eigentlich nur noch die Sammlung, die jedoch auch nicht das Problem sein dürfte. Kern der Ausstellung soll die umfangreiche Privatsammlung der Speicherer Töpferfamilie Plein-Wagner werden. Die Exponate ständen "ohne Zweifel" für das Museum zur Verfügung, sagt Michael Plein und ergänzt: "Es muss halt nur gemacht werden."Extra

Das Heimatmuseum Speicher soll nach der umfassenden Renovierung am 4. April wiedereröffnet werden. Die allgemein heimatgeschichtliche Ausstellung, die der ehrenamtlich tätige Leiter Werner Peter Streit mit Unterstützung des Arbeitskreises Heimatmuseum sowie dem Heimatkundlichen Arbeitskreis konzipiert hat, beschränkt sich auf das Erd- und Kellergeschoss. Für die nun geplante Keramikausstellung stehen laut Streit das erste Obergeschoss sowie bei Bedarf das Dachgeschoss zur Verfügung. Letzteres müsste dafür jedoch zunächst ausgebaut werden. uhe

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