Ein Haus mit langer Geschichte

Holsthum · Schönheit in Stein: So lautet der Titel einer Ausstellung, die derzeit im Kreismuseum zu sehen ist. Im Mittelpunkt: zehn vorbildlich sanierte eifeltypische Häuser. Der TV stellt sie in einer Serie vor. Heute: ein Bauernhaus in Holsthum.

 Der Garten (links) bietet zu jeder Jahreszeit Blühendes. TV-Foto: Christina Bents

Der Garten (links) bietet zu jeder Jahreszeit Blühendes. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Holsthum "Wir konnten erkennen, dass unter dem jetzigen Zustand etwas sehr Schönes zum Vorschein kommen würde", sagt Mario Simmer. Der Hausbesitzer, der Geschichte und Kunstgeschichte studiert hat, muss eine gute Vorstellungskraft und einen guten Blick fürs Detail haben. Denn das, was sich ihm und seiner Freundin in Holsthum zeigte, war eher der Charme der 60er bis 70er Jahre, als der eines schmucken Hauses. Verkleidete Balken, Rigipswände, Sperrholztüren und PVC-Böden herrschten vor. Der Hausherr sagt: "An der Raumhöhe und der Aufteilung, sowie einzelnen Balken, die unter der Verkleidung hervorgeschaut haben, konnte man erkennen, was man hier hat." Seine Lebensgefährtin überzeugte er durch Baubeispiele, aus verschiedenen Büchern.
Heute zeigt sich das Haus in seinem Ursprungszustand. Wenn man hereinkommt, geht man durch einen Flur und sieht einen warmen Lichtschein, der selbst an trüben Tagen durch das Fenster in die Flurküche fällt. Dort ist der frühere Kochbereich, bei dem der Ruß aus den Jahrhunderten noch deutlich. Die Fassade des Backofens ist ebenfalls erhalten. Schwere Eichenbalken, die in der Wohnküche offen liegen, stützen die Decke und zeugen von der massiven Bauweise und der Geschichte des Hauses. Alles zu erhalten war nicht möglich. Die Böden im Erdgeschoss mussten teilweise Udelfanger Sandstein weichen. "Wo wir Dinge ersetzen mussten, haben wir Naturmaterialien aus der Region verwendet", erklärt Mario Simmer. Viele Wände, die künstlich begradigt waren, haben sie wieder in ihren ursprünglich krummen Zustand gebracht. Alte Möbel, die sie noch gefunden haben, wurden restauriert und haben wieder einen festen Platz im Haus. "Auf dem Speicher haben wir noch das Kopf- und Fußteil eines Bettes gefunden. Von einem Schreiner haben wir dann die Mittelteile anfertigen lassen und es wieder aufgestellt", berichtet der Altbaubesitzer. An dem dreigeschossigen Bau schätzt er die Schlichtheit. "Es sind Naturmaterialien, wie Stein, Holz und Metall hier verbaut, das sind die Urmaterialien. Vieles hat oder bekommt noch eine Patina. Das gefällt uns." Wohl fühlen er und seine Freundin sich hier, weil sie die Geschichte des Hauses spüren, und es eine sehr warme Atmosphäre hat.
Als sie ihrer Familie und ihren Freunden von der Idee erzählten, einen Altbau zu kaufen, waren die ersten Reaktionen nicht gerade überschwänglich. "Es kamen dann gleich Geschichten von Eisblumen, dass es bestimmt kalt und dunkel sein würde", erinnert sich Mario Simmer. Doch als es losging, waren viele Helfer zur Stelle und der Zuspruch ließ nicht lange auf sich warten.
"Das wird ja doch ganz schön", hieß es schließlich immer öfter. Als beispielsweise das Treppenhaus von unzähligen Schichten Tapete und Farbe befreit wurde, und die Wandgestaltung mit aufgemaltem Fugennetz und Sockel, von 1805 zum Vorschein kam.
Neben dem Haus hat das Paar auch sehr viel Zeit und Energie in die Gestaltung des Gartens investiert. Tonnenweise haben sie Beton aus dem Garten abtransportiert und einen Bauerngarten mit Wegekreuz und typischen Blumen wie Pfingstrosen, Phlox und anderen Stauden angelegt. Besonders ist das Tor, das einen direkten Zugang zum Friedhof sicherstellt.
Für Mario Simmer ist es eine Einstellungssache, ob man einen Altbau saniert oder sich ein neues Haus baut. "Wir haben sehr viel selbst gemacht, und nach und nach renoviert und gestaltet. Wichtig war uns, dass wir erst einmal drinnen keine Baustelle mehr haben."
Extra: AUSSTELLUNG UND BUCH

Erinnerung an früher: Das Haus ist liebevoll dekoriert. TV-Foto: Christina Bents

Erinnerung an früher: Das Haus ist liebevoll dekoriert. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
 Herzstück: Die Flurküche war auch früher der Mittelpunkt des Hauses. TV-Foto: Christina Bents

Herzstück: Die Flurküche war auch früher der Mittelpunkt des Hauses. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"
Blick in eines der Schlafzimmer.

Blick in eines der Schlafzimmer.

Foto: Mario Simmer
 Eine alte Truhe und Familienbilder sorgen für ein gemütliches Ambiente.

Eine alte Truhe und Familienbilder sorgen für ein gemütliches Ambiente.

Foto: Mario Simmer
 Blick ins Treppenhaus.

Blick ins Treppenhaus.

Foto: Mario Simmer
 Blick in die Küche.

Blick in die Küche.

Foto: Mario Simmer
Ein echtes Schmuckstück.

Ein echtes Schmuckstück.

Foto: Mario Simmer


"Schönheit in Stein" ist der Titel der Ausstellung im Kreismuseum in Bitburg, in der Fotos von zehn vorbildlich sanierten alten Häusern in der Südeifel gezeigt werden. In Anlehnung an das gleichnamige Buch von Kuratorin Barbara Mikuda-Hüttel widmet sich die Schau in rund 80 Fotografien von Anita Burgard und Heike Matzat der Vielfalt und dem Charme der heimischen Architektur. Das Buch "Schönheit in Stein - Ländliche Architektur in der Südeifel" kostet 17,90 Euro und ist erhältlich im Kreismuseum sowie bei Bernd Fröhlich, Telefon 0531/512108, E-Mail froehlich@ igbauernhaus.de Öffnungszeiten des Kreismuseums: dienstags und mittwochs 11 bis 17 Uhr, donnerstags bis sonntags 14 bis 17 Uhr; ab November: sonntags 14 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung. Eintritt: 3 Euro, für Kinder 2 Euro.

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