Ein Haus voller Überraschungen

Speicher · Die Arbeiten am Heimatmuseum in Speicher gehen in den Endspurt. Mit dem rund 800 000 Euro teuren Umbau ist das Haus nicht nur technisch auf dem neuesten Stand, sondern auch deutlich größer geworden. Im Mai 2012 soll das Museum wieder öffnen.

Speicher. "Ich freue mich aufs Einräumen", sagt Werner Streit. Der Museumsleiter ist auch mit seinen 86 Jahren noch voller Tatendrang. Schließlich ist das Heimatmuseum sein "Baby". Und er weiß, wo alles hingebracht wurde, als das Haus im Frühjahr des vergangenen Jahres wegen umfangreicher Sanierungs- und Renovierungsarbeiten ausgeräumt werden musste (der TV berichtete). Die vielen Kartons, die vor einem Jahr gepackt und weggebracht wurden, bald wieder auf die entsprechenden Räume zu verteilen und dann auszupacken, dazu werden wieder viele freiwillige Helfer unter seiner Regie mitanpacken.
Allerdings muss Streit darauf noch ein wenig warten. "Die Arbeiten im und außerhalb des Gebäudes werden im August beziehungsweise September fertig sein", sagt Bauleiter Eric Mathey. Eröffnung des Museums soll möglicherweise am Muttertagsmarkt im Mai 2012 sein. Dann allerdings wird das Heimatmuseum ein ganz anderes Gesicht haben. Im gesamten Haus wurden die alten Heizkörper abmontiert und Deckenheizungen installiert. "Das ist energetisch sinnvoll und nimmt auch keine Stellfläche weg", sagt Herbert Pesch, der sich um die Koordination det Arbeiten kümmert.
Leihgaben vom Plewa-Museum



Zudem ist das Museum größer geworden: Die oberen Räume und das unmittelbar angrenzende Haus, in dem sich bis vor dem Umbau die Bibliothek und eine Wohnung befand, wurden jetzt dem Museum angegliedert - und zwar durch Wanddurchbrüche im Untergeschoss. Im Erdgeschoss bieten sich dadurch nun Räume genug, um einen davon für Sonderausstellungen zu reservieren.
Wie das bei Umbauten so ist, erlebten sie auch in Speicher Überraschungen - allerdings positive: Unter dem PVC-Belag des denkmalgeschützten Hauses, befand sich ein Parkettboden, der wieder aufgearbeitet wurde und wie neu aussieht. Und das fast in allen Räumen. Der Eingangsbereich sowie der Flur im Untergeschoss des Hauses aus den 20er Jahren ist nun mit grauen Fliesen ausgelegt. Und noch ein Kleinod tat sich hier auf: Ein Mosaikfenster, das bisher mit Ausstellungsstücken zugestellt war, unterstreicht den Charme des Hauses und ist selbst ein Stück Geschichte. Alle unteren Räume haben keine Türen - abgesehen von der neuen Toilettenanlage, die auch für Behinderte zugänglich ist.
Das Obergeschoss soll nach Streits Plan in drei Abteilungen gegliedert sein: römisch-keltisch, neuzeitlich und modern. Auch hier gibt es eine Überraschung: Das bereits geschlossene Plewa-Museum übergibt sämtliche Ausstellungsstücke als Dauerleihgabe an das Heimatmuseum. Deshalb wird auch im Obergeschoss eine kleine Töpferei integriert, wo hin und wieder Vorführungen stattfinden könnten. Nicht zuletzt sind die Speicherer stolz darauf, im Kostenrahmen von rund 800 000 Euro geblieben zu sein, von denen 80 Prozent aus dem Konjunkturprogramm fließen und 20 Prozent vom Land als zinsloses Darlehen zur Verfügung gestellt werden. Eine Photovoltaikanlage, die auf dem neuen Dach am hinteren Gebäude angebracht wurde, kostete rund 35 000 Euro. "Die hat aber mit den Kosten fürs Heimatmuseum nichts zu tun. Das ist ein separater Posten", sagt Pesch. Ab etwa Mai 2012 werden drei Dauerausstellungen zu sehen sein: Die "Römische Meile" mit römischen Fundstücken aus dem Speicherer Land, "Takenplatten" und "Not macht erfinderisch" in Verbindung mit den Kriegsereignissen in und um Speicher. Neu wird ein Tante-Emma-Laden sein, der im Erdgeschoss aufgebaut wird - nebst der Schulklasse, die bisher von vielen Schulen besucht wurde. In den Kellerräumen werden wieder eine alte Schmiede und eine Schnaps-Brennerei zu sehen sein. Laut Museumsleiter Streit sollen die Öffnungszeiten so ausgeweitet werden, dass das Haus täglich von 14 bis 17 Uhr geöffnet ist, sodass die Besucherzahlen von bisher 2000 jährlich steigen sollen. lyv

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