Ein Haushalt wie gemalt

Prüm · Bürgermeister Aloysius Söhngen hat im Rat der Verbandsgemeinde Prüm den Haushalt für 2015 vorgelegt. Die größten Posten: Investitionen in Schulen und Freizeiteinrichtungen. Die beste Nachricht: Die Umlage bleibt bei 29 Prozentpunkten.

 Da lang: Aloysius Söhngen gibt die Richtung vor. Beim Haushalt hat keiner etwas dagegen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Da lang: Aloysius Söhngen gibt die Richtung vor. Beim Haushalt hat keiner etwas dagegen. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Normalerweise, sagt Barbara Hiltawski von der SPD-Fraktion im Rat der Verbandsgemeinde (VG) Prüm, sei die Präsentation eines Haushalts ja "die Sternstunde der Opposition". Diesmal aber "fällt es im Großen und Ganzen schwer, da Kritik zu finden". Selbst ihr Tischnachbar Bernd Weinbrenner, der üblicherweise keine Gelegenheit zum schneidigen Kommentar verstreichen lässt, schweigt. Was man durchaus als Maximal-Lob interpretieren kann.
Gut, einen Posten bemängelt die Fraktionschefin dann doch: Das Museum. Dafür 5000 Euro in den Haushalt einzustellen, sei zwar "lieb gemeint, aber nicht professionell". So komme man nicht vom "idyllischen Kramladen" weg, den es darstelle.Betriebe mit hoher Leistung


Ansonsten bewerten alle von Mathilde Weinandy (CDU) über Christine Kohl (Bündnis90/Die Grünen) bis Erich Reichertz (FWG) den Haushalt, den Bürgermeister Aloysius Söhngen (CDU) gerade vorgelegt hat, als ein kommunales Idyll soliden und stabilen Wirtschaftens.
Aber was soll man auch sagen, wenn zum Beispiel die Umlage, die von den Ortsgemeinden an die VG gezahlt werden muss, bei 29 Prozentpunkten bleibt - wobei, wie Söhngen darlegt, ein Punkt immerhin fast 206 000 Euro entspricht. Oder wenn eine Verwaltung 847 600 Euro in Unterhalt und Erneuerung von Schulen (310 000 Euro), Freibad (120 000), Rathaus (90 000) oder Kurcenter (80 000) ausgibt, und diese Investitionen aus eigenen Mitteln begleichen kann?
Gesunde 2,213 Millionen Euro hat die Kommune auf der Kante, am Ende des Jahres sollen es, nach allen geplanten Ausgaben, noch gut eine Million Euro sein.
Neues Geld muss sich die VG nicht leihen, vom eigenen steckt sie 263 000 Euro in die Abzahlung laufender Kredite.
Und das, obwohl im vergangenen Jahr über die Umlage weniger Steuergeld in die Kasse kam: Zwar verzeichne man in der VG "die höchste Wirtschaftsleistung, die wir je hatten", sagt Söhngen. Aber in guten Zeiten investierten die Betriebe eben auch, was ihnen höhere Abschreibungen ermögliche.
An einem Punkt zeigt sich, wie auch die VG Prüm vom internationalen Geschehen eingeholt wird: Derzeit betreue man 90 Flüchtlinge, sagt Söhngen: "Ich gehe davon aus, dass diese Zahl noch steigt." Viele von ihnen kommen aus dem Kosovo: "Bei allem Verständnis" sehe er aber auch, dass davon die meisten keine Chance auf Asyl haben. Und das erschwere "die Arbeit für die anderen", die aus Furcht um Leib und Leben ins Land kommen. Die VG wird zur Betreuung deshalb "erstmals seit vielen Jahren eine neue Stelle schaffen müssen". Was die Ausgaben für die insgesamt 75 Stellen auf 4,88 Millionen Euro bringt. Einen kleinen Jahresverlust weist der Wirtschaftsplan für die VG-Werke auf: Dort stehen den Erträgen von 5,08 Millionen Euro Ausgaben von 5,14 Millionen gegenüber. Dass zugleich die Gebühren bei drei Euro pro Kubikmeter für die Abwasserentsorgung bleiben, schreibt Söhngen Werkleiter Jakob Weinand auf die Fahnen, der im Sommer in den Ruhestand gehen wird. Größter Posten: Die Erneuerung der Kläranlage Bleialf für 3,8 Millionen.Meinung

Ruhe im Karton
Es wird einem ja fast schon ein bisschen unheimlich: Die Verbandsgemeinde Prüm muss keine Kredite aufnehmen, hat Geld für Investitionen auf dem Konto und lässt ihren Ortsgemeinden Luft zum Atmen, indem sie die Umlage weiter unten hält. Das nennt man saubere Arbeit. Ob das auch im Zuge der Fusion mit der Oberen Kyll so bleibt, wird eine spannende Frage sein. Aber irgendwie gewinnt man den Eindruck: Die kriegen auch das hin. Wenn man sie dann endlich lässt. fp.linden@volksfreund.deExtra

Bürgermeister Aloysius Söhngen teilte den Fraktionen mit, dass der Gesetzesentwurf über die Fusion mit elf von 14 Dörfern der Verbandsgemeinde Obere Kyll eingetroffen sei. Allerdings gestehe er, diesen "nur äußerlich zur Kenntnis genommen" zu haben. Bis zum 22. April müsse man Stellung beziehen. Söhngen kündigt Gespräche mit der Oberen Kyll und eine Ratssitzung dazu an: "Das wird sicher ein Thema sein, das uns in den nächsten drei Monaten beschäftigen wird. Und danach erst recht." Erich Reichertz (FWG) warf die Frage auf, ob die Bürgerentscheide in Birgel und Lissendorf (die Gemeinden wechseln zur VG Gerolstein) noch haltbar seien: Immerhin habe dabei die Frage gelautet, ob man nach Gerolstein wechseln wolle, wenn dort "annähernd gleiche Bedingungen" herrschten wie in der VG Prüm. Bis jetzt aber liege noch kein Papier aus Gerolstein vor, das diese garantiere. fpl

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