Ein Jahr Notunterkünfte in Bitburg: Ausstellung zeigt Leben der Flüchtlinge

Bitburg · Der Fotograf Herbert Piel hat die Ankunft von Flüchtlingen in vielen Bildern dokumentiert. Seine Fotos sind derzeit in der Kreissparkasse in Bitburg zu sehen. Der DRK-Kreisverband nutzte die Ausstellungseröffnung, um sich bei den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen zu bedanken, die in den Notunterkünften auf dem Flugplatz Bitburg geholfen haben.

 Das Bild mit dem neunjährigen Jungen aus Syrien, das auf dem Flugplatz Bitburg entstanden ist. Fotos (2): Herbert Piel/Eileen Blädel

Das Bild mit dem neunjährigen Jungen aus Syrien, das auf dem Flugplatz Bitburg entstanden ist. Fotos (2): Herbert Piel/Eileen Blädel

Foto: (h_st )

Bitburg. Die Geschichte hinter dem Foto, das in der Zeltstadt auf dem Flugplatz Bitburg entstanden ist: Ein neun Jahre alter Junge aus Syrien möchte dem Fotografen seinen Joghurt schenken. Herbert Piel fragt ihn, ob er ihn nicht lieber selbst essen möchte. Die Antwort, die er von dessen Vater, von Menschen, die tausende Kilometer weit geflüchtet sind, erhält: "Gastfreundschaft ist wichtiger als Hunger."Obdach für 1500 Menschen


Die Flucht hat Herbert Piel nicht festgehalten. Sondern das Ankommen - von zahlreichen Flüchtlingen in den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes. Schwarz-weiß sind seine Fotos, eindrucksvoll, voller Emotionen. Sie sollen an dieses Ankommen der Menschen erinnern - und sind, erzählt der Fotograf, "schon um die Welt gewandert, wenn wir jetzt diese Ausstellung eröffnen." Nämlich in Bitburg, wo Piel einige der Bilder gemacht hat.
Dort auf dem Flugplatz wurde im Juli 2015 mit der Zeltstadt eine der ersten Außenstellen der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende eröffnet. Schon kurz darauf, im Oktober 2015, kamen weitere hinzu: die Alarmhalle, oder auch Hangar, und zwei Gebäude des Hotels Eifelstern. Zu Spitzenzeiten, sagt Projektleiter Mario Pawlowski-Großmann, habe das Deutsche Rote Kreuz im Eifelkreis Bitburg-Prüm dort insgesamt 1500 Menschen ein Obdach geboten. Heute leben noch rund 200 Menschen in den Eifelstern-Gebäuden.
Die Not war groß: Bis zu 800 Flüchtlinge kamen noch vor einem Jahr täglich in Rheinland-Pfalz an. Die Herausforderung auch: Innerhalb kürzester Zeit mussten die Helfer in der Eifel die größten Aufgaben bewältigen. Dass das funktioniert habe, sei "keine Selbstverständlichkeit", sagt Kreisgeschäftsführer Rainer Hoffmann, und nur den Menschen zu verdanken, die mitangepackt haben.Hilfe im Alltag


Ein Jahr später: Zeit also, "um innezuhalten", wie Landrat Joachim Streit bei der Eröffnung der Fotoausstellung in der Kreissparkasse in Bitburg sagt - und um sich bei all den Haupt- und Ehrenamtlichen zu bedanken. "Asyl heißt so was wie Zufluchtsstätte", sagt Thomas Linnertz, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier. Die Helfer "haben dafür gesorgt, dass die Menschen genau dies in Bitburg gefunden haben." Und darüber hinaus alles, was sonst noch gebraucht wurde - tröstende Worte genauso wie Alltags-Tipps. Projektleiter Pawlowski-Großmann erinnert sich, wie das war: Als er Menschen, die so weit um ihr Leben geflüchtet waren, erklären musste, dass die B 51 eben kein Fußgängerweg sei. Auch habe er es "nicht für möglich gehalten, dass ich je jemandem erklären muss, dass man sich auf eine Toilette setzen kann", sagt er.
Den Abend gestalten unter anderem Asylbegehrende mit, die mittlerweile anerkannt sind und im Eifelkreis leben. Sie zeigen einen traditionellen Drehtanz, trommeln und singen. Und weil "Bilder mehr sagen als Worte", wie Rainer Hoffmann meint, sagt auch er noch einmal Danke - und die Gäste widmen sich den Fotos. Manche Gesichter darauf: Sie sind den Helfern gar nicht fremd.Extra

 Herbert Piel bei der Ausstellungseröffnung in Bitburg.

Herbert Piel bei der Ausstellungseröffnung in Bitburg.

Foto: (e_bit )

Herbert Piel dokumentierte im Auftrag der Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz die Ankunft von Flüchtlingen. Der Reportagefotograf zeigt auf den Bildern auch die Arbeit der ehrenamtlichen Helfer. Seine Erfahrungen hätten ihm beim Besuch der Erstaufnahmeeinrichtungen geholfen, sagt er: Er war weltweit in Krisengebieten unterwegs, um dort unter anderem für Reuters, Deutsche Presse-Agentur, Stern und Spiegel zu fotografieren. Die Fotoausstellung kann bis Freitag, 22. Juli, während der Öffnungszeiten in der Kreissparkasse in Bitburg besichtigt werden. eib

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