Dildoking Ein Königreich für einen Dildo - Was geht da in Gransdorf vor sich?

Gransdorf · Mehr als einen Monat lang prangte ein Schriftzug über Gransdorf. Nur ein dummer Jungenstreich oder der Werbegag eines Berliner Unternehmens? Wir begeben uns auf die Suche nach dem Dildoking.

 Wenn es einen Kröver Nacktarsch geben kann, warum nicht auch einen Gransdorfer Dildoking? Vielleicht sollte der Eifelort in den Weinbau einsteigen. Foto: Joachim Hofstätter

Wenn es einen Kröver Nacktarsch geben kann, warum nicht auch einen Gransdorfer Dildoking? Vielleicht sollte der Eifelort in den Weinbau einsteigen. Foto: Joachim Hofstätter

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Gransdorf Ein goldener Schriftzug thront über dem Hang. Die Buchstaben: drei Meter hoch, von Weitem gut zu lesen. Handelt es sich etwa um das Hollywood-Zeichen? Weit gefehlt! Und dort unten im Tal liegt auch nicht der Molloch Los Angeles, sondern der 300-Seelen-Ort Gransdorf. Die Luft hier in der Eifel ist klarer als in Kalifornieren, keine Spur von Smog. Und auf dem Schild steht auch nicht Hollywood, sondern Dildoking. Bitte was?

Ja, richtig gelesen: Dildoking. Seit dem ersten Mai schmiegt sich das Wort an den Hügel. Was dem Dorf schon zu zweifelhafter Popularität verholfen hat. Im Netz und auf der Straße diskutieren die Eifeler sich heiß. Aber von Anfang an: Was bedeutet das eigentlich, Dildoking?

Wer den Begriff bei Google ins Suchfeld eingibt, wird sofort fündig. Dildoking ist offenbar ein Onlineshop für Sexspielzeug mit Sitz in Berlin. Schauen wir doch mal auf der Website vorbei - aus rein beruflichem Interesse, versteht sich.

Wenig überraschend ist der Name des Händlers Programm. Es gibt Dildos in allen Farben und Formen: schwarze, rote, goldene und das klassische hautfarbende, äh, Ding, Vibratoren, die aussehen wie Delfine, Hasen oder Lippenstifte.

So, jetzt wissen wir, womit wir es zu tun haben. Es bleibt aber die Frage, was der Shop mit dem Eifeler Dörfchen zu tun hat. Klar, "Gransdorf lohnt sich" - so steht es ja auf dem Ortsschild. Und für Wanderer, einen Frisör und ein Gasthaus mag das auch stimmen- aber für einen Berliner Onlineshop? Fragen wir doch mal nach: Eine Filiale in dem Eifelort sei nicht geplant, lässt ein Mitarbeiter wissen. Die Aktion habe das Unternehmen zwar mitbekommen, aber man habe "damit nicht viel zu tun". Die Verantwortlichen kämen aus dem Dorf. Aha! Es wird also höchste Zeit für eine Fahrt ins schöne Gransdorf.

Dort treffen wir auf Alfred Jung. Wer in dem Rentner mit dem karierten Hemd und der Baumarkt-Mütze den Übeltäter vermutet, liegt aber falsch. Der Schriftzug sei "eine Schweinerei" , sagt er. Einen Tag lang hätte er den Dildoking ja noch akzeptiert, sagt er. Aber über Monate hinweg schade das Schild dem Ansehen des Dorfes. Und damit nicht genug: Auch auf die Straße habe jemand das Symbol des Händlers gesprüht. Wir wollen wissen, wie das aussieht. Er malt einen Kreis in die Luft, in die Mitte einen Phallus. "Schauen Sie sich den Laden im Internet mal an!", empfiehlt er. Haben wir. "Da gibt's die dollsten äh Maschinen für die Frauen eben. Bis zu 500 Euro geht das." So genau haben wir dann doch nicht hingeschaut.

Aber wer ist denn nun für die ganze Aktion verantwortlich? Wir erinnern uns: Seit Hexennacht thront der Dildokönig über Gransdorf. Ist das Ganze also nur ein dummer Jungenstreich? Das glaubt jedenfalls der 68-jährige Josef Weber, und er nennt uns auch die Namen von ein paar "Bengeln". Wollen wir mal sehen, ob der Schuldige darunter ist.
Schon beim ersten Anruf haben wir Glück. Der 20-jährige Nico Burelbach nimmt ab: "Ja das waren wir", sagt er, nicht ohne Stolz. Mit wir meint er den Gransdorfer Dildoking-Club, der vor einigen Jahren aus einer "Bierlaune heraus" entstanden sei. Die zwölf Freunde nehmen unter diesem Namen an der Dorfolympiade und anderen Sportturnieren teil.

Und kein Scherz: Die Dildokönige halten sogar eine Jahreshauptversammlung ab. Eine Eintragung im Vereinsregister gebe es aber noch nicht, sagt Burelbach. An Hexennacht lässt die Gruppe sich traditionell etwas Besonderes einfallen. Dieses Mal sollte es eben ein Schriftzug sein. Und eines muss man den Gransdorfern lassen: Sie haben bei der Umsetzung keine Kosten und Mühen gescheut. Fast zehn Stunden haben sie an den Buchstaben gewerkelt, knapp 500 Euro für Spanplatten und Farbe ausgegeben.

Dafür hätten sie auch einen "Womanizer - Swarowski New Generation Crystal Dreams" bekommen. Laut Dildoking-Homepage: "die Sexspielzeug REVOLUTION". Der Vibrator leuchtet sogar im Dunkeln. Aber die Gransdorfer haben sich trotzdem für den Schriftzug entschieden. Da wäre es ja auch schade gewesen ihn sofort wieder abzubauen, oder? Stattdessen bleibt er gut einen Monat stehen wie eine Eins. Das Feedback der Gransdorfer?

"Zu 90 Prozent positiv", sagt Burelbach. Mit Herrn Jung hat er offenbar nicht gesprochen. Aber auch Ortsbürgermeister Friedebert Spoden reicht es irgendwann. Er ruft bei Burelbach an: Eine Prozession ziehe bald durchs Dorf, der Dildoking müsse weg. Gesagt getan - sehr zur Freude von Alfred Jung. Wenn der sich da mal nicht zu früh freut. "Wir haben vor, das Schild an anderer Stelle wieder aufzustellen", sagt Burelbach. Und es ist noch mehr geplant: Für Samstag, 19. August, will der Club eine Dildoking-Party an der Gransdorfer Grillhütte organisieren.
60 bis 80 Gäste werden erwartet. Und das Beste kommt noch: Das Unternehmen Dildoking hat sich bereit erklärt, die Jungs zu sponsorn. Sie bekommen ein Paket mit T-Shirts und Schlüsselanhängern, lässt ein Mitarbeiter wissen. Außerdem erhält das ganze Dorf 20 Prozent Rabatt auf Lebenszeit.

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