Ein Kopf für Halsdorf

HALSDORF. Rund 100 Menschen wohnen in Halsdorf. Genug für ein Dorf, längere Zeit aber zu wenig, um einen neuen Ortsbürgermeister zu finden. Kommenden Dienstag wird endlich ein Nachfolger gewählt.

Es ist etwas verwirrend. Wer aus Richtung Bettingen kommend die 103-Seelen-Gemeinde besucht, kommt erst nach Stockem, ist dann irgendwann in Halsdorf, dann wieder draußen, dann wieder drin und auf einmal in Enzen. Wo genau der Ort anfängt und aufhört, das wissen nur die Halsdorfer selbst. Vielleicht liegt es an den zahlreichen Schlaglöchern, die es auswärtigen Autofahrern erschweren, sich auf mögliche Hinweisschilder zu konzentrieren - Schlaglöcher, die eigentlich schon längst Vergangenheit sein sollten. So wie die Flurbereinigung in den 70er Jahren, bei dem die Halsdorfer ein neues Straßensystem ausgewiesen bekamen. "Das wurde dann aber wieder Ende der 80er zurückgestellt", sagt Werner Viktor, "und Mitte der 90er wieder aufgegriffen. Und in den nächsten Jahren sollen wir dann endlich doch zum Zug kommen."Rentner-Dasein war anders geplant

Wenn es wirklich bald soweit sein sollte, dann gehört Werner Viktor zu denen im Ort, die lange darauf gewartet haben. Zeit seines Lebens wohnt der 64-Jährige in dem Dorf zwischen Enzen und Stockem, ist seit Ewigkeiten Mitglied in der Feuerwehr und ebenfalls lange im Gemeinderat tätig. 1979 hat der parteilose Halsdorfer dort angefangen, seit 1994 ist er Erster Beigeordneter. Dass er jetzt - so sieht es derzeit aus - auch Ortsbürgermeister wird, das war so nie geplant. Schließlich haben die Halsdorfer erst im vergangenen Sommer ihren Dorfchef gewählt: Norbert Heck war damals erneut in seinem Amt bestätigt worden, trat aber kurze Zeit später aus persönlichen Gründen zurück. "Ich war geschockt", sagt Viktor, die genauen Gründe für den Rücktritt kenne er gar nicht. Dennoch: Mit dem Abgang des alten Ortsbürgermeisters wurde zwangsläufig ein neuer notwendig. "Ich wollte es erst gar nicht machen, wollte mein Rentner-Dasein schon anders gestalten", sagt Viktor, der sich in diesem Dasein seit zwei Jahren befindet. "Doch dann habe ich mir gedacht, dass ich ja eigentlich die Zeit dafür hätte und sie mir deshalb auch nehme", erklärt er den Sinneswandel. Vergangene Woche ist die Bewerberfrist abgelaufen. Außer Werner Viktor hat sich keiner bereit erklärt, die Aufgabe zu übernehmen. Ob der Halsdorfer, der mehr als 40 Jahre bei einer VW-Werkstatt in Bitburg gearbeitet hat, künftig die Geschicke des Ortes lenken wird, entscheidet der Gemeinderat am kommenden Dienstag - früher als ursprünglich geplant.Gemeinde verschuldet - aber engagiert

"Wir wollten es so schnell wie möglich abwickeln", sagt der Erste Beigeordnete, der sich seiner wahrscheinlich neuen Verantwortung durchaus bewusst ist. "Das wird nicht ganz einfach werden", ist Viktor überzeugt, weil der Neubau der Straße und damit verbunden die neue Kanalisation anstehe - "ein Punkt, der immer zu Spannungen führen kann". Unentspannt ist auch die Haushaltslage der Gemeinde. "Wir sind doch ziemlich verschuldet, weil uns der Gemeindewald seit 20 Jahren ein tolles Minus beschert." Doch Viktor nimmt es gelassen. Dass trotz leerer Kassen etwas bewegt werden kann, dafür ist das von der Halsdorfer, Stockemer und Enzener Feuerwehr und Frauengemeinschaft gemeinsam renovierte Bürgerhaus der beste Beweis. Wenn es einen Anlass gibt, feiern dort Menschen aus allen drei Gemeinden. Dann verlaufen hier auch für Ortsansässige die Grenzen zwischen den Orten mitunter fließend.

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