Ein Kreuz wurde zum Stein des Anstoßes

Ein Streit über die Innenausstattung der Kirche in Wollseifen im Kreis Euskirchen ist zwischen Fördervereinen und dem Traditionsverein entbrannt. Vor allem das runenähnliche Kreuz stößt auf Ablehnung.

Wollseifen/Nordrhein-Westfalen. Ein Kreuz, das beim Rochusfest in der Wollseifener Kirche zu sehen war, wurde zum Stein des Anstoßes. Mit einer überaus großen Beteiligung haben die Wollseifener das diesjährige Patronatsfest in der sanierten Ruine der ehemaligen Wollseifener Pfarrkirche mit einer Messe gefeiert. Dank der finanziellen Hilfe der NRW-Stiftung und mit großer Spendenbereitschaft der Wollseifener, die an dem Projekt im Hand- und Spanndienst arbeiten, wurde aus der Ruine wieder ein ansprechendes Gebäude.

Die Freude über das vollendete Werk war groß, wurde aber durch einen Wermutstropfen getrübt. "Schon vor der Messfeier war ein Raunen der Enttäuschung nicht zu überhören", so schildern es Willi Kruff und Fritz Sistig vom Traditionsverein.

Bis zum Beginn der Jahreshauptversammlung habe sich die Stimmung der Wollseifener so aufgeladen, dass es zu einer massiven Anschuldigung gegen den Vorstand gekommen sei mit dem Vorwurf, er habe sich nicht mit ausreichender Intensität für die Pläne des Traditionsvereins eingesetzt. Der Vorstand wies die Vorwürfe zurück. Alle Pläne des Vereins, auch über die Innengestaltung der Kirche, seien seit Jahren in den Fördervereinen und ihren Gremien bekannt gewesen. Außerdem habe der Traditionsverein bei Entscheidungen ein Vorschlags-, aber kein Stimmrecht.

Willi Kruff: "Da stand gleich die Frage im Raum: ‚Ist der Traditionsverein nur für Finanzierungshilfen und zum Arbeiten im Hand- und Spanndienst zuständig?'." Unter Beifall der Versammlung sei auch auf den moralischen Anspruch auf Mitbestimmung hingewiesen worden. Für Kruff hat das neue Kreuz die "Form einer germanischen Rune. Der seit Jahren gefasste Plan des Traditionsvereins war ein dominantes Balkenkreuz, das an Stelle des ehemaligen Altars im Chorraum den Charakter einer christlichen Kirche deutlich dokumentieren soll. Nicht mehr und nicht weniger."

Die Wollseifener hätten sich bei der Planung überrumpelt gefühlt. Die jetzige Ausführung des Kreuzes sei offenbar keinem bekannt gewesen. "Sie wurde mit Zwischenrufen ausdrücklich abgelehnt." Kruff hatte schon vor Jahren ein Balkenkreuz vorgeschlagen. Um dieses Kreuz herum soll Stacheldraht gelegt werden. Leere Patronenhülsen als "Zeichen des Untergangs" sowie Egge und Pflug sollen das Bild komplettieren. Auf Ablehnung sei auch die neue Bestuhlung und mit Einschränkung die helle Fensterverglasung gestoßen, die einem "Raum der Stille" keineswegs dienlich sei.

Würdige Abgrenzung des Friedhofs



In der Versammlung sei auch das Thema einer würdigen Abgrenzung des ehemaligen Friedhofs rund um die Kirche wieder in Erinnerung gerufen worden, die früher beschlossen worden sei. Zurzeit ist der 400 Jahre alte Friedhof noch Parkplatz aus Truppenübungsplatz-Zeiten. Angesprochen wurde auch, dass die inzwischen frei gelegten Fliesen des Kirchenbodens unter Estrich verschwinden sollen.

Gabriele Harzheim, die die Innenprojektleitung für die Kirche übernommen hat, erklärte, dass das vom Aachener Designer Elmar Heimbach entworfene Kreuz keinesfalls ein Runenkreuz darstelle. Es symbolisiere die Kreuzigung und gleichzeitig einen stilisierten Menschen, der die Hände segnend ausbreitet. Das Kreuz wurde inzwischen entfernt, weil der Boden noch aufgearbeitet wird. Auch die Bänke stehen nicht mehr in der Kirche. Sie sollen wegen der Diebstahlgefahr mit Holzplatten verbunden werden. Die Gestaltung von Kreuz und Bänken sei von den Fördervereinen, Pfarrer Cuck, der Nationalpark-Verwaltung, der Bürgerstiftung und dem Denkmalamt genehmigt und in Auftrag gegeben worden.

Rein theoretisch sei einmal angedacht worden, die Fliesen unter einer Folie und Estrich zu konservieren. Dies sei aber keineswegs beschlossene Sache. In Kürze soll ein Gespräch mit dem Traditionsverein terminiert werden. Extra Runenkreuz: Runen sind die ältesten Schriftzeichen der Germanen und gleichzeitig Zauberzeichen. Willi Kruff: "Das Zeichen der Y-Rune ist auch im Lexikon zu finden unter dem Namen Schächerkreuz und Göpel-Kreuz. Im großen Kunstlexikon von P.W. Hartmann ist zu lesen, dass die beiden rechts und links von Jesus gekreuzigten Räuber im Allgemeinen in Verbindung mit dem Kreuz in Y-Form dargestellt werden, Jesus in der Regel an einem lateinischen Kreuz." Das Mystikerkruzifix bezeichnet die im 14. Jahrhundert aufgekommenen, besonders drastischen Darstellungen des gekreuzigten Heilands, meist am y-förmigen Gabelkreuz. Im Göpelwerk musste ein Ochse oder ein Pferd im Kreisgang an der Deichsel ein Zahnwerk ziehen. Die Kraft wurde über eine Welle auf die Dreschmaschine übertragen. Kruff: "Noch bis in die 1920er Jahre wurde in der Eifel, zum Beispiel in Ettelscheid, mit dem Göpel gearbeitet. Die Eifeler sprachen dann von ‚Jöbel'."

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