Ein "Lappen" als Museumsstück

Seit 100 Jahren steht der Führerschein für Recht und Ordnung auf deutschen Straßen. Denn mit Einführung der Verkehrsregeln mussten auch Verkehrssünder identifiziert werden. Die Kreisverwaltung in Euskirchen bietet eine Zeireise in die deutsche Alltags-Geschichte an.

 Früher war der Führerschein groß wie ein Schulheft, genau wie dieses Exemplar aus dem Jahr 1911. TV-Foto: Paul Düster

Früher war der Führerschein groß wie ein Schulheft, genau wie dieses Exemplar aus dem Jahr 1911. TV-Foto: Paul Düster

Euskirchen. Der Führerschein wird in diesem Jahr 100 Jahre alt. Zu diesem Jubiläum hatten die Mitarbeiter des Kreisarchivs einen Aufruf an die Bevölkerung gestartet: "Schicken Sie uns den ältesten Lappen!" Für die drei ältesten Exemplare wurden Preise verliehen. Unter den restlichen Teilnehmern wurden Trostpreise verlost.

Auch alte Knöllchen werden ausgestellt



Das Projekt wurde präsentiert von Praktikantin Eva Bigalke, die im Rahmen eines LVR-Projektes ´"Erlebnis Archiv. Studenten vor Ort im Rheinland" ihr Praktikum im Kreisarchiv absolvierte. Die Beteiligung der Bevölkerung war mehr als gut. Insgesamt gingen 66 Führerscheine, die nicht nur aus dem heutigen Kreisgebiet stammen, im Kreishaus ein. Der älteste datiert aus dem Jahr 1911, die jüngste Einsendung wurde 1978 ausgestellt.

Die Geschichte des Führerscheins begann im Jahr 1888. Die erste Fahrerlaubnis, die in Deutschland ausgestellt wurde, erhielt damals Carl Benz, der Erfinder des Automobils.

Erst 21 Jahre später, am 3. Mai 1909, verabschiedete die Regierung ein Reichsgesetz mit dem Titel "Über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen". Mit diesem Gesetz wurden nicht nur die ersten Verkehrsregeln festgelegt, sondern auch die damalige Höchstgeschwindigkeit für alle Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf 15 Stundenkilometer festgesetzt. Natürlich wurden auch damals schon die Ausbildungsdauer und die Prüfungsvorschriften niedergeschrieben, die über die Jahre ständig der größer werdenden Verkehrsdichte angepasst wurden. Eine der Kuriositäten in Sachen Führerschein-Gesetzgebung wurde im Jahr 1959 abgeschafft: Bis dahin durften Ehefrauen nur eine Führerscheinprüfung ablegen, wenn sie die Einwilligung ihres Ehegatten hatten. Im Kreisarchiv gingen beim Wettbewerb aber nicht nur Führerscheine aus vergangener Zeit ein, sondern auch zu dem Thema passende Fund-und Erinnerungsstücke. So wurden "Knöllchen" aus den Jahren 1913 und 1920, Chauffeur-Zeugnisse von 1913, eine Radfahrkarte von 1919, eine Autosteuerkarte von 1929 sowie Rechnungen für Autoersatzteile eingereicht. "Damit wird auch ein Teil Alltagsgeschichte lebendig", freute sich Landrat Günter Rosenke über die Vielzahl der Einsendungen anlässlich der Feierstunde für die Gewinner.

Den ältesten Führerschein aus dem Altkreis Euskirchen reichte Maria Bachem aus Euskirchen ein. Die Fahrerlaubnis wurde auf Eberhard Bachem, den Onkel ihres Mannes, im Jahr 1911 vom Regierungspräsidenten in Köln ausgestellt. Dafür erhielt sie als Hauptpreis einen Gutschein für ein Fahrsicherheitstraining beim ADAC. "Den werde ich wohl meinem Enkel schenken. Der macht nämlich gerade den Führerschein", freute sich die Gewinnerin. Ein Jahr jünger ist die älteste Fahrerlaubnis aus dem Altkreis Schleiden. Eingereicht wurde sie von Elfriede Balschun aus Schleiden. Der Führerschein von 1912 ist auf den Namen Richard Lammert vom Aachner RP ausgestellt worden. Die weiteren Gewinner von je einer Tüv-Hauptuntersuchung sind Axel Gottschlink aus Euskirchen mit einer Fahrerlaubnis von 1912 - ausgestellt auf Max Rinke, Breslau - und Hans-Joachim Niestroj mit einem Führerschein, der 1924 auf Kasimir Jussem ausgestellt wurde.

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