Ein Leben für Medizin und schnelle Maschinen

Der Chirurg Horst Werner gibt nach 32 Jahren seine Praxis auf. Die Medizin will er trotzdem nicht ganz fallenlassen. Vor allem will er sich mehr im Rennsport engagieren.

 Horst Werner ist betreuender Arzt im Autorennsport und sitzt auch selbst gern am Steuer. TV-Foto: Bettina Bartzen

Horst Werner ist betreuender Arzt im Autorennsport und sitzt auch selbst gern am Steuer. TV-Foto: Bettina Bartzen

Bitburg. "Wenn ich einem Menschen das Leben retten konnte und er sich später sogar bedankte, das war ein schönes Gefühl. Ich habe immer gerne operiert", erzählt Horst Werner. Die Arbeit mit seinem Team hat ihm so gut gefallen, dass er wegen der Kollegen vier Jahre länger als notwendig arbeitete.

Seine erste Operation führte er als Praktikant durch. "Plötzlich war ich der große Mann, der das Skalpell führen durfte", erinnert sich Werner. Er operierte einen Blinddarm unter der Leitung seines damaligen Chefarztes in Bad Reichenhall.

Später erlebte er auf vielen Rettungseinsätzen schwere Unfälle. Einer von ihnen bleibt Werner besonders in Erinnerung. "Als ein Reisebus in einen Schwertransporter fuhr, konnten wir nur noch Körperteile wie ein Puzzle zusammensuchen." Nach solchen kräftezehrenden Einsätzen war das Abschalten nach der Arbeit besonders wichtig.

Auch an die Trichinose-Fälle kann er sich gut erinnern. Es handelt sich dabei um eine Infektion mit der Wurmlarve Trichinella spiralis. "Da haben wir uns fürchterlich vertan", erzählt Werner. "Viele kamen mit Grippesymptomen. Keiner hat an Trichinose gedacht, da die Krankheit seit der Einführung der amtlichen Fleischbeschau im Jahre 1877 in Deutschland deutlich gesunken ist. Im Studium haben wir sogar gelernt, die Infektion sei so gut wie ausgestorben."

Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ist lang. Er baute das Notarztsystem in Bitburg auf und fuhr über 1000 Rettungseinsätze. Als medizinischer Betreuer der Feuerwehr Bitburg entwickelte er die Taucherstaffel; er selbst ist ebenfalls Bergungstaucher.

Dazu kommen seine Tätigkeiten als erster Vorsitzender des DRK-Ortsvereins und Turnvereins sowie als Betreuer der Versehrtensportgruppe. Politisch engagiert sich Werner darüberhinaus im Ortsbeirat Stahl, im Stadtrat und im Kreistag. Für sein Engagement erhielt er 1990 das Bundesverdienstkreuz. 2008 wurde er von Ministerpräsident Kurt Beck zum Sanitätsrat ernannt.

Seinen Beruf sieht Werner inzwischen recht kritisch. Medizin, meint er, sei in der heutigen Zeit nur noch kommerziell. Deshalb rät er jungen Leuten, sich sehr genau zu überlegen, was sie als Arzt leisten wollen, ehe sie sich für ein Medizinstudium entscheiden.

Für ihn selbst war die Medizin allerdings noch sein Leben. Doch ab sofort setzt er andere Schwerpunkte. Auch mit seinen Hobbys sammelte Werner Erfolge. Die Liste seiner Siege kann sich sehen lassen: Rheinlandmeister im Geräteturnen, deutscher Amateurmeister im Rundrennen und 52-mal das goldene Sportabzeichen.

Und nun hat der Mediziner mehr Zeit für den Autorennsport - nicht nur als betreuender Arzt, sondern auch als Rennfahrer. Für Werner ist es eine Herausforderung, die Maschine und die Geschwindigkeit zu beherrschen. Unter Wasser oder auf dem Boden - Horst Werner ist fest entschlossen, seine Erfolgsgeschichte weiterzuführen.

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