Ein Leben zwischen Natur und Technik

Bitburg · Schon oft hat er den Finger in die Wunde gelegt und mit seinen sorgsam recherchierten Filmen zum Thema Naturschutz so manchen Umwelt-Frevel aufgedeckt. Vorige Woche hat der Bitburger Filmemacher Adolf Winkler dafür den rheinland-pfälzischen Verdienstorden erhalten. Der TV hat ihn besucht.

 Der Garten von Gisela und Adolf Winkler ist nicht wie geleckt. Naturschutz fängt für sie zu Hause an. Eine bunte Blumenwiese, Holunder, Felsenbirne und Haselnuss bescheren ihnen zahlreiche Besucher wie Schmetterlinge und Insekten aller Art, eine Vielzahl heimischer Vögel und auch Igel. TV-Foto: Wilma Werle

Der Garten von Gisela und Adolf Winkler ist nicht wie geleckt. Naturschutz fängt für sie zu Hause an. Eine bunte Blumenwiese, Holunder, Felsenbirne und Haselnuss bescheren ihnen zahlreiche Besucher wie Schmetterlinge und Insekten aller Art, eine Vielzahl heimischer Vögel und auch Igel. TV-Foto: Wilma Werle

Foto: Wilma Werle (wiw) ("TV-Upload Werle"

Bitburg. "Nennen Sie mich bloß nicht Igel-Fachmann, der Begriff wäre eine Anmaßung", warnt Adolf Winkler gleich zu Beginn des Gespräches. Das geht ja schon gut los! Wenn doch einer Ahnung von Igeln hat, dann wohl er. Schließlich brachte doch genau sein Engagement für Igel den gelernten Krankenpfleger vor und später auch hinter die Kamera. Das alles ist fast 30 Jahr her.
Täglich befuhr Winkler damals die B 51 nach Trier, wo er, der sich selbst als Hektiker bezeichnet, im Brüderkrankhaus zunächst auf der Dialyse-Station arbeitete, danach bis zu seinem Ruhestand als Kardiotechniker bei Herz-Operationen mit Geduld und Präzision die Herz-Lungen-Maschine überwachte. Täglich sah er die vielen überfahrenen Igel. Er kreierte einen "Lass-mich-Leben"-Igel-Aufkleber inklusive Rechtschreibfehler, ließ ihn produzieren, verteilte ihn unter die Leute und klebte selbst einen auf sein Auto. Der fiel auch Björn Schimpf auf, einem Moderator des damaligen Luxemburger Senders RTLplus. An der Tankstelle kam man ins Gespräch - und kurz darauf hatte Winkler den Fuß in der Fernseh-Tür.
Regelmäßig stand er mit Beiträgen zum Umwelt- und Naturschutz vor der Kamera. Differenzen mit seinem Kameramann ließen ihn jedoch die Seiten wechseln: Winkler lieh sich zunächst eine Kamera, übte und bot - als Premiere sozusagen - seinem Arbeitgeber einen Film über die Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Brüder an. "Doch mein Herzensthema war und ist der Naturschutz", sagt dieser rastlose Mensch, der bis heute voller Ideen ist und dessen offene Augen so manchen Frevel entdecken. Filme über verloren gegangene Biotope und von Mähdreschern zerfetzte Rehe folgten. Für einen Film über Krötenwanderungen erfindet er kurzerhand die "Naturschutzgruppe Südeifel" samt Logo auf einem alten VW-Bus. "Um einen Missstand aufzudecken, heiligt der Zweck die Mittel", ist er noch heute überzeugt.
Ein Rheinländer, der die Eifel liebt


Mittlerweile hat Winkler seine eigene Ausrüstung - und dazu ein Team von Mitarbeitern, allen voran seine Frau Gisela, wegen der er vor über 40 Jahren vom Rhein in die Eifel gekommen ist. Noch immer liebt er die Eifel, noch immer tut ihm jeder Umwelt-Frevel in der Seele weh, auch mit 66 Jahren wird er nicht müde zu mahnen. Winkler ist ein streitbarer Mensch, scheut keinen Konflikt und auch nicht davor, mal jemanden anzuzeigen. Er weiß, dass er auf manche Menschen überheblich wirkt: "Da macht man sich keine Freunde."
Auch den TV nimmt er kritisch ins Visier: "Das will ich lesen: über den abgeholzten Baum an der Kirche, die Abholzungen auf Kolmeshöhe, über den Kahlschlag von Wildhecken entlang der Straßen. Die Vögel können sich im Winter im Supermarkt keine Beeren kaufen." Seiner Meinung nach kann jeder seinen Anteil zu einer intakten Umwelt beitragen - es fängt vor der eigenen Haustür an: "Schauen Sie sich doch mal nur die zubetonierten Vorgärten an!" Und was wird sein nächstes Projekt? "Die Eifel unter'm Hakenkreuz", sagt er spontan. Nach seinem jüngsten Film "Sieben Lichter" über die Juden in der Eifel sammelt er dazu bereits Material. Ginge es nach seiner Frau, wäre es endlich ein Igel-Film. "Ich habe im Laufe der Jahre ganz viel Material gesammelt, wollte immer was Großes dazu machen, aber leider ist die Technik veraltet." Wer weiß? Ein Film über Igel würde zu diesem umtriebigen und von seiner Mission besessenen Mann, der selbst auch mal die Stacheln aufrichtet, gut passen.
Das Land Rheinland-Pfalz jedenfalls hat Winkler für sein ehrenamtliches Engagement für den Naturschutz ausgezeichnet. Insbesondere habe er sich als Igelfachmann und Naturfilmer einen Namen gemacht.Extra

Adolf Winkler hat neben seinem Hauptberuf im Krankenhaus mehrere Bücher verfasst: "Das Praktische Igel-ABC", "Tierschutz im eigenen Garten" sowie in Zusammenarbeit mit Christian Grzimek "Tierschutz in Haus und Garten". Seit 1993 sind zahlreiche Filme entstanden über Bitburg, die Eifel, Rheinland-Pfalz und die Landesgartenschau in Trier. Dazu kommen medizinisch-wissenschaftliche Produktionen über Dialyse oder Herzklappen-Operationen. Große Anerkennung fand ein Film über den Friedhof Kolmeshöhe in Bitburg. Das jüngste Werk von Winkler ist die 2014 erschienene DVD mit dem Namen "Sieben Lichter". Sie erzählt die Geschichte der Juden im Dreiländereck Deutschland-Belgien-Luxemburg (der TV berichtete). wiw

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