Ein lebenslustiger Abt und hungernde Mönche

Anhand von Schloss und Eisenhütte Weilerbach wird das Verbindende in der deutsch-luxemburgischen Grenzregion deutlich. In den goldenen Jahren unter österreichischer Herrschaft von der Abtei Echternach erbaut, führt sie heute wieder Interessierte in der Nachfolge Abt Limpachs zusammen.

Weilerbach. Jeder, der noch ein schmiedeeisernes Waffel- oder Bügeleisen aus der "guten alten Zeit" zu Hause stehen hat, hält mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Stück "Doppeladler-Geschichte" in den Händen. Gusseisernes wurde in Weilerbach hergestellt, das für seine Öfen und Takenplatten bis zur Schließung 1958 bekannt war.

Die Eisenhütte entstand in "de gele Jorn", den "Goldenen Jahren" wie es in Südeifel und Luxemburg heißt, als die Gegend unter österreichischer Herrschaft (1714 bis 1794) eine Blütezeit erlebte. Verantwortlich für den Bau von Schmelze, Pochwerk, Groß- und drei Kleinhammerwerken, Schneidewerk, Gießerei und Sägemühle war der letzte Echternacher Abt Emmanuel Limpach.

Vor 18 Jahren erwarb der Eifelkreis die Anlage



Der vorhergehende Abt Hormann hatte die technische Begabung seines Neffen früh erkannt und ihn als "Direktor der Eisenhütte zu Bollendorf" auf Altschmiede eingesetzt. Als die 1762 von der Abtei erworbene Altschmiede keine Vergrößerung mehr zuließ, machte sich der neue Abt Limpach für einen Standort im Tal des Weilerbachs oberhalb seiner Mündung in die Sauer stark.

Das Industrie-Ensemble, von dem die heutigen Hüttenruinen zeugen, krönte er 1780 mit seinem Verwaltungssitz und Sommerhaus Schloss Weilerbach. "Der Abt war von seiner Errungenschaft offenbar so begeistert, dass er andere Pflichten vernachlässigte", berichtet Michael Weidert vom Redaktionsteam der Doppeladler-Publikation, die in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung entsteht. So soll er die Tafelkost der Mönche geschmälert haben, um die Kosten zu decken.

Da geht es den heutigen Nutznießern der Anlage schon besser, auch wenn die Frage nach den Unterhaltskosten aktuell bleibt. Vor 18 Jahren erwarb der Eifelkreis Bitburg-Prüm mit Hilfe von Landesmitteln die Anlage. Ein Jahr später gründeten Bürger links und rechts der Sauer einen Verein zur Förderung von Bildung, Kunst, Kultur und Denkmalschutz im Grenzraum Bitburg-Luxemburg. Lädt die Schloss-Weilerbach-Gesellschaft heute zu kulturellen Veranstaltungen, knüpft das an Abt Limpachs Feste an - auch wenn sie nicht ganz so rauschend ausfallen: "Nach Beendigung der Feste fuhr Abt Limpach mit seine Gästen abends auf Kähnen mit Fackelbeleuchtung bei Musik sauerabwärts bis Echternach", erzählt Paul Colljung.

Das Treiben des lebenslustigen Industriellen im Abtgewand hat der Bollendorfer nicht nur aus Interesse erforscht, sondern ist fürs Fernsehen auf Schloss Weilerbach schon in seine Haut geschlüpft. Das ist ganz im Sinne der Initiatoren des Kulturwegs "Doppeladler", der die gemeinsame Identität der Grenzregion zutage fördern will. "Die eigene Identität verpflichtet uns in einem grenzenlosen aber multikulturellen Europa dazu, uns selbst darzustellen, um nicht von benachbarten Großkulturen überschattet zu werden", sagt Georges Calteux vom Autorenteam für die Luxemburger. Es ist ein Aufruf an die Bevölkerung, in ihren Erinnerungen zu stöbern. Was ist aus den "goldenen Jahren" unter dem Doppeladler bis in die heutige Zeit geblieben?

Anlaufstelle für mündliche und schriftliche Beiträge ist Marc Bonny, Telefon 06525/79117, in der Verbandsgemeinde-Verwaltung Irrel. Info: www.doppeladler.euDer Kulturweg "Doppeladler" Auf einer Distanz von 90 Kilometern verbindet der grenzüberschreitende Kulturweg "Doppeladler" Schlösser, Herren- und Bauernhäuser auf deutscher und luxemburgischer Seite. An ihrer Architektur ist die gemeinsame Identität der Region erfahrbar. Ermöglicht wurde das durch die von der Echternacher Abtei geprägte Blütezeit durch eine ungewöhnlich lange Friedensperiode. Von 1714 bis 1794 stand das Herzogtum Luxemburg, zu dem auch die heutige Südeifel gehörte, unter österreichischer Herrschaft. Das Haus Habsburg ließ die Abtei Echternach neu erbauen. (kf)

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