Ein Mann der Tat

OBERPIERSCHEID/LUPPERTSSEIFEN. (js) Heute wird er 80: Johann Richter aus dem Oberpierscheider Ortsteil Luppertsseifen (VG Arzfeld) hat sich in jahrzehntelanger Tätigkeit um seinen Heimatort und die Region verdient gemacht.

Etwas abgeschieden liegt der ehemalige Bauernhof auf der Höhe - mit herrlichem Panoramablick hinaus ins Land. "Op dem Berg" heißt sinnigerweise die Lage, wo Johann Richter mit Ehefrau Johanna den Lebensabend verbringt. Interessant ist die Tatsache, dass Islek und "Bikof" hier aneinanderstoßen, ja mehr noch: Die Altkreise Bitburg und Prüm trafen sich einst auf seinem Gelände. "Ja, wir wohnten im Kreis Prüm, die Mist wurde aber im Kreis Bitburg produziert", scherzt "Hennes", wie er hier liebevoll genannt wird. "Auch das Häuschen mit dem berühmten Herz stand im Kreis Bitburg", weiß er noch zu gut. Der Mann mit der Pfeife wirkt ruhig, humorvoll, gelassen - obwohl das Leben hier nicht immer einfach war. "Wir hatten viel Glück im Leben", erzählt Johann Richter in der warmen Stube, packt seine Archivalien aus und zündet sich das Pfeifchen ("Mein Markenzeichen") an. Am 30. August 1926 wurde er hier geboren, hier wuchs der junge Johann auf, hier wohnte und schuftete er sein Leben lang. Mit einer Ausnahme: Die Kriegszeit führte ihn durch viele mittel- und osteuropäische Länder, von Verletzungen blieb er aber verschont. Dennoch gab es auch ein Schreckensereignis der anderen Art: Ein Großbrand hatte im Jahre 1938 der Familie alle Grundlagen entzogen. Doch Johann Richter spricht in Dankbarkeit von Glück, das er erfahren habe. "Ich habe in Notzeiten, so im Krieg, oft mit der Muttergottes gesprochen, das verlieh Kraft", erzählt der Jubilar, der bereits sechs Herzattacken erlitt - und überstand. Johann Richter war und ist ein Mann seiner Heimat. Ehrenämter und Einsatz für die Mitmenschen - das zeichnete ihn ein Leben lang aus. 39 Jahre diente er den Mitbürgern im Gemeinderat, 20 Jahre als Ortsbürgermeister. Zudem war er 26 Jahre im Verbandsgemeinderat Arzfeld, 15 Jahre Beisitzer im Kreisrechtsausschuss, fünf Jahre Schöffe am Landgericht in Trier, 14 Jahre im Aufsichtsrat der Raiffeisenbank. Zahllose Ehrungen zeugen von seinem ehrenamtlichen Wirken. Doch die Plaketten, Urkunden und Glückwunschschreiben prangen nicht an der Wand: "Es reicht, wenn ich sie im Ordner aufbewahre", meint Johann bescheiden.Nachfolger lobt den Vorgänger

In seiner Amtszeit wurden zahlreiche Projekte erfolgreich durchgeführt. Das Dorfgemeinschaftshaus in Philippsweiler, die Ortsstraßensanierung, die Kanalisation und der Waldwegebau. Sein Nachfolger im Amt des Ortsbürgermeisters, Peter Bormann, lobt seinen verdienstvollen Vorgänger: "Hennes hat viel geleistet, vor allem gelang es ihm stets, verschiedene Interessen auszugleichen. Er hat ganz besondere menschliche Qualitäten". Johann Richter konnte stets gut zuhören, hatte Geduld und trug dann seine Argumente vor - immer im Respekt vor der Meinung anderer. Nun wird der geschätzte Johann also 80, viele werden ihm gratulieren. Doch Richter bleibt bescheiden: "Was nutzen alle Auszeichnungen? Ich bin froh, wenn ich noch einige Jahre leben darf, doch das entscheidet ein anderer." So widmet er sich noch etwas dem Garten, dem Brennholz im Wald und dem Lebensabend mit seiner Ehefrau. "Leben und leben lassen", das war und ist Johanns Motto. "Viele Bürger hatten Anteil am Aufbau unserer Dörfer, ich wünsche mir heute etwas mehr Mitmenschlichkeit und weniger Hektik in unserer schnelllebigen Zeit". Gefeiert wird am Samstag. "Dann gibt es einen Kuchen in Buchform, und das Besondere ist, es gibt eine Pfeife aus Teig und Sahne darauf", scherzt Johann Richter.

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