Ein moderner Josef, der mit Jesus spielt

BIESDORF. (red) Das Jesus-Kind scheint in Biesdorf von nun an Kopf zu stehen. Grund dafür ist die ungewöhnliche Komposition, die der Kölner Künstler und gebürtige Körpericher Dieter Nusbaum für das Gemälde entworfen hat, das im Eingangsbereich des St.-Josef-Gymnasiums hängt und von Pater von Rüden eingesegnet wurde.

Der Künstler Dieter Nusbaum erklärt: "Der heilige Josef hält beim Spielen das kleine Kind kopfüber. Ich habe bei meinem eigenen kleinen Sohn gesehen, wie viel Freude ihm das bereitet." Seit kurzem hat das neue Gemälde im Foyer des St.-Josef-Gymnasiums auch den kirchlichen Segen. Zahlreiche Schüler drängten sich zur Segnungsfeier, die Pater von Rüden leitete, in das Foyer. "Ohne Weihwasser geht in der katholischen Kirche nichts", sagt der Geistliche und besprengt die neue Zierde mit Weihwasser.Nusbaum, der Kunst am St.-Josef-Gymnasium unterricht, sagt: "Ich wollte Traditionelles mit Neuem verbinden. Der Goldgrund verweist auf gotische Vorbilder bei Stefan Lochner, der Josef hingegen entspricht nicht herkömmlichen Vorbildern des alten Mannes mit Bart. Ich wollte einen Josef malen, der heutigen Vorstellungen, vor allen denen von Jugendlichen entspricht." Die Figur des Heiligen auf dem neuen Bild geht auf eine Fotografie eines amerikanischen Fischers zurück.

"Dass der Josef auf dem Bild ausgerechnet ein Fischer ist, hat theologisch noch einen besonders schönen Nebeneffekt", sagte Nusbaum. Aber auch auf den eigentlichen Zimmermann-Beruf des Heiligen verweist das Bild. Ein unfertiger Holzstuhl steht vor Josef und seinem kleinen Sohn. Schulleiter Egon Willmes sieht einen anderen Aspekt im Vordergrund: "Josef hält das Kind ganz fest. Das passt zu dem Geist unserer Schule: Wir lassen keinen fallen." Aber nicht allen gefällt das Bild. Hinter vorgehaltener Hand hört man von manchen Schülern, Josef blicke doch zu finster drein. Aber solche Kritik kann dem Künstler nur Recht sein. Nichts sei schlimmer für ein Kunstwerk, als wenn man achtlos an ihm vorbei geht. Das tut man an diesem sicher nicht. Und Gespräche, die das Werk anregt, sind ebenfalls wertvoll.

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