Erziehung Ein offenes Ohr für alle Sorgen

Lasel · Die Kindertagesstätte Lasel gehört zu den Piloteinrichtungen, die vor zwei Jahren bereits zum Familienzentrum ausgebaut wurden – das Angebot wird mittlerweile sehr geschätzt.

 Die Kinder der Kita Lasel sind sehr viel an der frischen Luft. Foto: Frank Auffenberg

Die Kinder der Kita Lasel sind sehr viel an der frischen Luft. Foto: Frank Auffenberg

Foto: Frank Auffenberg

Der Auftrag des Jugendamtes und der Jugendhilfeträger war klar formuliert: Möglichst früh sollten Sozialpädagogen in der Modell-Kita Lasel mit Familien in Kontakt kommen. „Um sie bei großen oder kleineren Problemen zu beraten, aber eben auch, um frühzeitig zu erkennen, wenn sich wirklich Besorgniserregendes anbahnt“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch. Sie leitet die Kindertagesstätte in Lasel, die vor zwei Jahren als eine der ersten Einrichtungen das Projekt „Familienzentren im Eifelkreis“ umsetzte – quasi als Pilot-Kita (siehe Info).

„Als die Sache anlief, war das Ziel gesteckt, aber der Rahmen noch vollkommen offen. Er konnte von uns entwickelt werden“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch. „Etwa gleichzeitig startet unser Team ‚Qualitätsentwicklung im Diskurs’, dabei konnte die Familienorientierung gleich genauer unter die Lupe genommen werden.“ In vielen Konferenzen, Diskussionen, Teamsitzungen und auch an zwei Teamtagen mit der Hochschule Koblenz habe man sich über ein Jahr hinweg immer wieder mit dem Projekt befasst.

 Beim Eltern-Kind-Café warten die Gäste, bis die Kita-Kinder sie begrüßen.

Beim Eltern-Kind-Café warten die Gäste, bis die Kita-Kinder sie begrüßen.

Foto: Brigitte Wanken-Leibisch

„Und aus unserer Erfahrung können wir nur sagen, dass das Familienzentrum eine Bereicherung ist, definitiv sinnvoll, und es hat nichts mit Überwachung zu tun“, sagt sie und verweist damit auf eine Sorge, die bei einer Untersuchung der Universität Trier von ein paar wenigen Eltern geäußert wurde

 Selbstbewusst und eigenständig entdecken die Kinder der Kita Lasel ihre Welt.

Selbstbewusst und eigenständig entdecken die Kinder der Kita Lasel ihre Welt.

Foto: Frank Auffenberg

Von Juni 2017 bis März 2018 begleitete ein Forscherteam der Sozialwissenschaftlichen Abteilung der Uni Trier die ersten Schritte der acht Pilot-Kitas. „Es gab Eltern, die das Familienzentrum als eine Art Jugendamt vor Ort sehen und äußerten, dass das Ganze an Überwachung grenze“, berichtete der Leiter der Untersuchung Jörgen Schulze-Krüdener bei einer Tagung des Jugendhilfeausschusses (der TV berichtete). Genau diesem Eindruck wolle man sich aber entschieden entgegenstellen, sagt Brigitte Wanken-Leibisch.

„Es ist vielmehr so, dass unsere Beratungsstrukturen besser aufgestellt sind und wir Hürden abbauen“, sagt sie. Einmal in der Woche sei nun eine von drei Sozialpädagoginnen in der Kita vor Ort für eine Sprechstunde. „Sowohl für Eltern, als auch für uns.“ Zudem sei im Februar eine dienstägliche Eltern-Kind-Gruppe gegründet worden. „Einfach, um noch enger in Kontakt mit den Eltern zu kommen. Denn letztlich sind sie unsere bedeutendsten Bildungs- und Erziehungspartner.“

Diese enge Bindung der Eltern sorge für ein sehr gutes Vertrauensverhältnis. „Was auch dazu führt, dass Hemmungen, sich bei offenen Fragen oder Sorgen Hilfe zu suchen, abgebaut werden“, sagt die Kita-Leiterin. Man dürfe dabei nicht gleich an die ganz großen sozialen und privaten Sorgen denken: „Es sind eher die kleinen Dinge, die Eltern beschäftigen. Das können Schlafprobleme sein, oder das Kind hört nicht oder wird jähzornig. In entspannter Atmosphäre kann man dann gleich drüber sprechen oder eben auch einen Termin für eine Beratung der Sozialpädagogen vereinbaren.“

Das Programm stehe definitiv unter dem Gesichtspunkt der Vorbeugung und ganz sicherlich nicht der Überwachung. „Bevor Eltern überhaupt in die Situation kommen, Hilfe oder Rat beim Amt suchen zu müssen, wird ihnen hier ohne größere Hürden geholfen“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch.

Enge Bindung und Vertraulichkeit seien sehr zu begrüßen, der regelmäßige Besuch der Eltern habe aber noch einen schönen Nebeneffekt. „Sie lernen unsere pädagogischen Ziele viel besser kennen.“ So halte man die Kinder zu großer Selbstständigkeit an. „Wasser oder Tee werden nicht gebracht. Sie holen es selber – natürlich begleitet. Manchmal sind die Kinder vielleicht im ersten Moment überfordert, dann wachsen sie aber über sich hinaus. Was man auch an unseren Kinderköchen sieht, die das Eltern-Kind-Treffen bewirten.“

Jeden Dienstag zaubern sie aus dem Kita-Garten kleine Köstlichkeiten, die sie dann auch servieren. „Das können sie. Manche sind vielleicht schüchtern, andere forscher, aber alle sind sehr stolz, ihre Gäste glücklich zu machen.“ Diese Selbstsicherheit spürten dann auch die Eltern und seien daheim eher dazu bereit, ihren Kindern mehr zuzutrauen.

„Und wenn dann doch mal Größeres ansteht, dann kennen die Eltern bereits ihre Ansprechpartner. Sie wissen schon, wo ihnen von wem geholfen wird und haben weniger Hemmungen diese Hilfe auch in Anspruch zu nehmen“, sagt Brigitte Wanken-Leibisch.

Weitere Informationen zur Kindertagesstätte Lasel im Internet unter: www.kita-lasel.de

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