Ein Ort bangt um seinen Anschluss

Weil es auf der B 257 zwischen Bitburg und Irrel immer wieder zu schweren Verkehrsunfällen kommt, arbeitet der Landesbetrieb Mobilität an einem Konzept für mehr Verkehrssicherheit. Nach derzeitiger Planung würde damit auch der K14-Anschluss in Richtung Birtlingen wegfallen. Die Folge: Bei Hochwasser wäre der Ort dann komplett abgeschnitten.

 Wegen Bauarbeiten ging es von Birtlingen vorübergehend nicht auf die B 257. Der Ort will nicht, dass das zum Dauerzustand wird. TV-Foto: Uwe Hentschel

Wegen Bauarbeiten ging es von Birtlingen vorübergehend nicht auf die B 257. Der Ort will nicht, dass das zum Dauerzustand wird. TV-Foto: Uwe Hentschel

Birtlingen. "Bislang haben alle Gemeinden entlang der B 257 ihr Einverständnis gegeben", sagt Harald Enders, Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Gerolstein. "Die Rückmeldungen seien überwiegend positiv gewesen - "mit Ausnahme von Birtlingen". Auch dort hat der Gemeinderat dem Konzept zunächst zugestimmt, diesen Beschluss wenig später aber wieder rückgängig gemacht. Und zwar als sich abzeichnete, welche Konsequenz die Umsetzung des Konzepts für Birtlingen haben würde. So ist neben dem dreispurigen Ausbau der Bundesstraße, an dem derzeit zwischen Bitburg und Wolsfeld bereits gearbeitet wird, geplant, dass gefährliche Kreuzungen mit Hilfe von Brücken entschärft werden sollen (siehe Grafik). Vor allem im Bereich der Auffahrten auf die B 257 kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu schweren Unfällen. Deshalb ist es das Ziel, alle gefährlichen Kreuzungen und Anschlüsse abzubauen. Dazu zählen auch die Einmündungen von Wirtschaftswegen, von denen es nach Auskunft des LBM allein zwischen Bitburg und Wolsfeld 21 gibt - darunter auch der Anschluss der K 14 in Richtung Birtlingen. Und die Gemeinde ist nicht einverstanden, dass dieser Anschluss wegfallen soll.

Dreispuriger Ausbau und Brücken statt Kreuzungen



"Wir werden uns mit allen Mitteln dagegen wehren", sagt Ortsbürgermeister Erwin Elsen. So müssten Menschen in Birtlingen dann über die K 14 bis Messerich fahren, um auf die B 257 zu gelangen. "Bis nach Bitburg wäre es für uns dann fast drei Mal so weit wie jetzt", sagt Elsen. Der Umweg ist aber nicht das einzige Problem. Denn sollte der Anschluss verschwinden, dann bliebe der 80-Einwohner-Gemeinde nur noch der Weg über Messerich, um überhaupt den Ort zu verlassen. Doch dieser Weg führt durch das Hochwassergebiet der Nims, und was das bedeutet, wurde vor wenigen Wochen deutlich: Die Strecke sei während des Hochwassers vier Tage gesperrt gewesen, sagt Elsen.

Zwar habe der LBM vorgeschlagen, im Fall von Hochwasser Feldwege als Umleitung zu nutzen, erklärt Elsen, doch sei das keine Lösung: "Wie sollen größere Versorgungsfahrzeuge dann noch zu uns kommen?" Die Gemeinde habe grundsätzlich nichts gegen das Verkehrssicherheits-Konzept, betont er. Es könne aber nicht sein, dass dabei Birtlingen aus Kostengründen einfach abgeschnitten werde. Schon gar nicht, wenn an anderer Stelle viel Geld in die Unterführung eines Radwegs investiert wurde. Gemeint ist die B-257-Brücke bei Messerich, die über den Nimstalradweg führt und vor einem Jahr für 1,4 Millionen Euro komplett erneuert wurde. Dass es bei Birtlingen noch erheblichen Diskussionsbedarf gibt, steht für den Orts-Chef außer Frage.

Der Weg nach Bitburg wäre dann dreimal so weit



Dessen ist sich auch der LBM bewusst, für den Birtlingen aber nicht die einzige Herausforderung ist. So haben Anwohner in Alsdorf die Befürchtung, dass es zukünftig noch lauter werden könnte als bisher. Der Ort liegt nämlich unmittelbar neben der Bundesstraße und damit auch genau dort, wo auf einer Länge von 1100 Metern der Bau einer zusätzlichen Überholspur geplant ist.

Zwar würde dort auch weiterhin Tempo 100 gelten, doch bezweifelt Ortsbürgermeister Manfred Rodens, dass sich die Autofahrer daran halten. Schließlich habe die Strecke dort einen geraden Verlauf, was nicht nur zum Überholen, sondern auch zum schnellen Fahren animiere. Zudem sei damit zu rechnen, dass das Verkehrsaufkommen von derzeit rund 10 000 Fahrzeugen täglich in Zukunft weiter steige.

Eine Lösung des Problems wäre in einem solchen Fall die Errichtung eines Lärmschutzwalls. Das jedoch ist in Alsdorf nicht ohne weiteres möglich, da dafür bei einigen angrenzenden Grundstücken der Platz zwischen den Gebäuden und der Bundesstraße nicht ausreicht.

Meinung

Fass ohne Boden

Erst wird für knapp acht Millionen Euro bei Wolsfeld eine Ortsumgehung gebaut, dann sollen im Zuge eines nicht minder teuren Ausbau-Konzepts Brücken her, um Kreuzungen an den Auffahrstellen zu vermeiden. Das macht die Straße aber in erster Linie nicht sicherer, sondern zunächst mal nur schneller. Und zu viel Tempo ist Unfallursache Nummer eins. Was käme nach dem ersten Überholmanöver-Unfall? Der komplett vierspurige Ausbau? Das wäre ein Fass ohne Boden. So sinnvoll es ist, die ein oder andere Gefahrenstelle durch Umbauarbeiten zu entschärfen: Letztendlich sind die Fahrer selbst für die Sicherheit auf der Straße verantwortlich. Damit das keiner vergisst, helfen Kontrollen mehr als Brücken. d.schommer@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort