,,Ein paradiesisches Projekt"

Bitburg · Montagsmaler hieß ein Konzept, bei dem der Bitburger Theaterpädagoge Peter Klein Menschen mit und ohne Behinderung spielerisch Distanzen überwinden ließ. Nun hat er etwas Neues gewagt und deutsche Jugendliche und junge Flüchtlinge auf der Bühne zusammengebracht.

,,Ein paradiesisches Projekt"
Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Bitburg. Alle Menschen sind gleich. Auch das haben 21 junge Asylbewerber aus Afghanistan, Syrien, dem Iran, Pakistan und Kamerun sowie sechs Jugendliche aus der Eifel gelernt - bei dem Theaterprojekt ,,Typisch Mensch". Unter der Leitung des Theaterpädagogen Peter Klein erlebten die jungen Erwachsenen spannende Tage im Haus der Jugend in Bitburg. Und das Ergebnis brachten sie natürlich auch auf die Bühne (der TV berichtete).
Unser Mitarbeiter Alexander Roth hat mit Peter Klein über das Erlebte gesprochen. Und darüber, wie kraftvoll Theater Differenzen zu überwinden weiß.

Herr Klein, wie kamen Sie auf die Idee, einen solchen Workshop durchzuführen?
Peter Klein: "Integration ist ein wichtiger Punkt in meiner Arbeit als Theaterpädagoge. Dabei ist es grundsätzlich unerheblich, welche Besonderheiten und Probleme es gibt. Im vergangenen Jahr waren Flüchtlinge ein brennendes Thema. Mich persönlich hat gestört, dass die Menschen und deren Schicksale in den Hintergrund gedrängt wurden. Um dem engegenzutreten, habe ich mich entschieden, ein Theaterprojekt mit jungen Menschen zu initiieren - egal welcher Herkunft sie sind."

Wie genau lief die Verständigung unter den Teilnehmern mit vielen unterschiedlichen Muttersprachen?
Klein: "Die Projektsprache war Deutsch. Natürlich gab es aber die Besonderheit, dass die Deutschkenntnisse der Flüchtlinge ziemlich unterschiedlich waren. Das reichte von ‚wirklich gut' bis ‚fast gar nicht'. Aber dadurch, dass die Flüchtlinge teilweise gemeinsame Muttersprachen hatten, konnten sie sich untereinander helfen."

Warum ist gerade das Theater ein solch gutes Medium, um kulturelle und sprachliche Hürden zu überwinden?
Klein: "Theater lebt vom Vorspielen und Nachspielen. Eine wichtige Rolle nimmt die nonverbale Sprache, die Körpersprache, die Mimik und Gestik, ein. Da spielt die Muttersprache weniger eine Rolle. Dadurch, dass die Übungen vorgemacht wurden, konnten diejenigen, die es verbal verstanden hatten, direkt einsteigen und die anderen mitziehen."

Was hat Sie persönlich besonders überrascht, vielleicht auch bewegt?
Klein: "Bei dem spannenden Thema, wie Jungen oder Männer anderer Kulturen mit dem weiblichen Geschlecht in Deutschland umgehen, gab es ja extreme Diskussionen. Dabei sind Negativbeispiele so hoch gekocht worden, dass der Mensch ein Stück weit in den Hintergrund getreten ist. In dieser Hinsicht war die Woche wirklich ein Erlebnis allererster Sahne. Die Flüchtlinge hatten eine solch freundliche und respektvolle Art, sowohl untereinander als auch gegenüber den jungen Damen, die wirklich erstaunlich war. Und auch von der Bereitschaft, sich mit der deutschen Sprache auseinanderzusetzen, war ich wirklich überrascht. Vom Gesamtprozess her war es für mich ein paradiesisches Projekt."

Passt das Motto ,,Typisch Mensch" bei der Vielfalt, die das Projekt geboten hat?
Klein: "Wir haben das Thema gewählt, um den Menschen in den Vordergrund zu stellen. Die Frage ist, was typisch ist, was normal ist. Letztendlich gibt es keinen typischen Menschen. Es gibt Besonderheiten, die jeder aufgrund seiner Erfahrungen, seiner Herkunft und seiner Kultur mitbringt. Meine persönliche Meinung ist, dass, je unterschiedlicher die Menschen sind und je mehr sie bereit sind, sich auf andere Menschen einzulassen, desto mehr können sie voneinander profitieren."

Wissen Sie, ob noch Kontakt zwischen den Teilnehmern besteht?
Klein: "Danach ging über soziale Netzwerke die Post ab. Das war wirklich spannend. Das ist ein Punkt, der als Gegengewicht zu den Diskussionen der letzten Wochen und Monate fungiert. Was wir in dieser Zeit mitbekommen haben, war ein Paradebeispiel für respektvollen Umgang."

Haben Sie geplant, eine weitere Veranstaltung in diesem Format zu machen?
Klein: "Ich bin mit dem Haus der Jugend in Bitburg derzeit in Gesprächen, ob wir im kommenden Jahr noch einmal ein Theaterprojekt in ähnlicher Form machen wollen."Extra

 Peter Klein. Foto: Privat

Peter Klein. Foto: Privat

Foto: (e_bit )

Peter Klein ist 48 Jahre alt und kommt gebürtig aus Minden in der Südeifel. Er ist gelernter Bankfachwirt und Wirtschaftsinformatiker. In diesem Bereich ist er als Freiberufler mit eigener Firma tätig. Daneben macht Peter Klein seit 2013 eine Ausbildung zum Kinder- und Jugendcoach an der Theaterwerkstatt Heidelberg. Im selben Jahr gründete er auch "pro(KiJu)" mit Sitz in Bitburg, dort bietet er Beratung, Training und natürlich Theater an. Mit seiner Arbeit möchte er Menschen motivieren, eigene Potentiale zu erkennen und zu entfalten. Insbesondere geht es ihm um die Förderung von Kindern und Jugendlichen, zum Beispiel mithilfe von Präventionstheater. Klein hat sich zudem bereits früh ehrenamtlich engagiert, etwa als Jugendberater bei einer Telefonseelsorge oder als Trainer einer Bambini-Fußballmannschaft. rot Weitere Informationen zur Arbeit von Peter Klein gibt es unter www.pro-kiju.de

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