Ein Platz, zwölf Stunden, viele Impressionen - Ein ganz normaler Tag auf dem neuen Spittel in Bitburg

Bitburg · Der Brunnen ist wie ein Magnet. Vor allem an warmen Tagen, wenn sich dort Kinder drin tummeln. An den Spittel ist das Leben zurückgekehrt. Der Platz, an dem Jahrzehnte gähnende Leere herrschte, ist nach der Umgestaltung wieder ein Treffpunkt, wie die Zwölf-Stunden-Reportage des TV zeigt.

Ein Platz, zwölf Stunden, viele Impressionen - Ein ganz normaler Tag auf dem neuen Spittel in Bitburg
Foto: (e_bit )
Ein Platz, zwölf Stunden, viele Impressionen - Ein ganz normaler Tag auf dem neuen Spittel in Bitburg
Foto: (e_bit )
 TV-Fotos (8): Dagmar Schommer

TV-Fotos (8): Dagmar Schommer

Foto: (e_bit )

Bitburg. Gemeckert wird immer. Immer mehr sogar, könnte man meinen. Das ist beim neuen Spittel nicht anders. Der Neubau sei zu schlicht, der Platz zu grau, von "Plattenbau" war schon die Rede, und im Grunde genommen hätten die meisten ohnehin gewusst, wie man es hätte geschickter anstellen können.
Etwa eine Million Euro hat die Stadt in die Frischkur für den Spittel investiert - jenseits von Pflaster, Lampen und Bänken ist ein Großteil des Geldes in die unterirdischen Leitungen für Technik geflossen, die bei Veranstaltungen gebraucht wird. Und noch immer wird hier und da nachgerüstet. So sind etwa die zusätzlichen Bänke rund um den Brunnen neu. Ziel war es, den Platz am Südende der Fußgängerzone zu beleben - und zwar jenseits diverser Feste und Feiern. "Was hier inzwischen passiert, hat alle unsere Erwartungen übertroffen", sagt Ralf Mayeres, Projektleiter bei der Stadt. Der TV hat den Platz für zwölf Stunden unter die Lupe genommen, an einem schönen, sonnigen Donnerstag:

7 Uhr: Die Morgensonne taucht die Fassade des Barockhauses am Spittel in warmes Licht. An Zangerles Eck rollt der Berufsverkehr dicht an dicht vorbei. Auf dem Platz selbst ist alles still. Ein paar Spatzen picken Brotkrümel von den Bänken. Die Fußgängerzone ist menschenleer. Nur die Bäckerei Flesch um die Ecke hat schon geöffnet. "Das wird ein heißer Tag, ein richtig heißer Tag", sagt eine blonde Frau im Vorbeilaufen - fast jeder kennt die Dame in Bitburg, sie ist überall und immer schnell unterwegs.

8 Uhr: Die Fontänen des Brunnens springen an. Wasser plätschert. Es wird gefegt. Stadtmitarbeiter Johann Bermes sitzt am Steuer der Kehrmaschine. "Mir gefällt der neue Platz richtig gut", sagt er im Vorbeifahren. Dann geht es für ihn weiter die Fußgängerzone bergauf.

9 Uhr: Im Bierhaus richtet eine Mitarbeiterin die Tische her, verteilt Speisekarten, bringt Sitzpolster raus und stellt Krüge mit Besteck bereit. "Das war doch vorher ein toter Platz, und jetzt ist hier richtig Leben. Die Leute treffen sich. Ist natürlich auch ein idealer Ort, um zu sehen und gesehen zu werden", sagt Kellnerin Nicole Monreal. Gegenüber bezieht der Rollstuhlfahrer, der von den Passanten ein paar Cent erbettelt, seine Position. Ein Rumäne. Deutsch spricht er nicht. Aber der Platz scheint ihm offenbar zu gefallen. Er ist jeden Tag da. In der Fußgängerzone stellen Geschäftsleute ihre Auslagen mit Sonderangeboten parat. Langsam kehrt Leben in die Stadt ein.

10 Uhr: Pause. Ein Arbeiter sitzt auf einer der Bänke und isst ein Brötchen. Das Bäckerauto ist da. "Die Leute sind ganz angetan, dass wir jetzt mitten in der Stadt sind", sagt Margret Dahlke von der Prümtaler Mühlenbäckerei. Ihr gefällt der Platz. Was den Markt am Donnerstag angeht, der derzeit nur von drei Händlern bestückt wird, sagt sie: "Ich könnte mir vorstellen, dass das mit der Zeit mehr wird."

11 Uhr: Auch der Gemüsehändler hat seinen Stand aufgebaut und begrüßt die ersten Kunden. Die Terrassen von Eisdiele und Bierhaus füllen sich. Auf den Bänken rings um das Wasserspiel sitzen Eltern und sehen ihren Kindern beim Planschen zu. Die Kleinen machen sich einen Spaß daraus, zwischen den Fontänen hin und her zu springen.

12 Uhr: Mittag. Ob Bierhaus oder Eisdiele - der Spittel ist rappelvoll. "Mir gefällt es hier sehr gut. Der Platz liegt mitten in der Sonne, und man kann Leute sehen", sagt Stefanie Burrelbach, die eine kleine Rast macht, bevor sie noch ein paar Einkäufe in der Stadt erledigt.

13 Uhr: Drei Freundinnen machen Mittagspause. "Der Platz liegt nah zu unseren Arbeitsstätten, hier haben wir Sonne und können uns ein bisschen umsehen", sagen Michelle Peters, Nadine Schaefer und Maike Reißdörfer. Inzwischen ist auch der Käsemann da, Dritter im Bunde der drei Wochenmarkthändler.

14 Uhr: Seit Jahrzehnten kommt Jakobus Duister mit seinem Käse-Wagen nach Bitburg. "Das ist doch viel schöner jetzt, als es vorher war", sagt der Händler und bemerkt, dass es eigentlich, seit der neue Spittel Anfang Mai mit dem Auftakt des Kultursommers Rheinland-Pfalz eingeweiht wurde, schönes Wetter ist. Was ihm gefällt: "Hier spielen immer Kinder. Den ganzen Tag. Das gab es vorher nicht."
15 Uhr: Während es im Bierhaus etwas leerer ist, sitzen die Gäste nebenan dicht an dicht. "Wir denken darüber nach, unsere Terrasse vielleicht zu vergrößern", sagt Manh Cuong Vu, Inhaber der Eisdiele. Er beobachte jeden Tag, wie der Betrieb zwischen seinem Café und dem Bierhaus hin und her wechselt. Mal ist hier mehr los, mal dort. Die Eisdiele, die vor vier Wochen eröffnet hat, ergänzt sich gut mit dem Bierhaus.

16 Uhr: Käse, Obst, Gemüse, Brot - auf dem Spittel wird eingekauft. Im Brunnen springen acht, zeitweise sogar noch mehr Kinder gleichzeitig rum. Immer wieder bleiben Passanten stehen, machen eine kleine Rast auf einer der Bänke - und gucken, wer so in der Fußgängerzone vorbeiflaniert.

17 Uhr: Feierabend. Im Bitburger Bierhaus füllen sich die Reihen wieder. Am Brotstand werden für diesen Tag die letzten Kunden bedient.

18 Uhr: Ein guter Tag, findet Verkäuferin Margret Dahlke, bevor sie mit ihrem Brotwagen den Platz verlässt. Auch der Rumäne im Rollstuhl hat seinen Posten geräumt. Wo er hin ist? Das bleibt wohl das Geheimnis dieses stadtbekannten Bettlers.

19 Uhr: Wo vor zwölf Stunden noch gähnende Leere geherrscht hat, ist nun Hochbetrieb. Am Abend wird das Bierhaus zum Treffpunkt für Einheimische. Christa Schilz und Martin Vogler sagen: "Klar, ein bisschen mehr Grün wäre schön. Aber grundsätzlich ist es super, dass es diesen Platz gibt. Das hat Bitburg gebraucht."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort