Schrottplatz in Gemünd sorgt seit Jahren für Diskussionen Ein schmutziges Geschäft
Gemünd an der Our · Der Schrottplatz in Gemünd an der Our sorgt seit Jahren für Unmut. Zu viel Dreck, zu viel Gestank, sagen die Einwohner. Auch die Behörden beschäftigt der Fall. Es geht dabei auch um die Frage, was ein Mann auf seinem privaten Grundstück machen darf, und was nicht.
Wachsame Augen beobachten jeden, der sich dem Schrottplatz Schares nähert. Wachsame Knopfaugen. Die fünf Welpen unterbrechen ihr Spiel, um sich den Neuankömmling anzusehen, der da an den Lastwagen, Tonnen und Kisten vorbeistapft. Auch die Mutterhündin schaut neugierig zwischen einem Eimer und einer Leiter hervor. Dann kabbeln die Jungtiere weiter, und die Hündin macht die Augen zu.
Es ist viel Leben auf der Halde in Gemünd an der Our (VG Südeifel). Hier springt eine Katze in einen Müllcontainer, dort gurren Tauben auf einem Autoreifen. Irgendwo kräht ein Hahn. Bei all dem Gerümpel: Unmöglich zu sagen, wo das Geräusch herkommt.
„Ich weiß, dass ich nicht den Preis für optimale Gestaltung gewinne“, sagt Albert Schares. Trotzdem kann er die Aufregung, die um seinen Betrieb gemacht wird, nicht verstehen: „Wir sind nicht schlechter als die anderen Menschen, sondern normaler Durchschnitt. Nur mit etwas mehr Unordnung.“
Seit 14 Jahren ist der Schrottplatz im Familienbesitz. Aus dem Zubrot zur Landwirtschaft, die nicht mehr lief, wurde der Haupterwerb der Gebrüder Schares. „So lange sieht es hier schon so aus“, sagt der Eigentümer. Doch seit einigen Wochen scheinen sich die Leute verstärkt für sein Gelände zu interessieren.
Behörden haben angerufen und Kontrolleure geschickt. Sogar ein Fernsehteam ist mit zwei Sicherheitsleuten angereist und hat in Gemünd gedreht. Schares fühlt sich drangsaliert, sagt er, „ins falsche Licht gerückt“. Er vermutet eine Intrige im Dorf. Wegen persönlicher Querelen wollten manche im Ort sein Gewerbe kaputtmachen. Ob da was dran ist, lässt sich nicht überprüfen.
Klar ist: Seit Jahren ist der Schrottplatz der Gemeinde ein Dorn im Auge. Auch, weil die Halde am Our-Ufer liegt und rund um einen Gaut-
hof entstanden ist, der früher ein Treffpunkt im 30-Seelen-Dorf war. Ortsbürgermeisterin Stephanie Weiler war für unsere Redaktion allerdings nicht zu erreichen. Sie reagierte weder auf eine E-Mail, noch auf wiederholte Anrufe.
Sie hat den TV aber auch nicht auf die Lage aufmerksam gemacht. Der Hinweis kam von einem Kollegen aus Nordrhein-Westfalen. Auch für Schares hat der Ärger vergangene Woche mit der Mail des Journalisten angefangen. Der Betreff: Skandal. Die Empfänger: Behörden und Medien. Im Schreiben erhebt der Autor schwere Vorwürfe gegen den Schrotthändler. Der lagere angeblich umweltgefährdenden Abfall in so großen Mengen, „das Hunderte von Containern nicht ausreichen würden, sie abzutransportieren“.
Es ist nicht das erste Mal, dass der TV von diesen Anschuldigungen hört. Bereits im Jahr 2017 ging eine Mail ähnlichen Inhalts bei der Redaktion ein. Wir sahen uns damals vor Ort um und sprachen mit den zuständigen Behörden.
Es stellte sich heraus: Schares hat einen Gewerbeschein und lagert nur auf Privatgrund. Und daran hat sich auch nichts geändert, wie eine Sprecherin des Zweckverbandes Abfallwirtschaft Region Trier bestätigt. Die Pressestelle der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm konkretisiert: Die Gebrüder Schares dürfen auf 300 Quadratmeter genehmigungsfrei Schrott abstellen.
Nur haben sie sich nicht immer an die Vorgaben gehalten. Einige Male sei Schares abgemahnt worden, weil seine Halde die 300 Quadratmetern überschreite. Es wurden laut einem Kreissprecher auch Zwangsgelder verhängt. Eine weitere Mahngebühr stehe bevor.
Vergangenes Jahr wurde der Schrottplatz auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft Trier. Gegen einen der Gebrüder habe das Amtsgericht Bitburg im April 2018 wegen der Vergehen des unerlaubten Umgangs mit Abfällen und wegen des unerlaubten Betreibens von Anlagen eine Geldstrafe verhängt, schreibt Oberstaatsanwalt Manfred Stemper. Die Einleitung eines weiteren Ermittlungsverfahrens werde derzeit geprüft.
Schares räumt ein, dass er bereits mehrere Tausend Euro zahlen musste, weil sein Schrottplatz zu groß wurde. Seine Erklärung: „Ich habe zu viel Arbeit, komme nicht immer hinterher.“ Aber nicht nur der Abfall, sondern auch die Tiere, die auf der Halde hausen, rufen Behörden auf den Plan. So haben auch die Kreisveterinäre dem Gelände einige Besuche abgestattet. Zuletzt im Juni und Juli kontrollierten Amtstierärzte Hunde und Katzen auf dem Grundstück. Laut einem Kreissprecher wurden dabei „einige Verstöße gegen tierschutz- und tierseuchenrechtliche Vorschriften festgestellt“.
Der Zweckverband Abfallwirtschaft in der Region Trier (A.R.T.) will den Betrieb ebenfalls wieder prüfen, wie eine Mitarbeiterin schreibt. Beim bisher letzten Besuch im Jahr 2016 wurden zwar keine Beanstandungen gemacht: „Sollten aber Ansatzpunkte widerrechtlicher Ablagerungen im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes vorliegen, werden wir ein Verfahren einleiten.“
Schrotthändler Schares weiß, dass er nicht den saubersten Platz der Welt betreibt: „Ich habe keinen, der mir hinterher fegt.“ Aber er bemühe sich sich, die Vorgaben einzuhalten. Dies honoriert die Kreisverwaltung durchaus: „Anlässlich einer kürzlich erfolgten Ortsbesichtigung haben wir festgestellt, dass mittlerweile ernsthafte Bemühungen ersichtlich sind, den Schrottlagerplatz zurückzubauen.“
Auch wir müssen feststellen: Es sieht am Gemündener Ortseingang zumindest etwas „ordentlicher“ aus als beim vergangenen Besuch.