Ein schnell verwelkter Blütentraum

SCHÖNECKEN. An der falschen Adresse: Der jugendliche Täter, der am Dienstagmorgen das Schönecker Blumengeschäft Buchheit überfallen hat, holte sich statt Geldes einen Korb. Kurze Zeit später wurde er festgenommen.

Gegen 9.30 Uhr am Dienstagmorgen: Ein maskierter junger Mann betritt das Blumengeschäft in der Schönecker Straße "Unter der Pfordt", zückt eine Pistole und verlangt Geld. Aber daraus wird nichts: "Ich habe nein gesagt", berichtet Inhaberin Elisabeth Nativel. Auch die Frage, ob sie vielleicht "dran glauben" wolle, jagt ihr nicht die gewünschte Angst ein. Stattdessen teilt sie dem offenbar stark verunsicherten Täter nüchtern mit, dass sie die Polizei rufen werde: "Der war nervös und hat viel zu viel gezappelt", meint Mitarbeiterin Margret Lichter. Jung, maskiert und sehr nervös

Nervös - und offensichtlich noch sehr jung, so beschreiben die beiden Frauen den verhinderten Räuber, der nach seinem so kurzen wie erfolglosen Besuch lieber verduftet. Die Fahndung wird gestartet, die Polizei sucht nach einem etwa 16-Jährigen, der akzentfrei deutsch spricht und mit dunkelblauem T-Shirt und schwarzer Hose bekleidet ist. Seine Maskierung: Eine Motorrad-Sturmhaube mit Sehschlitz. Ob die Pistole echt war oder nur Attrappe, kann zunächst niemand sagen. Im Blumengeschäft läuft inzwischen die Arbeit weiter, Kunden werden beraten, Anrufe entgegengenommen - fast so, als sei nichts geschehen an diesem Morgen. "Mir geht's gut", sagt Elisabeth Nativel. Ein bisschen aufgeregt sei sie noch, aber: "Es war ja nicht mein erster Überfall hier." Vor einigen Jahren waren es zwei Täter, ebenfalls mit Pistole. "Am Tag vor Heiligabend war das. Der eine hat mich richtig bedroht und mir gegen den Kopf geschlagen. Aber dem habe ich auch nichts gegeben."Der Schreck vergeht, die Sorge bleibt

Nach der damaligen Attacke "hatten wir lange Probleme", erzählt die Floristin, "vor allem, wenn es dunkel wurde". "Wir denken jedes Jahr an Weihnachten wieder daran", sagt Margret Lichter. "Schlimm genug, dass es immer wieder Jugendliche sind", sagt Elisabeth Nativel. "Und das wird immer häufiger vorkommen. Aber hoffentlich nicht bei uns." Draußen fegt Nachbarjunge Tim die Terrasse. Auch der Zwölfjährige hat den Überfall mitbekommen, er war sogar der erste, der den Täter gesehen hat. Auch er hat den Schrecken anscheinend verwunden. Tim macht mit bei der Schüleraktion "Tagwerk". Die Kinder arbeiten für Spenden, die nach Ruanda geschickt werden. "Heute hat er sich sein Geld wirklich verdient", sagt Elisabeth Nativel. Für den Unbekannten, der sich "sein" Geld einfach holen wollte, läuft es hingegen überhaupt nicht rosig. Am späten Vormittag meldet die Polizei: Der Täter ist gefasst. Der junge Mann entpuppt sich als ein 20-Jähriger aus der Verbandsgemeinde Prüm. Kein üblicher Verdächtiger, denn bisher hat er offenbar nichts auf dem Kerbholz. Er war der Polizei aufgefallen, als er in einer Schönecker Gaststätte verschwinden wollte. In seinem Rucksack finden die Beamten Maske und Spielzeugwaffe. Genug, um ihn zu überführen. Den Überfall gesteht er nach kurzem Verhör an Ort und Stelle. Motiv: Geldnot.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort