Ein schöner Platz, viele wunde Punkte

Bitburg · Stadtplaner Klaus Zimmermann sieht die Entwicklung Bitburgs grundsätzlich auf einem guten Weg. Dennoch gibt es ungenutzte Möglichkeiten - etwa das brachliegende Müller-Flegel-Gelände oder den wasserlosen Brunnen im Konrad-Adenauer-Park. Bei einem Stadtrundgang schildert er seine Ideen und Eindrücke.

Bitburg. Treffpunkt Gäßestrepperbrunnen, mitten in der Fußgängerzone (Ziffer 1 auf der Grafik unten). "Das ist derzeit der einzige schöne Platz im Stadtzentrum, der eine Aufenthaltsqualität bietet und auch dank der Gastronomie ringsum belebt ist", sagt Klaus Zimmermann, der es gut findet, dass Bitburgs Innenstadt mit der Umgestaltung des Postplatzes ein Zentrum bekommt. Vom Brunnen aus führt der Weg in die nördliche Altstadt.
"Man merkt der ganzen Fußgängerzone die Zeit ihrer Entstehung an", sagt der Stadtplaner mit Blick auf die roten Klinkersteine im Pflaster. "So hat man das in den 1970er Jahren vielerorts gemacht, mit diesen langen, geraden Klinkerlinien", sagt Zimmermann, während er die Straße bergauf stapft - sechs Prozent Steigung, schätzt er, habe die Hauptstraße: "Kein Wunder, dass die Biergläser da auf den Tischen rutschen. Vielleicht ließe sich das beim geplanten Ausbau der Fußgängerzone an einigen Stellen begradigen."
Unterwegs wirft der Stadtplaner einen Blick in die Gassen links und rechts der Hauptflaniermeile. Ein Unterschied wie Tag und Nacht: "Während die östliche Altstadt liebevoll saniert ist, gibt es in der westlichen Altstadt noch größeren Nachholbedarf." Kein Wunder: Die östliche Altstadt gehörte zu den ersten Sanierungsgebieten, die die Stadt ausgewiesen hat, die westliche Altstadt folgte erst mehr als 20 Jahre später - und soll nun im Rahmen des Förderprogramms Aktive Stadtzentren zusammen mit der Fußgängerzone saniert werden.
Angebote für junge Leute


Eine zeitgemäßere Ausstattung der Innenstadt mit neuen Sitzmöbeln, Lampen sowie Blumen kübeln und Beeten fände Zimmermann allemal wünschenswert. Zwei rostige Metallbänke am oberen Ende der Hauptstraße laden kaum zum Verweilen ein. Gelungen findet Zimmermann die Gestaltung der Römermauer (2), die die Stadt freigelegt und in Teilen rekonstruiert hat: "Das ist ein schöner Ruhepol geworden." Von dort nimmt der Stadtplaner das Müller-Flegel-Gelände (3) in den Blick: "Schade, dass da nichts passiert. Das wäre ideal, wenn die Fußgängerzone dort einen weiteren Publikumsmagneten bekommen würde, so wie mit dem Postplatz im Süden und Stadthalle und Bitburger Markenerlebniswelt im Westen." Vorstellbar wäre an der Stelle etwa ein Kino mit Billard, Bowlingbahn und Imbissrestaurant: "Derzeit finden junge Leute solche Angebote ja fast nur auf den Flugplatz. Das könnte die Innenstadt beleben." Aber das bleibt letztlich Sache des Investors, und der schweigt zu seinen Plänen.
Am Grünen See (4) gibt es dank eines neuen Wohn- und Geschäftshauses eine Baulücke weniger. Gleich gegenüber wird das Ensemble von Stadthalle und Bitburger Marken-Erlebniswelt mit einem Geschäftshaus komplettiert. "Jetzt müsste man halt sehen, dass auch der Grüne See neu geordnet wird, damit er im Vergleich zur Nachbarschaft nicht abfällt", findet Zimmermann. Auch das gehört zur Sanierung der westlichen Altstadt, die noch aussteht.
Den nächsten Stopp legt der Stadtplaner im Konrad-Adenauer-Park (5) ein: "Das ist eine schöne Anlage, nur leider ist der Brunnen nicht in Betrieb. Selbst wenn das Geld für eine Pumpe fehlt, ließe sich mit einer ruhigen Wasserfläche eine richtige ökologische Insel schaffen, wo die Leute sich gerne aufhalten." Ein gutes Beispiel dafür sei etwa der Platz an der Lieser in Wittlich, wo im Sommer immer viele Menschen am Brunnen sitzen.
Ein ganzer Platz nur zum Parken


"Das ist schon fast gespenstig hier", sagt der Stadtplaner im rückwärtigen Hof des seit Jahren leerstehenden Kösterbaus (6) mit Blick auf die Hauswand und den leeren Parkplatz, der dort ist. "Wenn es von hier eine Rampe zum Beda-Platz gäbe, ließen sich zumindest die Parkplätze bewirtschaften, so weiß doch kaum einer, dass es die hier überhaupt gibt", sagt Zimmermann, der sich dort ein großes Wohnhaus vorstellen könnte, idealerweise mit einem begrünten Innenhof. Das Büro- und Geschäftshaus, das seit Jahren dort geplant ist, ist offenbar schwer zu vermarkten.
Der Beda-Platz (7) ist für Zimmermann als reiner Parkplatz verschenkt: "Im Zusammenhang mit der Bit-Galerie, bei der ja mehr als 500 Stellplätze auf Parkdecks geplant sind, könnte ich mir vorstellen, dass ein Teil des Platzes auch mit Sitzbänken und Bäumen eine Möglichkeit zum Ausruhen bietet." Das Einkaufszentrum, so hofft Zimmermann, könnte auch Initialzündung für zwei weitere wunde Punkte rund um den Beda-Platz sein: die Brache entlang der Gartenstraße, wo seit Jahren ein Wohnhaus geplant ist, aber derzeit nur Gräser wachsen und das ehemalige Aldi-Gebäude, das seit Jahren leersteht, für das es aber noch keine neue Perspektive gibt. Zurück geht es zum Postplatz (8), jenem Platz, der mit der Umgestaltung zum Herzen der Stadt werden soll. Doch noch pulsiert dort nichts. Grundsätzlich positiv ist, dass in Bitburgs Innenstadt nur wenige Ladenlokale leerstehen. Während Wittlich eine Leerstandsquote von fast zwölf Prozent hat, sind es in Bitburg nur 4,6 Prozent. Auch wenn es in Bitburg einige Ecken und Enden gibt, an denen Handlungsbedarf besteht, betont Zimmermann: "Wir klagen auf hohem Niveau."Extra

Mitte der 1990er Jahre hat das Stadtplanungsbüro Isu ein Entwicklungskonzept für Bitburg erarbeitet und begleitet seither den städtebaulichen Weg der Stadt. Bis die Amerikaner 1994 den Flugplatz aufgegeben haben, war Bitburg geprägt von Brauerei und Militär. Die Innenstadt war relativ unattraktiv, überall gab es Autohäuser, die sich heute Auf Merlick konzen trieren. Gewerbe und Frequenzbringer wie Ärztehaus, Stadthalle und Marken-Erlebniswelt wurden gezielt in die Innenstadt gebracht. In Sanierungsgebieten wurden Häuser renoviert und Plätze angelegt. scho

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