Ein Sekt ist schon zu viel

Mit einem Symposium zum Thema "Fetale Alkoholspektrum-Störungen" (FASD) in der Karolingerhalle machte der Verein "FASworld Deutschland" auf die Gefahren von Alkoholkonsum während der Schwangerschaft aufmerksam. Der Leitsatz der Veranstaltung: "Lebenslang durch Alkohol".

 An der Informationsveranstaltung zu FASD in der Karolingerhalle nahmen unter anderem betroffene Familien, Mediziner und Mitarbeiter von Sozialorangisationen teil. TV-Foto:Lothar Kolling

An der Informationsveranstaltung zu FASD in der Karolingerhalle nahmen unter anderem betroffene Familien, Mediziner und Mitarbeiter von Sozialorangisationen teil. TV-Foto:Lothar Kolling

Prüm. "Ein Glas Sekt kann doch nicht schaden", meinen viele. Im Vorhinein kann das aber niemand genau sagen - und aus einem Glas wird dann oft auch mehr.

"Die Gefahren werden unterschätzt", hieß es auf dem Symposium. Deshalb lautete der Rat, der von den Experten ausgegeben wurde: kein Alkohol in der Schwangerschaft. Wer sich über die Folgen des Alkoholkonsums für das ungeborene Kind bewusst ist, für den fällt der Verzicht auf das Glas Sekt leicht.

Zum Symposium waren viele Experten aus Medizin und Psychologie eingeladen, die über die organischen, geistigen und sozialen Folgen für das Kind referierten.

Alkohol hemmt die Zellteilung. Geschädigt werden das Körperwachstum und das zentrale Nervensystem. Es kommt zu typischen Gesichtsveränderungen sowie zur körperlichen und geistigen Behinderung. "Alkoholkonsum in der Schwangerschaft ist ein Phänomen, das überall in der Gesellschaft vorkommt", sagte Reinhold Feldmann von der Universitätsklinik Münster. In weniger offensichtlichen Fällen werde die Krankheit oft nicht gleich erkannt. "Verhaltensauffälligkeiten werden fälschlicher Weise auf eine schlechte Erziehung zurück geführt", erklärte Feldmann weiter.

"Viele Eltern durchlaufen eine Odyssee von Arzt zu Arzt, bis das Problem festgestellt ist", ergänzt die Vorsitzende von FASworld in Deutschland Gisela Michalowski, deren Adoptivsohn von FASD betroffen ist. "Ich bin überzeugt, dass keine Mutter ihrem Kind vorsätzlich schaden will. Deshalb muss über das Thema aufgeklärt werden", sagte Michalowski.

Dazu gehört auch, den Kontakt zu den betroffenen Eltern herzustellen, damit falsches Verhalten in Zukunft ausgeschlossen und Kinder therapiert werden können. Ein schwerwiegendes Problem, sagt Feldmann: "Die meisten Mütter wollen aus Angst vor Verurteilung nicht zugeben, dass sie getrunken haben und machen sich Selbstvorwürfe." Für einen offenen Umgang sei es nie zu spät. In der Verantwortung steht auch das soziale Umfeld. Im besten Fall ist ein Bewusstsein für die Problematik schon entwickelt, bevor die Sektgläser klirren.

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