Ein Sommer voller Politiker

Nun ist eine Woche der großen Ferien vorbei. Man hat das Gefühl, dass neben Lehrern, die sich bekanntlich fast die ganze Ferienzeit intensiv auf den Unterricht des nächsten (sehr langen) Schuljahres vorbereiten, vor allem ranghohe Politiker, meist Minister, aber immer öfter auch Fraktionsvorsitzende, arbeiten.

Die haben zwar keine Sitzungen von Parlamenten, Kabinetten oder Ausschüssen zu absolvieren, stattdessen begeben sie sich auf Tour durch ihr Land. Das nennen sie dann Sommerreise. Gemeint ist damit meist eine nach regionalem Proporz zusammengewürfelte Reihe von Betriebsbesichtigungen, Bootsfahrten, Wanderungen - bei Grünen auch gerne mal eine Projektvorstellung von Naturschutzverbänden.

Welcher PR-Berater diese Art von Politikerreisen einst erfunden hat, ist nicht bekannt. Dass es ein PR-Berater gewesen sein muss, kann jedoch vermutet werden. Denn, wer schon einmal bei einem dieser Termine als unbeteiligter Beobachter dabei war, merkt schnell, mit inhaltlicher Tiefe hat das meist nicht viel zu tun. Eher damit, dass eine gewisse Bürger-, Wirtschafts- oder sonst eine Nähe zur Schau gestellt werden soll. Die Reisetätigkeit in diesem Jahr ist besonders hoch - praktisch jeder, dem ein Budget für solche Touren zur Verfügung steht, ist irgendwie, irgendwo unterwegs. Der Grund ist klar: Im Herbst sind Bundestagswahlen.

Offiziell ist das natürlich kein Wahlkampf, sondern Amtshandlung als Minister oder Fraktionschef, sonst dürfte man ja keine öffentlichen Ressourcen dafür verwenden. Sonderlich sinnvoll ist das Ganze nicht, dennoch wird es in den kommenden Jahren wohl so weitergehen. Vielleicht gibt es im nächsten Jahr sogar Osterreisen. Denn die Kommunalwahl 2014 ist am 25. Mai und damit vor den Sommerferien.

Für 2015 würden sich dann Winterreisen anbieten, die ihre zweifelhafte Werbewirkung vor der Landtagswahl im Frühjahr 2016 entfalten.

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