Ein Stadtrat voller Ärzte

Bitburg · Die im Bitburger Stadtrat am häufigsten vertretene Berufsgruppe ist die der Ärzte. Sieben Ratsmitglieder haben Medizin studiert - hinzu kommen eine Apothekerin und ein Rettungsdienstleiter. Damit gibt es im Rat weit mehr Mediziner als in der Bevölkerung insgesamt. Auch die Selbstständigen sind überrepräsentiert.

Bitburg. Vom Großprojekt Bit-Galerie über die Erweiterung der Kita Liebfrauen bis zum Abriss der Treppe an der Wittlicher Straße: Über die Zukunft Bitburgs und alle Belange der Kommune entscheidet der Stadtrat. Seine 28 Mitglieder vertreten die Interessen der Bürger. Damit das auch tatsächlich so ist, soll das Gremium in etwa so zusammengesetzt sein wie die Gesamtbevölkerung. Das gilt für Jung und Alt, Frauen und Männer, Arbeiter und Unternehmenschefs - so das Ideal (siehe Extra Zahlen).
Dass das in der Praxis nicht immer ganz so funktioniert, zeigt ein Blick in den Bitburger Stadtrat: Das durchschnittliche Stadtratsmitglied ist männlich, 55 Jahre alt, hat ein Medizinstudium abgeschlossen oder verdient sein Geld als Selbstständiger.
Im Bitburger Stadtrat sitzen acht Angestellte, vier Rentner und ein Hausmann. Zudem sind 15 Selbstständige, vom Schreinermeister über den Fotografen bis zum Architekten, im Rat vertreten. Sie stellen die größte Gruppe dar - in Wittlich ist es ähnlich (siehe Hintergrund Im Vergleich).
Ein ganz normaler Arbeiter, eine Hausfrau? Fehlanzeige. Stattdessen fällt auf: Viele Bitburger Ratsmitglieder haben einen medizinischen Hintergrund. Drei praktizierende Ärzte sitzen im Rat, außerdem eine Apothekerin, der Leiter im Rettungsdienst des DRK, ein Zahnarzt und ein Chirurg sowie ein Chirurg im Ruhestand. Auch ein Tierarzt ist vertreten. "Ärzte haben einen Bekanntheitsbonus", erklärt Manfred Böttel (FBL, Rettungsdienstleiter). Auch Realschullehrer Johannes Roß-Klein (Bündnis90/Grüne) glaubt: "Zwischen Arzt und Patient herrscht Vertrauen. Deswegen gibt man solchen Leuten auch eine Stimme."
Viele Ratsmitglieder würden es begrüßen, wenn es mehr als die aktuell sieben Frauen geben würde. Roß-Klein: "Frauen betrachten die Dinge anders!" Marie-Luise Niewodniczanska (FDP, Architektin und Dozentin im Ruhestand) erklärt: "Gerade Frauen, die Job und Familie unter einen Hut bringen müssen, finden für Politik aber nur wenig Zeit."
Ein größeres Problem gibt es beim Nachwuchs. Stephan Garçon (SPD, selbstständiger Fotograf, 48 Jahre): "Ich bin seit 20 Jahren einer der Jüngsten - das kann nicht sein."
Auch Winfried Pütz (Liste Streit, selbstständiger KFZ-Sachverständiger) sagt: "Wir hätten gerne mehr junge Leute, die sich engagieren." Tierarzt Peter Wagner (CDU) wendet ein, dass es aber vor allem um Erfahrung und Kompetenz gehe. "Jung um jeden Preis muss nicht sein."
Meinung

Mischung könnte bunter sein
Wie sich der Stadtrat heute zusammensetzt, so ist er gewählt worden. Die Mitglieder machen eine wichtige Arbeit. Klar könnte die Mischung noch bunter sein. Mehr Arbeiter, Frauen oder junge Leute könnten sich engagieren. Dazu müssten sich aber eben mehr Menschen für die Wahlen aufstellen lassen - und dann auch gewählt werden. e.blaedel @volksfreund.de Extra

In der Region Trier (Stand 2010) ist ein Fünftel der Bürger 65 Jahre und älter, in etwa so hoch ist also auch der Anteil der Rentner. Nach Angaben des Statistischen Landesamts sind 56,3 Prozent der Berufstätigen Angestellte. 27 Prozent sind Arbeiter, beispielsweise Handwerker. Selbstständige stellen 10,7 Prozent. eibExtra

Im Wittlicher Stradtrat stellen die Selbstständigen mit neun Mitgliedern die größte Gruppe des 32-köpfigen Rats. An zweiter Stelle stehen die acht Angestellten, gefolgt von sieben Angehörigen des öffentlichen Diensts. Außerdem sitzen vier Rentner, drei Studenten und eine Hausfrau im Rat. Ein Mitglied ist Arzt. eib

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