Ein Teil der französischen Republik

PRÜM. (kth) Anlässlich des Internationalen Museumstages am Sonntag, 18. Mai, präsentiert das Museum der Verbandsgemeinde Prüm eine Sonderausstellung, die umfangreich die napoleonische Zeit von 1794 bis 1814 in der Abteistadt und im Prümer Land beleuchtet.

Im Herbst des Jahres 1794 hatten die französischen Revolutionsheere das gesamte linke Rheinufer besetzt. Legalisiert durch die Friedensverträge von Campo Formio (1797) und Lunéville (1801) wurden Prüm und das Kreisgebiet für fast zwei Jahrzehnte Bestandteil der französischen Republik. Museumsleiter Franz-Josef Faas veranschaulicht in der Ausstellung im Prümer Museum die Einteilung der Gebiete in Departements, Arrondissements, Kantone und Mairien (Bürgermeistereien). Das ehemalige Oberamt Prüm wurde im Departement Sarre Sitz eines Arrondissements mit neun Kantonen. Dokumente und Fotokopien belegen die Namen der Prümer Unterpräfekten Jean Francois Pettmesser, Claude Francois Louis Prudhomme und Graf de Salle. Zunächst hatte die Unterpräfektur ihr Domizil in der Abtei, später in dem im Jahr 1769 erbauten Haus Steinheuer am Johannismarkt. Bereits vor der Ankunft der Franzosen waren die Prümer Mönche auf das rechte Rheinufer geflüchtet, ebenso wie der Trierer Bischof Clemens Wenzeslaus, der nach Augburg ins Exil gegangen war. Beeindruckend dokumentiert die Ausstellung den Wandel der Gesellschaft unter den Kirchen feindlichen Franzosen und den Untergang der deutschen Klein- und Kleinststaaten infolge der neuen Verwaltung. Eine Reihe neuer Gesetze wurde in Kraft gesetzt. Das einschneidendste für den geistlichen Kurstaat Trier war die Auflösung der Klöster und Stifte. Das Kloster Prüm, einst Ausgangspunkt des Stadtlebens, wurde durch Säkularisation aufgehoben. Die Ausstellung macht den unersetzlichen Verlust der berühmten Prümer Klosterbibliothek deutlich, deren wertvollen Handschriften und Gemälde weit in fremde Bibliotheken verstreut wurden. Die Abteikirche wurde 1802 zur Pfarrkirche erklärt, die Stiftskirche für 2000 Franc (etwa 550 Taler) auf Abbruch verkauft. Indes wurden die leibeigenen Bauern zu freien Bürgern. Aber die fälligen Steuern mussten nach dem neuen Recht sofort in bar bezahlt werden. Andernfalls wurden sie rücksichtslos eingetrieben.Dokumente zur Schlacht bei Arzfeld

Laut Faas befasst die Schau sich mit nahezu allen Bereichen des öffentlichen Lebens während der Franzosenherrschaft. Zum Beispiel findet man unter anderem informative Schriften, Dokumente und Gegenstände über das Schul-, Vermessungs- und Feuerwehrwesen, über Strassen- und Brückenbau, die Einführung der Zivilehe, der Standesamtsregister, der Hausnummern und über die Freimaurerloge in Prüm. Über die Schlacht bei Arzfeld (Klöppelkrieg) am 30. Oktober 1798 wird ebenso berichtet wie über die Erschießung von fünf 18- bis 21-Jährigen Eifelern nahe des Prümer Friedhofs, die sich der Zwangsrekrutierung in die Grande Armée Napoleons widersetzt hatten. Indessen ist es eher unwahrscheinlich, dass Napoleon jemals in Prüm war, obwohl verschiedene Ansichtskarten der Hotels Kaiserhof und Goldener Stern mit der Abbildung eines "Napoleons-Zimmers" vorliegen. Die Sonderausstellung im Museum wird Sonntag, 18. Mai 2003, um 11.30 Uhr eröffnet.

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