Ein Traum mit Wasserrecht

Wann genau die Biermühle bei Gransdorf errichtet worden ist, weiß keiner so genau. Doch die Geschichte des historischen Gemäuers lässt sich bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen. Und wer das aufwendig restaurierte Anwesen heute besucht, hat das Gefühl, die Zeit sei seit damals stehengeblieben.

Gransdorf. "Mein Mann ist ein etwas eigenartiger Belgier", sagt Heidi Weyns, und der eigenartige Belgier, der neben ihr sitzt, grinst. Eigenartig ist Arthur Weyns deshalb, weil er vor 30 Jahren, als beide heirateten, etwas Ungewöhnliches mit in die Ehe brachte, nämlich einen Dachstuhl aus dem Jahr 1550.

Ausschließlich historische Baustoffe verwendet



"Bei uns fängt man mit dem Hausbau unten an", habe sie ihm damals gesagt, doch ihr Mann habe sich davon nur wenig beeindrucken lassen. Auch wenn er letztendlich dann doch unten angefangen hat.

Mittlerweile ist das Haus gebaut, steht in Belgien, und dass Arthur dafür fast 30 Jahre Bauzeit benötigt hat, liegt daran, dass er nahezu ausschließlich historische Baustoffe verwendet hat, die er zunächst erst einmal sammeln musste. Ein neues Haus aus alten Materialien - das war das, was der eigenartige Belgier immer wollte. Und dass sie es nun dennoch verkaufen, liegt an einem weiteren, noch größeren Wunsch. Und um diesen Wunsch zu erfüllen, ist der mittlerweile 60-Jährige vor sieben Jahren in die Offensive gegangen: "Suche alte Wassermühle zum Restaurieren" stand als Anzeige in der Zeitung. Zwei Jahre haben beide gesucht, bis sie dann irgendwann auf eine Ruine bei Gransdorf gestoßen sind. "Mein Mann sah in dem Müllhaufen etwas sehr Schönes", erinnert sich Heidi, wohingegen sie zunächst eher skeptisch gewesen sei. Gebürtig stammt sie aus Franken. Und auch wenn ihre Heimatregion nicht weniger reizvoll sei, so habe sie sich dennoch von Anfang an in die Eifel verliebt, erklärt die Hausherrin, die sich mittlerweile nichts Schöneres vorstellen kann, als in dieser Mühle zu leben. "Wir haben eine Ruine gefunden und daraus ein Paradies gemacht", sagt sie.

Ihr Paradies ist ein altes Mühlengebäude, das wahrscheinlich in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet wurde und nach Jahrzehnten des Leerstands 2003 von den Weyns' gekauft und in den Jahren darauf komplett restauriert wurde. Und natürlich ist Bauherr Arthur seiner Liebe zu historischen Baustoffen treu geblieben. Fast alles, was verarbeitet wurde, hat er in der Umgebung mühsam gesucht und schließlich gefunden: alte Eichenbalken und Sandsteinplatten, Türen, Beschläge und Schlösser. "Das Einzige, was nicht hier aus der Gegend kommt, ist die Treppe", sagt er. Die stammt aus Belgien und ist ebenfalls mehrere Jahrhunderte alt. Über dieses massive Eichenbauwerk geht es vom großen Wohnsaal in den ersten Stock, über genagelte Dielen durch Sandsteingewände in niedrige Räume, deren Wände mit Lehm verputzt sind.

Umbau dauert fast sieben Jahre



Fast sieben Jahre hat der Umbau gedauert, der für die Weyns' jedoch von Anfang an mehr als nur die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes war. Das Ganze sei auch ein pädagogisches Projekt gewesen, an dem die drei erwachsenen Kinder, die Neffen und Nichten sowie deren Freunde und Freundinnen mitgeholfen hätten. Und das mit Begeisterung. Abends wurde dann in dem riesigen Indianerzelt, das hinter der Mühle steht, gemeinsam gesessen, geredet und natürlich gegrillt und getrunken. "Die Nächte waren meistens sehr kurz", sagt Arthur.

Treffpunkt für Freunde und Verwandte ist die Biermühle auch heute noch. Und auch die Bauarbeiten sind längst nicht abgeschlossen. Denn etwas Wesentliches fehlt noch: das Mühlrad. Schließlich haben Arthur und Heidi nicht nur eine Mühle, sondern auch das dazu gehörende Wasserrecht. Und das will der inzwischen pensionierte Elektroingenieur nutzen, um Strom zu erzeugen. Deshalb steht demnächst noch die Errichtung eines Mühlrads an. Und etwas oberhalb der Mühle lagern bereits alte Fachwerk-Balken für den Bau eines Wirtschaftsgebäudes. Das Fundament steht bereits. Und den Dachstuhl dafür hat der eigenartige Belgier natürlich auch schon.

Sind auch Sie verliebt in alte Steine? Leben Sie in einem denkmalgeschützten oder alten Haus und haben Lust, uns über Ihre Motivation zu dieser Wohnweise zu erzählen? Dann mailen Sie uns an eifel@volksfreund.de

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