Ein Verfechter der Würde des Menschen

Schleiden/Vogelsang · Zwei Ausstellungsorte, ein Künstler. Werke von Otto Pankok, Vertreter der Künstlergruppe Neues Rheinland, sind an zwei Standorten in Rheinland-Pfalz zu sehen: im Forum Vogelsang und im Gymnasium in Schleiden.

 Ein Selbstporträt von Otto Pankok, gezeigt in einem Film von Dietrich Schubert über dessen Zeit in Pesch. TV-Foto: Manfred Hilgers

Ein Selbstporträt von Otto Pankok, gezeigt in einem Film von Dietrich Schubert über dessen Zeit in Pesch. TV-Foto: Manfred Hilgers

Schleiden/Vogelsang. "Die Ausstellung beginnt bereits jetzt weit über die Region hinauszustrahlen", sagte Helmut Schuster, der Leiter des Clara-Fey-Gymnasiums, bei der Eröffnung der Ausstellung in Vogelsang. Gemeint ist die Präsentation der Werke des Künstlers Otto Pankok (1893-1966), die gleich an zwei Orten gezeigt werden, nämlich im Pädagogischen Zentrum des Gymnasiums in Schleiden und im Forum Vogelsang im Nationalpark Eifel.
Das Bischöfliche Gymnasium, die Seelsorge im Nationalpark und in Vogelsang und die Initiative "Vogelsang ip" präsentieren die Ausstellung "Von der Bruderschaft mit aller Kreatur - Otto Pankok". Etliche der gezeigten Kohlezeichnungen und Holzschnitte entstanden in den Jahren von Pankoks innerem Exil in Pesch, Ortsteile von Nettersheim (Kreis Euskirchen), wo der von den Nazis verfemte und mit Malverbot bedachte Künstler Unterschlupf fand. Höhepunkt der Vernissagen in Schleiden und Vogelsang war der Auftritt von Eva Pankok, der Tochter des Künstlers, die mit ihm und ihrer Mutter Hulda von 1941 bis 1946 in Pesch lebte. "Der Titel soll eine Annäherung an das sein, was Pankok wichtig war: die Würde des Menschen und die Natur", erklärte Christoph Leisten.
Pankok habe diese Vision gelebt und sei dafür eingetreten. Bei der letzten Reise, die Eva Pankok mit ihrem Vater in die Bretagne unternahm, wo er im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte, habe er traurig geäußert: "Hier lagen Berge von Leichen. Alle mit dem Bajonett erstochen." In der Zeit nach dem Krieg sei er erschöpft gewesen "von den Menschen". "Du musst raus, um die Natur zu zeichnen", habe seine Frau ihm immer wieder geraten. Bis zu diesem Zeitpunkt seien seine Bilder "aufgeregt" gewesen, dann habe er bei einem Aufenthalt in Spanien festgestellt, dass es nicht nur böse Menschen gebe. Wollte er zunächst nur Olivenbäume, Sonne, Meer und Wind zeichnen - was er auch tat -, so fand er auch "liebe Menschen". Er lernte Spanisch und zeichnete die Menschen. In Spanien entstand auch sein erstes christliches Bild, ein Abendmahl: Jesus im Kreise von spanischen Fischern und Bauern. So konnte er den Ersten Weltkrieg doch noch überwinden.
Dass auch Tochter Eva mit dem Malen begann, sei für Otto Pankok eine Selbstverständlichkeit gewesen. "Du bist Farbe", sagte er zu ihr. Ihr und auch seinen Schülern in Düsseldorf habe er nie etwas vorgeschrieben. Wenn ihm etwas besonders gut Gelungenes an den Werken der Studenten auffiel, machte er ihnen Mut. Sonst habe er ihnen geraten: "Einfach nur hinschauen." Eva Pankok will in Hünxe am Niederrhein, wo Pankok bis zu seinem Tod lebte und wo sich das Otto-Pankok-Museum befindet, eine Malschule einrichten. Und dort will sie es halten, wie einst ihr Vater: "Das Malen soll Spaß machen." "Die Kunst Otto Pankoks ist ein herausragendes Werk der Menschlichkeit", beschrieb Schuster die Bilder des Künstlers. "Für mich ist Pankok als Mensch ein großes Vorbild", so Pastoralreferent Georg Toporowsky. KEH
Otto Pankok (1893 bis 1966 ) war Mitglied der Künstlergruppe Junges Rheinland. Unter den Nationalsozialisten erhielt er Arbeitsverbot. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Die Doppelausstellung von Werken Otto Pankoks ist bis zum 15. März in Vogelsang und bis zum 23. November im Gymnasium zu sehen. Die Ausstellung in Vogelsang ist täglich von 10 bis 17 Uhr geöffnet, die in Schleiden an den Schultagen von 13.15 bis 16 Uhr sowie am 1., 2., 8., 9., 15. und 16. Oktober und am 19. und 20. November jeweils von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Infos unter www.vogelsang-ip.de

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