Bürgerinitiative Olzheimer wollen Dorfsaal vor Verkauf retten

Olzheim · Der Maiisch-Saal steht vor dem Verkauf. Jahrzehntelang wurden dort die großen Feste gefeiert. Da die Gemeinde wegen anderer Projekte finanziell ausgereizt ist, wollen nun engagierte Bürger einen Verein gründen mit dem Zweck, den Saal zu kaufen.

 Sie wollen den Maiisch Saal in Olzheim erhalten und dafür einen Verein gründen.

Sie wollen den Maiisch Saal in Olzheim erhalten und dafür einen Verein gründen.

Foto: TV/Stefanie Glandien

„Sitzend gehen hier 200 bis 220 Menschen rein“, sagt der Olzheimer Bürger Norbert Wirtz. Und stehend kann es das Dreifache sein, so dass niemand mehr umfallen kann. Alles schon mal vorgekommen im Maiisch-Saal bei fröhlichen Dorffesten an Kirmes oder Karneval in Olzheim.

Diese und andere Anekdoten weiß Herbert Juchems zu erzählen, der stellvertretend für seine Schwestern die Immobilie verkaufen will. Jahrzehntelang haben Maria und Irmgard Juchems noch hinter der Theke gestanden und die Gäste bewirtet. Doch das wurde den nun 87 und 91 Jahre alten Damen dann doch zu viel. Im vergangenen Jahr wurde noch einmal kräftig Karneval gefeiert – dann kam Corona und die Idee, es jetzt vielleicht doch mal gut sein zu lassen.

Herbert Juchems bot die Immobilie samt Grundstück einem Makler an. Das versetzte einige Olzheimer in Alarmstimmung. Die befürchteten, dass, sollte das Gebäude in private Hände gelangen, Schluss ist mit den schönen Feiern im Saal, weil dieser eventuell anders genutzt werden könnte.

Die Ortsgemeinde konnte den Saal nicht erwerben, da sie gerade den Ausbau des Kindergartens finanziell stemmen muss. „Der Ausbau der Kita ist prioritär. Die wird sehr groß erweitert, und da können wir uns weitere Ausgaben derzeit nicht leisten“, sagt Ortsbürgermeister Oswin Hoffmann.

Doch es gibt einen Rettungsplan. Damit die Dorfgemeinschaft weiterhin den Saal nutzen kann, soll der Verein Maiisch-Saal gegründet werden. Dieser soll die Immobilie kaufen und für Veranstaltungen vermieten. Dazu werden Mitglieder gesucht, die dem Verein beitreten und mit ihrem Mitgliedsbeitrag oder einem Bürgerdarlehen das Vorhaben unterstützen.

Gekauft werden soll das gesamte Ensemble, wobei es für das Wohnhaus nur ein späteres Ankaufsrecht gibt, da es noch von den beiden Eigentümerinnen bewohnt wird. Die sind übrigens einverstanden mit dem engagierten Plan. „Wir wissen ja, mit wem wir es zu tun haben“, sagt Herbert Juchems.

Zwar gibt es im Ort auch ein Dorfgemeinschaftshaus, doch dort enden die Kapazitäten bei etwa 100 Menschen. Die Olzheimer sind aber gewohnt, auch größere Feste zu organisieren. Das beweist allein die fast zehn Meter lange, stattliche Theke im Saal, die Sektbar, die alte Kegelbahn, die man reaktivieren könnte, und die große Bühne, die vor zwei Jahren von den Vereinen neu aufgestellt wurde.

Erbaut wurde der Maiisch-Saal, dessen Namen abgeleitet ist vom Hausnamen Maier, 1949 von Johann Juchems. Schon im gleichen Jahr wird dort die erste Kirmes gefeiert. Und das wollen die Olzheimer, einer langen Tradition folgend, auch zukünftig dort tun. Dazu brauchen sie aber die Unterstützung vieler Engagierter.

„Wir wollen den Saal nicht aufgeben, deswegen sind wir fest dazu entschlossen, einen Verein zu gründen, um den Saal zu retten“, sagt Jürgen Huth. „Wir hoffen, dass möglichst viele Menschen Lust bekommen, Mitglied im Verein zu werden, um unser Vorhaben zu unterstützen“, sagt Tim Wilkins. Gerne hätten sie die Interessierten bei einer Einwohnerversammlung informiert, aber das ist wegen Corona nicht möglich.

70 bis 100 Mitglieder müssten es schon sein, um das ehrgeizige Projekt finanzieren zu können, haben die Gründer errechnet. Olzheim hat 609 Einwohner. Die Initiatoren hoffen jedoch darauf, dass auch Einwohner aus den umliegenden Dörfern mitziehen.

Herbert Juchems hält das für eine hervorragende Idee: „Ich finde das extra gut“, sagt er. Er sei froh, dass es Interesse aus dem Dorf an dem Saal gibt. Aber auch darüber, bald die Belastung für das große Anwesen und Grundstück los zu sein. „Es gab immer viel zu tun.“

 Die wohl längste Theke der Eifel steht in Olzheim: Engagierte Bürger wollen den Maiisch-Saal erhalten und für diesen Zweck einen Verein gründen.

Die wohl längste Theke der Eifel steht in Olzheim: Engagierte Bürger wollen den Maiisch-Saal erhalten und für diesen Zweck einen Verein gründen.

Foto: TV/Stefanie Glandien
 Im Maiisch-Saal gibt es auch eine Sektbar.

Im Maiisch-Saal gibt es auch eine Sektbar.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Sollte der Coup gelingen, könnte der Maiisch-Saal vielleicht schon zur nächsten Kirmes am 2. November wieder knüppelvoll werden, ganz nach dem Motto: umfallen unmöglich.

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