Ein zeichnerischer Ausflug ins Grüne

Ein Ausflug ins Grüne - das hört sich nach Idyll an, nach Erholung und Sorglosigkeit. Allerdings wird man in der aktuellen Ausstellung von Oliver Schulze in der Zülpicher Galerie Roy schnell eines Besseren belehrt. Denn der Ausflug führt einen direkt in die innere Gedankenwelt des jungen Künstlers.

Die Gesellschaft in Zeichnungen, möglichst unzensiert: Der Künstler Oliver Schulze mit einigen seiner Werken. Foto: Nicole Berbuir

Die Gesellschaft in Zeichnungen, möglichst unzensiert: Der Künstler Oliver Schulze mit einigen seiner Werken. Foto: Nicole Berbuir

Zülpich. Der Künstler Oliver Schulze legt in seiner Ausstellung "Ausflug ins Grüne" seine Gedankenwelt schonungslos mit seinen Zeichnungen offen, die die Wände der Galerie Roy bedecken.

Ein gezeichnetes Bild der Gesellschaft



Es gibt kein erkennbares System oder eine Ordnung, nach der die Bilder angebracht wurden und der Künstler ist selbst erstaunt über die Wirkung seiner Werke: "Ich arbeite in einem kleineren Raum, da kann ich immer nur ein paar Zeichnungen an die Wand hängen. Ich sehe die Zeichnungen jetzt auch zum ersten Mal in dieser Form." Die Besucher der Vernissage brauchen Zeit, bis sie sich zu den Werken äußern können. Nach mehreren Runden hört man sie leise flüstern: "Langsam habe ich mich eingesehen und daran gewöhnt."

Oliver Schulze zeichnet alles, was ihm in den Kopf kommt, versucht so ein möglichst unzensiertes Bild der Gesellschaft zu schaffen. Trotzdem sind die Zeichnungen nicht durchgängig negativ oder kritisch, es ist eine Mischung der unterschiedlichen Gefühle und Ereignisse, die Schulze auf absolut ehrliche, teils leicht obszöne Weise aufs Papier bringt.

Die künstlerische Ausdrucksweise des Zeichnens kommt ihm dabei gelegen, denn vor allem die Schnelligkeit dieser Technik liegt ihm: "Ich kann durch die Zeichnungen sehr schnell auf meine Gedanken reagieren. Die Technik hat sich mit der Zeit ganz von selbst entwickelt. Mittlerweile kommen so bis zu zehn Zeichnungen an einem Tag zustande", erklärt der geborene Amsterdamer, der seit seinem 14. Lebensjahr zeichnet. Die Kreativität scheint bei Oliver Schulze unbegrenzt, richtet sich aber doch deutlich gegen eine Medien- und Konsumgesellschaft, die er in seinen Bildern beschreibt und zerstört.

Die comicartigen Figuren, die teils auf den ersten Blick noch friedlich und fast niedlich wirken, offenbaren oft erst auf den zweiten Blick, welches Schicksal sie wirklich verbergen. Die Vielfalt, welche Oliver Schulze in seiner Ausstellung bietet, ist anstrengend und gerade deshalb lohnenswert. Wer sich auf die genialen Zeichnungen einlässt, wird geradezu in einen Rausch versetzt, der durch jedes neue Bild weiter angetrieben wird.

Die Ausstellung läuft noch bis zum 20. Juni in der Galerie Gundolf Roy, Nideggener Straße 25, 53909 Zülpich. Internet: www.kunstontour.de

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